TAGBLATT-Hallenfußballturnier

Zu kompliziert zu decken

Im reinen Tübinger Stadt-Finale besiegt die TSG vor 800 Fans in der Mössinger Steinlachhalle den SV 03 mit 5:3 nach Verlängerung.

12.01.2020

Von Tobias Zug

In Aktion: Max Steinhilber, Torhüter des SV 03 Tübingen, im Finale gegen die TSG Tübingen (mehr Bilder auf tagblatt.de/g4752.html). Bild: Uli Rippmann

In Aktion: Max Steinhilber, Torhüter des SV 03 Tübingen, im Finale gegen die TSG Tübingen (mehr Bilder auf tagblatt.de/g4752.html). Bild: Uli Rippmann

Die jungen Spieler hätten kaum noch Lust auf Hallenfußball. Klagen viele Vereine. Bei der TSG Tübingen haben sie jedenfalls keinen zum TAGBLATT-Turnier nach Mössingen prügeln müssen: „Das waren lauter Jungs, die Bock hatten“, sagte TSG-Trainer Michael Frick über seine acht Auserwählten, weshalb diesmal nicht wie früher sein Co-Spielertrainer Goran Divljak und er selbst kicken mussten – oder durften.

Spaß hätten die beiden jedenfalls sicher gehabt, mit diesen Jungs zu kicken, von denen kaum einer 1,80 Meter hatte – für die Halle prädestinierte, technisch starke und wendige Spieler. „Die machen so viel Radau“, sagte Max Steinhilber, Torhüter des SV 03 Tübingen, „was die laufen und untereinander kreuzen, da blickst gar nicht mehr durch, wen du da decken musst.“

Und doch hielt der SV 03 im Nachbarschaftsfinale super mit: Mario Kuhn brachte den SV 03 vor 800 Zuschauerinnen und Zuschauern in Führung, umgehend glich Miguel Almeida aus. Einen Schuss von Yannick Zenner lenkte Dennis Hagan ins eigene Tor zur TSG-Führung. Felix Müller, dessen Turnier-Hobby der Pass mit der Bande war, schoss den Ball wieder an die Bande, von dort rollte er vor die Füße von Niklas Mayer, der diesen ins leere Tor zum 2:2 einschob.

Das temporeiche und spannende Endspiel ging in die sechsminütige Verlängerung: Da traf Hagan gleich mal mit dem Außenrist ins TSG-Tor. Per Freistoß glich Zenner aus. Auf Vorlage von Zenner traf Fridrich zum 4:3. Der SV 03 probierte nochmal alles – und kassierte nach Bandenpass von Adil Iggoute das 3:5 durch Almeida. „Ich bin nicht derjenige, der sein Team für zwölf Hallenturniere anmeldet“, sagte Frick, „jetzt haben wir beim Stadtpokal und TAGBLATT-Turnier mitgemacht und alles gewonnen – das ist doch schön.“

Praktisch die Antithese zu den jungen und quirligen TSG-Kickern bildete der SV Nehren: Der Landesligist trat unter anderem mit seinen Routiniers Pedro Keppler (32 Jahre), Robert Keller (30) und Daniel Frank (30) an, die zwar nicht mehr in Überschallgeschwindigkeit rauf und runter wetzten, dafür halt mal geschickt den Körper rausstellten, um den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Und zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren.

Torjäger Pedro Keppler wechselte sich mit Patrick Fuchs im Tor ab, ging meist rein, wenn der SVN im Ballbesitz war. „Wir spielen taktisch gut und stehen hinten auch gut“, sagte Keppler, der sich vor zwei Jahren die Achillessehne gerissen hatte beim Turnier. „Auch deshalb, und weil ich nicht so fit war, habe ich lange überlegt, mitzuspielen“, sagte er, „aber ich bin so infiziert von dem Turnier, das ist immer noch ein Highlight.“ Drei Mal hat Keppler das Turnier bereits gewonnen, ein viertes Mal wurde ihm verwehrt, weil der SVN im Halbfinale im Neunmeterschießen verlor. Gegen den SV 03 Tübingen. Dessen Torwart Max Steinhilber stand wie 2017 mit der U19 der TSG Balingen wieder im Turnierfinale – und wieder verlor er. „Aber ich habe ja noch Zeit, das mal zu holen“, sagte Steinhilber. Mit 21 ist er noch recht jung.

Der Torjäger, der eigentlich keiner ist

Eine Weile schien es, als könnte der Torrekord von Kirchentellinsfurts Alexander Neagos (17 Tore 2006) beim diesjährigen TAGBLATT-Turnier fallen: Noah Dörre von der TSG Tübingen hatte nach der Vorrunde 9 Buden auf dem Konto, nach der Zwischenrunde schon 13. Ab dem Viertelfinale traf er aber gar nicht mehr. „Er ist eigentlich gar kein kaltschnäuziger Knipser“, sagte TSG-Trainer Michael Frick über Dörre: „Er ist viel in Bewegung, mit ihm kann man super kombinieren.“ Auch Dörre (21) sieht sich nicht als Stürmer: „Ich bin eher ein Vorlagengeber, meine Lieblingsposition auf dem Feld ist hinter den Spitzen.“ Seine vielen Tore in der Halle seien das Ergebnis von Teamwork: „Wir haben gut kombiniert, da musste ich die Dinger oft nur einschieben.“ Auf den Geschmack gekommen ist Dörre aber schon, bei seinen bisherigen 4 Saisontoren soll’s nicht bleiben: „10 sollten drin sein.“