Wie beim Handball

TSG Tübingen gewinnt das 35. TAGBLATT-Hallenfußballturnier

Am Finaltag ist der fünfte Feldspieler bei vielen Teams ein beliebtes Mittel. Am Ende siegt die TSG Tübingen vor 700 Zuschauern.

14.01.2018

Von David Scheu

Kurz nach dem Aufwachen hatte Goran Divljak am Sonntag eine Idee. „Ich habe nach unseren Spielen am Samstag überlegt, wie wir noch öfter Überzahl-Situation schaffen können“, sagte der Co-Trainer der TSG Tübingen. Seine Lösung: Er selbst wechselte die Position. Am Samstag hatte Divljak noch im Feld mitgespielt, am Sonntag beim Finaltag dann als Keeper – ohne Handschuhe, dafür mit viel Vorwärtsdrang und oft sogar in der gegnerischen Hälfte.

Dabei war Trainer Michael Frick zunächst nicht restlos überzeugt. „Wir haben vereinbart, dass wir es im ersten Spiel versuchen und dann weitersehen“, sagte Divljak. Aus dem einen Spiel wurden sechs: In allen TSG-Partien am Sonntag wechselten sich Divljak und der gelernte Keeper Fazli Krasniqi zwischen den Pfosten ab. Hatte die TSG den Ball, spielte meist Divljak als zusätzlicher Feldspieler – ein taktisches Mittel, das vor allem im Handball gerne angewandt wird. So war’s für die Fans ziemlich unterhaltsam: Überzahl hier, leerstehende Tore da. Am Ende gewann die TSG mit ihrer Taktik das Turnier. „Die haben das richtig gut gemacht mit dem fünften Feldspieler“, lobte Benedikt Rammeiser vom unterlegenen Finalisten SV Nehren.

Drei im Gleichschritt (von links): Schiedsrichter Dominik Schaal, Nehrens Spielertrainer Philipp Reitter und TSG-Angreifer Adil Iggoute.Bild: Rippmann

Drei im Gleichschritt (von links): Schiedsrichter Dominik Schaal, Nehrens Spielertrainer Philipp Reitter und TSG-Angreifer Adil Iggoute.Bild: Rippmann

In den Viertelfinals siegten der SV Nehren gegen A-Ligist FC Hechingen (4:0) und der SV 03 Tübingen gegen Bezirksligist Spvgg Mössingen (3:1) in der regulären Spielzeit. Die anderen beiden Viertelfinals waren enger: Die SG Reutlingen traf gegen den TB Kirchentellinsfurt zwei Sekunden vor Ende zum 2:2, unterlag dem TBK dann aber doch im Neunmeterschießen. In dieses musste auch die TSG gegen Croatia Reutlingen und setzte sich mit 4:2 durch.

So kam’s im Halbfinale zum Tübinger Stadtderby zwischen TSG und SV 03. Und das war ein richtig offenes Spiel mit ständigen Führungswechseln. Drei Minuten vor Ende brachte der SV angesichts eines 2:4-Rückstandes Kapitän Luka Silic als fünften Feldspieler. Und tatsächlich gelang Silic 52 Sekunden vor Ende der 3:4-Anschlusstreffer. Zu mehr reichte es für den SV aber nicht mehr.

Da Nehren das zweite Halbfinale gegen den TBK gewann, hatten die letzten beiden Turnierspiele einen besonderen Reiz: Im Spiel um Platz 3 traf Trainer Robert Hofacker mit Kirchentellinsfurt auf seinen früheren Verein SV 03 Tübingen – wobei die Tübinger trotz nur zwei Minuten Pause nach dem Halbfinale 7:2 gewannen. Im Finale standen dann mit Verbandsligist TSG Tübingen und dem Landesliga-Siebten SV Nehren die beiden ranghöchsten Teams des Turniers. Letztlich holte sich die TSG den Titel durch einen 3:1-Sieg nach Toren von Noah Dörre (2) und Adil Iggoute (1), nachdem Robert Keller das zwischenzeitliche 1:1 für Nehren erzielt hatte.

Vergangenes Jahr hatte TSG-Finaltorschütze und Winter-Zugang Iggoute übrigens noch für die U19 der TSG Balingen beim TAGBLATT-Turnier in Mössingen gekickt. „Mit dem Sieg habe ich echt nicht gerechnet“, gestand TSG-Trainer Frick, „eigentlich hatte ich am Nachmittag was anderes vor.“

SV 03 Tübingen mit gleich zwei Top-Torjägern

Mit jeweils 13 Treffern teilten sich die Daniel Genuardi und Mouhamed Arfaoui vom SV 03 Tübingen die Auszeichnung für den besten Torjäger des Turniers. Dabei hatte Genuardi im Spiel um Platz 3 erst 20 Sekunden vor Ende seinen Turniertreffer Nummer 13 erzielt – und hätte fünf Sekunden vor der Schlusssirene fast noch ein Tor nachgelegt, scheiterte aber freistehend. „Absichtlich habe ich diese Chance nicht vergeben“, sagte Genuardi, ergänzte aber auch: „Jetzt sind zwei Tübinger Torschützenkönig, das ist doch super!“ Und Arfaoui konnte es ohnehin verschmerzen, nicht alleiniger Sieger zu sein: „Ich war ja schon beim Tübinger Stadtpokal Torschützenkönig.“