Arthur & Claire

Arthur & Claire

Zwei Menschen, zwei Geschichten, doch beide wollen in Amsterdam ihrem Leben ein Ende setzen - und sich gegenseitig davon abbringen.

07.03.2018

Von Dorothee Hermann

Arthur & Claire
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Der Wiener Arthur, um die 60, ist einer dieser angeätzten Überdrüssigen, die jedem auf die Nerven gehen (und am meisten vielleicht sich selbst). Das ist eine Rolle, die ordentliche Prise Selbsthass inbegriffen, die dem österreichischen Kabarettisten Josef Hader auf den Leib geschrieben ist.

Arthur hat Krebs und will sich in Holland eine Spritze geben lassen, bevor es wirklich schmerzhaft für ihn werden könnte. Die Nacht vor der tödlichen Injektion verbringt der Lebensmüde in einem schicken Amsterdamer Hotel. Trotz der gediegenen Behaglichkeit (Ledersessel, Gemälde in Goldrahmen) bahnt sich die schlechte Welt auch dort ihren Weg in sein empfindliches Nervenkostüm. Aus einem anderen Zimmer dröhnt laute Musik. Arthur hält es nicht vor dem eben bestellten Abendessen, er eruiert die Lärmquelle und findet eine junge Frau (grandios: Hannah Hoekstra als Claire), die viel zu viele Tabletten bei sich hat.

Schließlich brechen die beiden Leidensgenossen wider Willen auf in die Nacht. Und der Zuschauer wird Zeuge, wie der dauerbeleidigte Arthur sich arg schwer tut: Sei es im Restaurant mit dem Tofu-Salat, sei es beim Joint im Coffeeshop, wo Claire ganz selbstverständlich durch die Rauchschwaden gleitet, Arthur aber Stress beim Entspannen hat. Auf diese beiläufige Weise trifft Haders gelegentlich selbstverliebtes Mackertum, das Georg Friedrich als prolliger Sidekick im Kulturfuzzi-Midlife-Crisis-Drama „Wilde Maus“ noch unterstrich, endlich auf ein starkes weibliches Gegenüber.

Das unwahrscheinliche Duo schafft es sogar, in einer tristen Ecke Amsterdams eine wunderbare Kneipe aufzutun („So stelle ich mir Wien vor“) – wie von den gemeinsamen Sehnsüchten hingezaubert. Ganz große Klasse (neben Hannah Hoekstra): der Barkeeper (Errol Trotman-Harewood). Leider fällt das Ende (Regie: Miguel Alexandre) enttäuschend stereotyp aus.

Zwei reizvoll gegensätzliche Selbstmordkandidaten schlittern nach einer Nacht in Amsterdam in ein fades Ende.

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Erstellt:
07.03.2018, 01:12 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 54sec
zuletzt aktualisiert: 07.03.2018, 01:12 Uhr

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