Anna

Anna

Action-Thriller um eine russische Spionin, die als Model getarnt im Pariser Leben der High Society mitspielt.

17.07.2019

Von Dorothee Hermann

Die Persönlichkeitsspaltung à la Dr. Jekyll und Mr. Hyde, zwischen harmloser Fassade und grenzenloser Brutalität, war bisher meist eine Männerdomäne. Der französische Regisseur Luc Besson überträgt das Motiv auf Anna (Sasha Luss), gefeiertes Model in Paris und Auftragskillerin für den russischen Geheimdienst KGB, berüchtigter Vorläufer des FSB.

Erst die russischen Agenten konditionieren Ex-Junkie Anna auf die stählerne Härte und den unbändigen Überlebenswillen, den sie für ihre gnadenlosen Einsätze benötigt. Vorgesetzte und Zuchtmeisterin ist die britische Starschauspielerin Helen Mirren als Olga, die ihrer Rolle hinter einer riesigen dunklen Brille offenbar einiges abgewinnen kann.

Der Film scheint die Altlasten des Kalten Kriegs mit der Gegenwart eines seinerseits menschenverachtenden Glamour-Business verschmelzen zu wollen. Hier KGB – dort Paris, wo Anna eine Affäre mit ihrer Kollegin Maud (Lera Abova) hat. Bald wird sie für die Freundin so undurchschaubar wie nur je ein männlicher Actionheld der Vergangenheit.

Vielleicht ist das alles bloß eine Projektion des Regisseurs, dem es nicht gelingt, seinen Erfolg „Nikita“ (1990) in die Gegenwart zu transportieren. Dann wäre nur die Dämonisierung einer klugen, schönen Frau als Kampfmaschine zu sehen, die aber keinen brennenderen Wunsch hat, als sämtliche Zwangsverhältnisse endlich hinter sich zu lassen. Zeitweilige Beschützerfiguren auf ihrem tödlichen Weg, ausnahmslos Agentenkollegen, sind ebenso ambivalent wie sie selbst. Vor- und Rückblenden zerstückeln die Chronologie wie Annas Waffen ihre Opfer.

Als Auftragskillerin so perfekt wie als Model, doch wie Anna wirklich ist, beantwortet der Film nicht.

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