Tübingen

Von denkmalgeschützten Stadionzaun-Pfosten

Am Stadion des SV 03 Tübingen ist so einiges denkmalschutzwürdig – keine Frage. In erster Linie die historische Holztribüne.

15.11.2018

Von Vincent Meissner

Auch die Hecken sollen erneuert werden (im Hintergrund der Stadion-Nebenplatz).Bild: Vincent Meissner

Auch die Hecken sollen erneuert werden (im Hintergrund der Stadion-Nebenplatz).Bild: Vincent Meissner

Da akzeptieren selbst die freiheitsliebendsten Zigaretten-Raucher das Qualmverbot. Will schließlich keiner dafür verantwortlich sein, dass dieses rot gestrichene Schmuckstück abbrennt.

Doch die Tribüne ist nicht das Einzige, was dort unter Denkmalschutz steht – die Gesamtanlage ist geschützt. Das heißt, diesen besonderen Schutz genießen auch die Betonpfosten, an denen der Maschendrahtzaun befestigt ist, der um den Großteil des Stadionareals – mitsamt blauer Tartanbahn, Beachvolleyballfeld und Nebenplatz – führt. Denn die Zaunbauten stammen aus den 1920er-Jahren, als das damalige Universitäts-Stadion gebaut wurde. Und man stelle sich vor, selbst der Maschendrahtzaun ist denkmalgeschützt!

Das wäre alles nicht sehr bedeutsam, wären Betonpfosten und Maschendrahtzaun nicht erheblich in die Jahre gekommen und müssten erneuert werden. Genau das ist jetzt der Fall, weil die Stadt bei der Sanierung des Stadions im Jahr 2009 die Erneuerung des ziemlich löchrigen Zauns als nicht so dringlich ansah.

Bei vielen Betonpfosten hat die Erosion inzwischen das Innenleben zum Vorschein gebracht, andere sind schon eingestürzt und an einigen Stellen hat die Stadt sogar zur Sicherheit Bauzäune aufgestellt. „Das Thema ist notwendig“, sagt auch Fußball-Abteilungsleiter Michael Urban vom SV 03 Tübingen. „Es besteht die Gefahr, dass ein Pfosten umfliegt und ein Kind trifft.“

Nun stellte sich die Stadtverwaltung die Frage, wie der Zaun am besten repariert werden kann. Die vernünftigste Variante – weil erfahrungsgemäß stabil und lange haltend – wäre eine sogenannte Gittermatte. Doch da legte die Denkmalschutz-Behörde ein Veto ein. Die „einzige denkmalkonforme realistische“ (Zitat aus der Vorlage des Ortsbeirats Stadtmitte) Möglichkeit sei der Wiederaufbau mit den historischen Pfosten. Und die Pfosten, die zu kaputt sind, sollen durch neue ersetzt werden.

Das kostet zwar zunächst weniger (290 000 Euro) als die Gittermatte (400 000). Doch „nachteilig ist, dass diese Ausführung weniger stabil und langlebig ist und voraussichtlich deutlich früher zu einer erneuten Sanierung führt“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Im Klartext: Mittelfristig ist die Variante mit den denkmalgeschützten Betonpfosten teurer.

Und das klingt dann schon etwas nach Schildbürgerstreich. Um Missverständnissen vorzubeugen: nichts gegen Denkmalschutz, der eine wichtige zivilisatorische Errungenschaft ist. Aber von Hecken – die übrigens auch erneuert werden müssen – zugewucherte Betonpfähle und Maschendrahtzaun? Und das, wo ja an der Ostseite des Geländes schon ein Zaun aus Gittermatten steht. Da wäre das Geld besser in neue Kunstrasenplätze investiert. Denn davon gibt es immer noch zu viele alte, auf denen sich Kicker ihre Knochen kaputt machen.

Auch die Hecken sollen erneuert werden (im Hintergrund der Stadion-Nebenplatz).Bild: Vincent Meissner

Auch die Hecken sollen erneuert werden (im Hintergrund der Stadion-Nebenplatz).Bild: Vincent Meissner

Hier, zwischen Jahnallee und SV03-Trainingsplatz ist der denkmalgeschützte Maschendrahtzaun schon eingestürzt.Bild: Vincent Meissner

Hier, zwischen Jahnallee und SV 03-Trainingsplatz ist der denkmalgeschützte Maschendrahtzaun schon eingestürzt.Bild: Vincent Meissner

Das stählerne Innenleben eines Betonpfostens. Bild: Vincent Meissner

Das stählerne Innenleben eines Betonpfostens. Bild: Vincent Meissner

Ein Bauzaun soll den eigentlichen Zaun vor dem Zusammenfall und Passanten vor dem Zaun schützen. Bild: Vincent Meissner

Ein Bauzaun soll den eigentlichen Zaun vor dem Zusammenfall und Passanten vor dem Zaun schützen. Bild: Vincent Meissner