Asche ist reines Weiß

Asche ist reines Weiß

Eine Frau macht sich auf die Suche nach ihrem Mann – einem chinesischen Mafiaboss, für den sie fünf Jahre im Gefängnis saß.

27.02.2019

Von Dorothee Hermann

Als die schöne Qiao (Zhao Tao) nach fünf Jahren wieder aus dem Knast kommt, erkennt sie ihr Land kaum wieder. Der Aufschlag in der Realität fällt auch deshalb so hart aus, weil vor den Gefängnistoren niemand auf sie wartet. Dabei war Qiao für ihren Gangsterfreund Bin (Liao Fan) in den Knast gegangen.

Dennoch macht sie sich auf die Suche nach ihm und lässt sich, von ihren Gefühlen überwältigt, zunächst übertölpeln wie eine Anfängerin. Einst hatte Qiao keine Probleme, sich in der knallharten Welt der Triaden (der chinesischen Mafia) durchzusetzen. Gemeinsam mit Bin bewegte sie sich wie ein exotischer Schmetterling durch Karaokebars und Hinterzimmer voller Glücksspieler, unbeschadet von der aggressiv aufgeladenen Atmosphäre. Sie unterstützte sogar ihren alten Vater, der sich vergeblich gegen den Niedergang des Kohlebergbaus stemmt, und zunehmend hilflos versucht, seine Vorstellungen von ehrlicher Arbeit auch unter den neuen Kapitalisten durchzusetzen.

Qiaos Schiffsreise weg vom entlegenen Gefängnis durch die berühmten Drei Schluchten des Jangtse inszeniert der chinesische Regisseur Jia Zhangke wie eine traumähnliche Passage zurück in die Welt der Lebenden. Das hat überhaupt nichts Esoterisches: Eine blecherne Megafonstimme informiert die Reisenden, dass ein gigantisches Staudammprojekt die uralte Flusslandschaft unwiederbringlich verändern wird (genau wie der Knast und die Trennung die Protagonistin). Als Qiao schließlich einen der alten Kontaktmänner aufspürt, der sich zum Geschäftsmann gewandelt hat, lässt Bin sich verleugnen. Durch einen Trick gelingt es ihr, eine Begegnung herbeizuführen.

Das alles ist viel mehr als ein Gangsterfilm und führt tief hinein in die Brüche und das Schweigen zwischen Liebenden, die zwischen die Mühlsteine einer gnadenlosen Ökonomie geraten sind.

Erzählt mit einer trickreichen Gangstergeschichte so phantastisch wie elegisch vom neuen China.


Asche ist reines Weiß