A Rainy Day in New York

A Rainy Day in New York

In dem Woody Allen-Film darf die Studentin Ashley einen berühmten Regisseur interviewen. Doch dies bringt das romantische Wochenende mit ihrem Freund völlig durcheinander.

03.12.2019

Von Madeleine Wegner

A Rainy Day in New York

Es ist Ashleighs großer Tag. Die Studentin darf für die Uni-Zeitung den Regisseur Roland Pollard interviewen. Roland! Kreisch! Pollard! Ashleigh verehrt den Künstler und seine Filme. Entsprechend nervös ist sie vor dem Gespräch. Wird sie wenigstens ein paar intelligente und einfallsreiche Fragen stellen? Nein, wird sie nicht. So viel sei vorweggenommen.

Unsicher und kichernd sitzt sie in der Lobby eines New Yorker Hotels. Das Gespräch dauert nur wenige Minuten und schon darf Ashleigh auf eine große Geschichte hoffen: Der Künstler steckt in einer Schaffenskrise.

Und so schlittert die Studentin von einer ungeplanten Situation in die nächste und das ursprünglich geplante romantische Wochenende mit ihrem Freund Gatsby droht zu platzen.

Der wartende Gatsby lässt sich unterdessen durch die abwechselnd in unwirklich warmes Licht getauchten oder regengrau verschleierten Straße seiner geliebten Heimatstadt New York treiben. Während Ashleigh zunehmend berauscht von all den neuen Erfahrungen ist: Dank immer mehr älterer Männer, die ihr scheinbar zu Füßen liegen, erhält sie immer tiefere Einblicke in die Filmbranche – bis sie schließlich in den Armen eines klischeehaft südländisch heißblütigen Schauspielers landet. Sie ist so unverschämt unverbraucht. Begeistert und nicht besonders substanzreich schwärmt sie vom Werk der alten Männer und damit von den Männern selbst. Für die verbrauchten Künstler ist sie wie eine Frischzellenkur mit langen Beinen.

Lässt hier der Künstler dank psychologischer Selbstspiegelung durch sein Werk tief blicken? Und wenn ja: Will man’s wissen? Geht der gerade 84 Jahre alt gewordene Woody Allen mit „A Rainy Day in New York“ womöglich noch einen Schritt weiter und überspannt den Bogen, um seinen Kritikern eine lange Nase zu zeigen? Kann man dem früheren Meister – gerade nach seinem erschreckend einfallslosen letzten Kinofilm („Wonder Wheel“) – überhaupt so viel Metaebene zutrauen?

Besonders nach den neu aufgeflammten Debatten schweben über seinem Film die Missbrauchsvorwürfe. Versucht man dennoch diese Großstadtromanze von solchen Interpretationsansätzen frei zu machen, was bleibt dann noch?

Eine einfältige junge Frau in Mini-Rock, eine taffe, noch jüngere Frau (ebenfalls im Mini) und ein unreifer, nicht sonderlich interessanter Hipster in Tweedjacke, der sich zwischen den beiden Mädchen entscheiden muss. Ziemlich mau für eine Romanze in der vielleicht aufregendsten Stadt der Welt.

Ob Woody Allen hier psychologische Nabelschau betreibt oder nicht: Die Wahl seiner Charaktere ist recht zweifelhaft.

A Rainy Day in New York

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Erstellt:
03.12.2019, 18:19 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 12sec
zuletzt aktualisiert: 03.12.2019, 18:19 Uhr

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