Fußball · Relegation

TSV Ofterdingen: Der Lauf geht weiter

Ofterdingen gewinnt das Entscheidungsspiel zur Landesliga-Relegation mit 4:3 (2:0) gegen Rottweil. Überragend wieder die Angreifer Löffler und Schmitt.

19.06.2022

Von Tobias Zug

Gleich fällt er: Ofterdingens Tim Löffler holt den Elfmeter zum 3:1 heraus. Bild: Ulmer

Gleich fällt er: Ofterdingens Tim Löffler holt den Elfmeter zum 3:1 heraus. Bild: Ulmer

Nicht mal mehr Kraft zum Jubeln hatte er. Tim Löffler legte sich nur noch hin, als seine Teamkollegen auf ihn zurannten, nachdem der Ofterdinger Torjäger mit letzter Kraft noch einmal zu einem Sprint angesetzt und den Ball quer zu seinem Teamkollegen Jonas Walker gelegt hatte (83.), der nur noch den Fuß zum 4:2 hinhalten musste. Die Entscheidung war das in diesem irrwitzigen Entscheidungsspiel aber nicht, auch weil Walker kurz danach im Fünfmeterraum den Ball nichts ins Tor brachte: In der 90. Minute köpfte Rottweils Yannik Schädle noch das 3:4. Außer Jannick Schmitt, der die Lunge eines Vogels haben muss und in der Hitze noch zum Schluss jeden überlief, waren fast alle Ofterdinger geplättet und sehnten den Schlusspfiff herbei.

In der fünften Minute der Nachspielzeit raffte sich Löffler bei einem Konter tatsächlich nochmal zu einem Lauf auf, passte quer zu Dennis Schlegel, doch der scheiterte im Fünfmeterraum am FV-Torhüter Qerim Dinaj. Kurz danach erlöste Schiedsrichter Lukas Wahl die Ofterdinger mit dem Abpfiff. „In der Verlängerung hätten wir verloren, glaube ich“, sagte Tim Löffler.

Dabei hatte sein Team in der ersten Hälfte noch ein überragendes Spiel abgeliefert. Schnörkellos spielten die Ofterdinger auf dem top daliegenden Rasen des SV 03 Tübingen nach vorne. Ob links oder rechts: Schmitt war von keinem Rottweiler außen zu stoppen; er leitete sowohl das 1:0 ein (7.), als der Rottweiler Andreas Schmeisser dem einschussbereiten Löffler zuvor kam. Auch das 2:0 (26.) durch Leon Trage bereitete Schmitt über die linke Seite vor. Zwischendurch schepperte die Latte, als Löffler aus etwa zwanzig Metern abgezogen hatte. Und Walker schob den Fall nach Schmitt-Flanke (35.) frei vor dem Tor vorbei. „Die Zwei über außen sind abartig, andere Liga“, sagte Ofterdingens Kapitän Claudio Rago über das Duo Löffler und Schmitt. Sowieso: „Das war mit unsere beste Halbzeit in dieser Saison“, sagte Rago.

Ganz in Rot: Ofterdingens Fans unter den 550. Bild: Ulmer

Ganz in Rot: Ofterdingens Fans unter den 550. Bild: Ulmer

Doch in dem Tempo und Drang ging es beim TSV nicht weiter, „wir haben zwanzig Prozent weniger gemacht“, sagte Rago. Rottweil kam durch Johannes Wenzler (62.) zum Anschlusstor. Kurz danach tobten alle Rottweiler auf der Ersatzbank mitsamt ihren etwa 50 lautstarken, teils recht brachial-derben Anhängerinnen und Anhängern („Hängt die schwarze Sau!“) unter den 550 Zuschauerinnen und Zuschauern, als Wahl einen Freistoß für den TSV gab. FV-Trainer Mario Bibic warf eine Flasche weg, bekam die gelbe Karte.

Die heiße Phase unter der Sonne war eingeläutet. Aus abseitsverdächtiger Position kann Löffler weitab von jeglichen Verfolgern auf Dinaj zulaufen (67.), überlegt, ob er schießen oder ihn umspielen soll, entscheidet sich für letzteres – und wird vom FV-Torhüter gefoult. Lang zeigt dem Keeper erst die rote Karte, nimmt die nach Rücksprache mit seinem Assistenten zurück. Wegen Beleidigung erhält dafür ein FV-Betreuer Rot. Den fälligen Strafstoß schießt Schmitt ins Tor.

Trinkpause. Schmitt rannte zu den rotgekleideten TSV-Fans auf der Tribüne, ließ sich feiern. Die stimmten alte Schlachtgesänge an: „Keiner wird es wagen, unsern TSV zu schlagen“. Während Löffler danach eine Großchance vergab (80.), schoss Schädle gleich danach den vom Pfosten zurückgeprallten Ball zum 2:3 ins Tor.

Gewagt haben es die Rottweiler noch mal, aber geschlagen haben sie die Ofterdinger nicht. Die feierten mit ihren Fans, spielen jetzt am Sonntag (15 Uhr in Hirrlingen) in der Relegation gegen den SSC Tübingen um die Rückkehr in die Landesliga, aus der sie vor drei Jahren abgestiegen waren.

Die Ofterdinger sind zuversichtlich, haben im Jahr 2022 noch kein einziges Spiel verloren. „Ich kann mich am ersten Tag der Wintervorbereitung erinnern, da saßen wir alle zusammen und haben ganz klar ausgesprochen, dass wir Hirschau, Croatia und Hirrlingen jagen und Zweiter werden wollen“, sagte Claudio Rago, „wir haben eine richtig geile Truppe, jetzt wollen wir dieses Spiel auch noch gewinnen, dann wird es der Wahnsinn – dann schießen wir alles ab.“

TSV Ofterdingen: Beuter; Schwabe (66. Philipp Löffler), Dehner, Heim, Rago – Filipovic (80. Oelkuch), Schanz, Trage – Schmitt, Walker (90.+4 Schlegel), Tim Löffler

„Wir wollen noch ein Spiel für und mit Laur“

Weil das Spiel vom Württembergischen Fußballverband WFV ursprünglich auf Samstag angesetzt war, hatte Ofterdingens scheidender Spielertrainer Dominik Laur wie berichtet auf Sonntag die Taufe seines Sohnes gelegt – und fehlte deshalb gestern. Ein Regionalsportblog übertrug die Partie live im Internet, auf der Laur während der Feier das Spiel verfolgte. Co-Spielertrainer Werner Oelkuch hatte das Team gecoacht, unterstützt von den drei Mannschafts-Kapitänen um Rago. „Er hat vor dem Spiel sich bei uns nochmal entschuldigt, obwohl er ja nichts dafür kann, dass er nicht da ist“, sagte Rago, „aber es war auch ein Sieg für ihn. Wir haben gesagt, wir wollen auf jeden Fall noch ein Spiel für und mit Laur, das haben wir jetzt geschafft, und was gibt es besseres?!“

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Erstellt:
19.06.2022, 17:22 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 30sec
zuletzt aktualisiert: 19.06.2022, 17:22 Uhr

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