Kommentar · VfB Wahlkampf

Riethmüller und Rassismus? Giftpfeile von Pit Gottschalk

Tagblatt-Sportredakteur Hansjörg Lösel über eine Intrige im Wahlkampf um die Präsidentschaft beim VfB Stuttgart.

29.11.2019

Von Hansjörg Lösel

Christian Riethmüller beim TAGBLATT-Gespräch. Bild: Ulrich Metz

Christian Riethmüller beim TAGBLATT-Gespräch. Bild: Ulrich Metz

Als Claus Vogt und Christian Riethmüller vor wenigen Wochen zu den finalen Kandidaten für die Wahl zum Präsidenten des VfB Stuttgart gekürt wurden, versprachen sich die beiden vor allem einen fairen Wahlkampf. Die beiden Kontrahenten gehen tatsächlich pfleglich mit einander um, schließlich sind sie als Waldenbucher (Vogt) und Tübinger (Riethmüller) beinahe Nachbarn.

Zwei Wochen vor dem Showdown am 15. Dezember flogen am Freitag aber mediale Giftpfeile in Richtung Riethmüller. Pit Gottschalk, der frühere Chefredakteur von Sport-Bild und bis 2018 bei Funke Sport, schrieb „mal was zum VfB Stuttgart“ und stellte in seinem Blog „Fever Pit’ch“ die Frage: „Rassismus-Eklat oder Missverständnis?“ Im Laufe des Donnerstags hätten ihn Gerüchte über Christian Riethmüller erreicht, raunte Gottschalk, die „Zweifel an seiner politischen Haltung nährten.“ Der Tübinger habe vor dem Mitglieder-Ausschuss des VfB von seiner früheren Tätigkeit bei Aldi berichtet. In diesem Zusammenhang habe Riethmüller gesagt, beim Discounter hätten nur Türken eingekauft.

Auf TAGBLATT-Anfrage erklärte Riethmüller am Freitag, er habe wertfrei von einem Image gesprochen. „Das ist ein großer Unterschied – wer mich kennt und mit mir zusammenarbeitet, weiß genau, dass ich mich gegen Diskriminierung und Rassismus einsetze“, sagte der 45-Jährige. Er finde es bedenklich, so Riethmüller, „dass mir einzelne Personen das Wort im Mund herumdrehen, um mir zu schaden.“

Dank Gottschalks Netzwerk hat es seine Polemik unter anderem auf die „Focus“-Seite geschafft. Sein gezierter Aufreger-Journalismus wird endgültig krude, als er Clemens Tönnies ins Spiel bringt. Zur Erinnerung: Der Präsident des FC Schalke 04 hatte als Redner auf einer öffentlichen Veranstaltung in Paderborn angeregt, Kraftwerke in Afrika zu finanzieren. Begründung: „Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren.“ Einen solchen Satz gleichzusetzen mit Riethmüllers Aussage, ist gelinde gesagt verwegen – Gottschalk tut es dennoch. „Der Fall erinnert sehr an Clemens Tönnies“, schreibt der Journalist. Und schließt die Frage an, „aus welchem Holz“ der oberste Repräsentant eines Bundesliga-Vereins geschnitzt sein müsse, „darf er mit seiner Wortwahl überhaupt in eine Situation geraten, dass man ihm eine rassistische Äußerung unterstellen kann?“ Scheinheiliger lässt es sich kaum formulieren.

Gut möglich aber, dass die Kampagne gegen Riethmüller eine ganz andere Wirkung entfaltet. Die Netz-Reaktionen fielen jedenfalls eindeutig zu Gunsten des Tübingers aus, in den Kommentaren auf Gottschalks Twitter-Account ist die Rede von „Denunziantentum“ und „Unverschämtheit“. Und ein User stellt die Frage: „Warum lanciert jemand zu diesem Zeitpunkt etwas?“ Die Vorstellung Riethmüllers im Mitglieder-Ausschuss war schließlich eine interne Veranstaltung, Gottschalk muss also aus diesem 18-köpfigen Gremium heraus instrumentalisiert worden sein.

Riethmüller und Vogt jedenfalls setzen im direkten Umgang weiter auf Fairness, absolvieren gemeinsame Auftritte. Nach einer Diskussion des Duos mit Podcast-Machern diese Woche wurde die Frage gestellt, wen die Teilnehmer wählen würden. Die Mehrheit streckte bei Riethmüller.

Christian Riethmüller: Neuer VfB-Präsident?
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© Moritz Hagemann 08:09 min
Der Tübinger Christian Riethmüller will Präsident des VfB Stuttgart werden. Der 44-Jährige steht in der Endauswahl. Am 15. Dezember entscheiden die Mitglieder, ob der Geschäftsführer der Buchhandlung Osiander oder sein Kontrahent Claus Vogt den VfB fortan führen werden. Im Video einige Fragen an Riethmüller, als er das TAGBLATT in diesen Tagen besuchte und über sein Vorhaben mit den Redakteuren Hansjörg Lösel, Tobias Zug, Vincent Meissner sowie David Scheu sprach.
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Erstellt:
29.11.2019, 18:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 28sec
zuletzt aktualisiert: 29.11.2019, 18:00 Uhr

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