Alexander McQueen - Der Film

Es sieht aus wie eine Performance beweglicher Skulpturen aus seltsamen, lebenden Materialien, so schnell geschnitten, dass man nicht sicher sein kann, ob man eben blutige Häute gesehen hat – oder Modekreationen, die Horrorelemente und Gewalt einbeziehen. „Savage Beauty“ (Wilde Schönheit) hieß die Gedenkschau für Alexander McQueen im Londoner Victoria & Albert-Museum. Sie war 2015 ein Publikumshit.

McQueen hat beispielsweise einen schwarzen Mantel mit menschlichem Haar ausgekleidet und rot gefüttert, wie für den Protagonisten eines grausamen Märchens. Seine frühen Kollektionen hießen „Jack the Ripper Stalks his Victims“ oder „Highland Rape“. Letztere zitierte die Gewaltgeschichte zwischen England und Schottland. „Ich bin kein Frauenfeind“, sagt McQueen im Film: Er wollte zeigen, was ein Mann einer Frau antut.

Man erfährt, dass der Stardesigner ein verträumter Schulabbrecher im Londoner East End war, der im Unterricht lieber Kleider zeichnete, als sich auf so sperrige Fächer wie Biologie einzulassen. McQueen war ein dicklicher Junge, ein bisschen unbeholfen (wie Archivaufnahmen zeigen), und etwas von dieser Unsicherheit haftete ihm noch an, als er kometengleich von Erfolg zu Erfolg eilte.

Das Regie-Duo Ian Bonhôte und Peter Ettedgui zeichnet nach, wie das Ausnahmetalent einer obsoleten Luxusbranche noch einmal Leben einhauchte und teuer dafür bezahlte. Dabei hatte der Sohn eines Londoner Taxifahrers keine günstigen Startbedingungen, um in der Welt der teuren Illusion(en) mitzuhalten.

Zahlreiche Weggefährten kommen zu Wort. Manche bedauern, dass es so etwas wie privates Glück für McQueen wohl nie gab. Seinem Filmporträt gibt die Musik von Michael Nyman eine fast zärtliche Intensität, wie sie dem Designer wohl nur selten zuteil wurde. Am 11. Februar 2010 erhängte er sich in seiner Londoner Wohnung.

Der ambivalente Aufstieg eines unsicheren Jungen aus kleinen Verhältnissen zum angesagtesten aller Modemacher.