TAGBLATT-Turnier

SV Croatia Reutlingen siegt

Reutlinger Stadtduell im Endspiel: Croatia gewinnt das 36. TAGBLATT-Turnier durch einen 3:1-Finalsieg vor 800 Zuschauern gegen B-Ligist Anadolu.

13.01.2019

Von David Scheu

Sicher war sich Kapitän Ante Galic von Croatia Reutlingen nicht, ob die Kräfte bei seinem Team am Finaltag reichen würden. Denn anstatt nach den Vorrundenspielen am Freitagabend die Beine hochzulegen, stand ein ziemlich anstrengender Samstag an: Früh morgens ging es mit der gleichen Besetzung nach Karlsruhe, wo 24 Mannschaften die jährliche baden-württembergische Meisterschaft aller kroatischen Fußballteams ausspielten. Auch da lief’s: Im Finale gewann Croatia 3:2 gegen NK Hajduk Villingen. Am nächsten Morgen ging’s dann in der Steinlachhalle beim TAGBLATT-Turnier weiter.

Dass Croatia dieses happige Programm gut meisterte, lag dem Kapitän zufolge vor allem an der Spielweise: „Wir haben nicht eigensinnig gespielt, sondern den Ball laufen lassen. Das hat Kraft gespart“, sagte Galic, der für das Team verantwortlich war – Coach Robert Michnia schaute von der Tribüne aus zu. „Wir Spieler organisieren das in der Halle meistens selbst“, sagte Galic. Im ersten Viertelfinale gewann Croatia deutlich gegen Bezirksliga-Konkurrent FC Rottenburg mit 5:1, danach hatte der SV Nehren beim 5:0 gegen Bezirksligist FC Hechingen ebenfalls kaum Probleme. Spannender und überraschender verliefen dann die Viertelfinals Nummer drei und vier, in denen die Tübinger Teams vom SV 03 und der TSG gegen Kreisligisten ausschieden. Erst unterlag Landesligist SV 03 gegen A-Ligist SGM Poltringen/Pfäffingen mit 1:3 (siehe Artikel „Soll Schwung geben“), dann verlor Verbandsligist TSG gegen den vier Ligen tiefer spielenden B-Ligisten Anadolu Reutlingen – wobei der sich wirklich nicht durchs Turnier duselte, sondern richtig gute Kicker in seinen Reihen hatte.

Harun Güney zum Beispiel, der schon bei den Young Boys Reutlingen, der TuS Metzingen und dem VfL Pfullingen Landesliga-Erfahrung gesammelt hat. Drei Minuten vor Ende brachte Güney sein Team gegen die TSG dann auch in Führung, Lukas Hartmann glich 30 Sekunden vor Ende per Abstauber aus. Dann unterhielten beide Teams die Halle eine ganze Weile vom Zehnmeterpunkt. Nach 13 verwandelten und 3 verschossenen Zehnmetern jubelte Anadolu über den Halbfinal-Einzug.

Dort machte zunächst Croatia gegen Poltringen/Pfäffingen ernst und gewann mit 4:1. Im zweiten Semifinale ging Anadolu zunächst gegen den SV Nehren durch ein Stochertor von Emre Secilmis in Führung. In der Folge riskierte der SVN mehr und mehr: Vor allem Co-Spielertrainer Pedro Keppler, der sich mit Stefan Fuchs als Torwart abwechselte, schaltete sich immer wieder bis über die Mittellinie als fünfter Feldspieler mit ein und ließ das eigene Tor verwaist. 100 Sekunden vor Ende machte sich der Aufwand schließlich bezahlt, als Benedikt Rammeiser zum 1:1 für Nehren traf. Vom Zehnmeter-Punkt hatte dann aber Anadolu die besseren Nerven: Rammeiser traf nur die Latte, Marco Binder scheiterte am stabilen Anadolu-Torwart Himmit Hisil, ehe Metecan Ünal den überraschenden Finaleinzug des B-Ligisten klarmachte.

Im Endspiel ging Außenseiter Anadolu gegen den Stadtrivalen Croatia fünf Minuten vor Ende dann sogar durch Spielertrainer Ercan Acar in Führung. Dann aber legte Croatia los und drehte die Partie durch einen Doppelpack von Mirko Jelcic, der vor einigen Jahren mal auf dem Balkan mit dem Kicken sein Geld verdiente in der 2. bosnischen Fußball-Liga und der 1. kroatischen Futsal-Liga. Andrija Petrovic machte mit dem 3:1 für Croatia nach einem Zuspiel über die Bande in einem fairen Finale schließlich alles klar.

Anadolu-Coach Acar war trotzdem zufrieden: „Wir haben ein super Turnier gespielt.“ Und der Aufstieg in die A-Liga ist bei sieben Punkten Vorsprung auf den Zweiten auch greifbar: „Das ist ganz klar das Ziel. Irgendwann ist vielleicht auch die Bezirksliga mal möglich.“

Alle Ergebnisse findet ihr hier auf FuPa.net.

Doppelt bemerkenswert

Mit elf Toren wurde Moritz Weise vom SV 03 Tübingen bester Torschütze des Turniers – was aus gleich zwei Gründen bemerkenswert war: Erstens, weil Weise sonst nicht gerade der Torjäger vom Dienst ist und in der bisherigen Saison in zwölf Landesliga-Spielen auf gerade Mal ein Törchen kam. Und zweitens, weil er durch das Viertelfinal-Aus des Nulldrei zwei Partien weniger zur Verfügung hatte als die Spieler der vier Halbfinalisten. Vermutlich hatte Weise selbst nicht mehr damit gerechnet, die Trophäe mitzunehmen: Bei der Siegerehrung war er schon gar nicht mehr in der Halle. Die Auszeichnung holte dafür in Vertretung SV-Abteilungsleiter Michael Urban ab, für den es auch ein ungewohntes Gefühl war: „Das letzte Mal war ich in der D-Jugend für den SV bester Torschütze bei einem Turnier“, sagte Urban.