Tübingen · Fußball

Nach Abbruch: Die Unsicherheit bleibt

Der WFV-Plan mit dem Saisonabbruch ohne Absteiger bringt Probleme: Noch weniger Teams in den B-Ligen und Terminhatz nächste Saison.

15.05.2020

Von Tobias Zug & Vincent Meissner

Verabschiedet sich wohl als Meistertrainer von seinen Lustnauerinnen: Reinhold Kramer. Archivbild: Ulmer

Verabschiedet sich wohl als Meistertrainer von seinen Lustnauerinnen: Reinhold Kramer. Archivbild: Ulmer

Heute wollen Verantwortliche des Württembergischen Fußballverbands WFV noch mal einen neuen Anlauf versuchen und sich mit den Bezirksvorsitzenden und Bezirksspielleitern in einer Videokonferenz über die Situation austauschen. Eigentlich hatten sie das schon für vergangenen Samstag geplant, dann jedoch abgesagt. Am Dienstag kommunizierte der WFV dann Medienvertretern den Präsidiumsbeschluss, die Saison vorzeitig abzubrechen. Worüber der Mitte Juni geplante außerordentliche Verbandstag endgültig entscheiden soll.

Der Alb-Bezirksvorsitzende Josef Haug erhofft sich bei der Konferenz einige Informationen über anstehende Fragen. Beispielsweise, wie die Auswahl der Bezirksdelegierten für den Verbandstag abläuft. Vor ordentlichen Verbandstagen werden diese vom Bezirkstag gewählt. Da hatte der Bezirk Alb stets Mühe, genügend Freiwillige zu finden. Der Bezirk würde wieder die Vereine anschreiben, wer als Vereinsdelegierter auf dem Verbandstag abstimmen will.

Auch sei über den Bezirkspokal-Wettbewerb noch nicht gesprochen worden, da sollen „individuelle Lösungen gesucht werden“, schrieb der WFV. Im Bezirk Alb steht noch das Viertelfinale aus.

Eine B-Liga-Staffel fällt wohl weg

Mit dem geplanten Wegfall der Absteiger werden die Probleme in den drei Tübinger B-Liga-Staffeln nicht geringer: Dort gäbe es nach aktuellem Stand 28 Mannschaften, 5 weniger als bisher. Wobei die Zahl eher noch kleiner werden wird, da sich noch Vereine wie beispielsweise der SV Weiler und der TSV Dettingen Gedanken machen, ihre zweiten Mannschaften zusammenzuschließen. Neuner-Staffeln, wie in der B 7 diese Saison aus der Not entstanden, „können wir nicht machen für einen ordentlichen Spielbetrieb“, sagt Haug, „zwölf Teams sind das Minimum.“ Deshalb müsse eventuell eine Staffel gestrichen werden. Haug: „Wir müssen auch schauen, wie es in Reutlingen aussieht und dann dort wohl Mannschaften verteilen.“

Einer der Vereine, die von der vom Verband vorgeschlagenen Lösung profitieren würden, ist der TSV Lustnau. Genau die Hälfte der Spiele sind in der Verbandsliga absolviert – und die Fußballerinnen von Trainer Reinhold Kramer stehen ganz oben. Damit winkt der Aufstieg in die Oberliga, die vierthöchste Klasse in Deutschland. Angestoßen haben sie beim TSV allerdings noch nicht auf die Meisterschaft: „Erfahrungsgemäß ist es so, dass sowas durchgewunken wird“, sagt Trainer Kramer zwar. „Aber das kann man nie hundertprozentig sagen. Aber wir gehen davon aus. Schließlich müssen wir ja auch planen können.“

Wobei Kramer, der dieses Jahr 60 wird, in diesen Planungen nicht mehr die ganz zentrale Rolle spielt: Er tritt nach 15 Jahren als Trainer verschiedener Teams beim TSV zurück. Lustnau ist noch auf der Suche nach einem Nachfolger. „Es gibt zwar ein paar denkbare Lösungen, aber es ist noch nicht entschieden“, sagt Kramer. Der bisherige Co-Trainer Frieder Erne könnte sich vorstellen weiterzumachen. Da er selbst aktiv bei den Männern des TSV weiterspielen will, kommt für ihn der Cheftrainer-Posten allerdings derzeit nicht infrage.

Freiwilliges Training bei der TSG

Auch Trainer Michael Frick von der TSG Tübingen glaubt, dass der Vorschlag des WFV-Vorstands beim Verbandstag verabschiedet wird. Damit wäre final geklärt, dass die TSG in ihre vierte Saison in Serie in der Verbandsliga geht. Ganz zufrieden ist Frick jedoch nicht mit der Entscheidung mit Blick auf den Terminplan für die kommende Saison: „Man hat so jetzt den Weg mit dem vermeintlich geringsten Widerstand gesucht, aber es wird nächstes Jahr Probleme geben.“

Das Training mit seinem Team beginnt nächste Woche wieder. Die Teilnahme ist freiwillig. Frick tut sich schwer, ein Programm zu entwickeln, ohne zu wissen, wann das nächste Spiel steigt. „Klar kann ich eine Passübung machen und die variieren – und das auch eine ganze Weile – aber irgendwann kommen die Spieler und wollen zocken. Aber das geht momentan halt einfach nicht.“

Die Kicker des SV Wurmlingen (A- und B-Liga) haben sich entschieden, nicht mehr zu trainieren. Abteilungsleiter Kurt Schneider fragt sich bei den Verordnungsvorgaben auch, wer überhaupt zuständig ist: „Der DFB verweist auf den DOSB, das Land verweist auf die Stadt, die Stadt wieder auf die Covid-Verordnung – und am Ende braucht es einen Hygiene-Verantwortlichen des Vereins, der für alles den Kopf hinhalten muss.“

Was auf die Ohren auf tagblatt.de/sport

Was sagen die Betroffenen der Entscheidung des Württembergischen Fußball-Verbands (WFV)? Und wie stellen sie sich das Training in der Corona-Pandemie vor? Das haben wir Reinhold Kramer, Michael Frick, Kurt Schneider und Josef Haug gefragt. Zu hören ist das im Audioformat oben. Dort können Sie direkt reinhören oder die Datei runterladen, um sie beim Joggen oder im Auto auf der Fahrt ins Büro anzuhören. Wenn Sie Anmerkungen, Kritik oder auch Anregungen haben, melden Sie sich gerne bei uns entweder per E-Mail an sport@tagblatt.de, per Telefon 0 70 71/ 934-343 oder auf „Facebook“ auf unserer Seite „Tagblatt-Sport“.

Aufgrund von technischen Problemen steht die Audiospur aktuell nicht zur Verfügung.

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Erstellt:
15.05.2020, 18:30 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 25sec
zuletzt aktualisiert: 15.05.2020, 18:30 Uhr

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