Der Herr der Zahlen beim TAGBLATT-Turnier

Einen großen Hang zu Daten, Zahlen und Statistiken hatte Günther Nebe schon als Siebenjähriger, als er aus Zeitungen Tabellen ausschnitt und sammelte. Dazu ist er seit über 30 Jahren Mitglied im Deutschen Sportclub für Fußballstatistiken (DSFS). Aber wann er erstmals als Hallensprecher beim TAGBLATT-Turnier auftrat, „das weiß ich nicht genau“, sagt der 80-jährige Mössinger.

Die Auflösung gibt’s hier: 1999 war es. Wie es dazu kam, daran erinnert sich Nebe aber genau: Joachim Neukamm, Abteilungsleiter der Spvgg Mössingen und bis heute in der Turnierleitung, fragte Nebe, ob er für den bisherigen Sprecher Dieter Traub an den ersten beiden Spieltagen einspringen kann. Traub hatte sich an der Achillessehne verletzt. Nebe war damals Jugendleiter beim Turnierausrichter Spvgg Mössingen und war als solcher bereits Sprecher bei den Jugend-Hallenfußballturnieren der Spvgg.

Nebe machte seinen Job an den ersten Tagen jedenfalls so zufriedenstellend, dass TAGBLATT-Geschäftsführer Alexander Frate und der damalige Sportredakteur Hartmut Bihlmayer ihn baten, dies auch künftig zu tun. Im Turnierblatt, welches das TAGBLATT damals am Turnier-Sonntag herausgab, lobte Bihlmayer („hab“) den neuen Mann am Mikrofon, der „jetzt für den amtsmüde gewordenen Dieter Traub in der Turnierleitung sitzt“. Was Traub erzürnte, der alles andere als amtsmüde war. Nebe: „Ich habe auch gesagt, ich will ihm den Job nicht wegnehmen.“ Letztlich kam es dann doch zum Wechsel, seitdem sitzt Günther Nebe jedes Jahr beim TAGBLATT-Turnier im Kabuff gegenüber der Tribüne und gibt in seiner unaufgeregten Art und monoton durch, wer jetzt gerade das 3:1 geschossen hat, welches das soundsovielte Tor des Turniers ist, und welche Mannschaften sich für das nächste Spiel bereithalten sollen.

An diesem Wochenende wird es das (vorerst?) letzte Mal sein: Günther Nebe wird noch einmal die wichtigsten Fakten und Informationen an den drei Tagen durchgeben, dabei schon mit seinem möglichen Nachfolger Jakob Schuchmann. Der ist bei den (Freiluft-) Heimspielen der Spvgg Mössingen bereits Sprecher. Und da weitaus emotionaler als es der rational-nüchterne Nebe ist beim Hallenturnier. „Das werde ich ihm auch sagen“, sagt Nebe, „bei mir ist Mössingen genauso wichtig wie beispielsweise der SV Nehren, da wird meine Stimme nicht lauter.“

Auch sonst ist Zurückhaltung gefordert, beispielsweise beim Konsum von Kaffee oder Mineralwasser: Den folglichen Harndrang „muss man halt unterdrücken“, sagt Nebe. Vor Jahren assistierte Nebe ein Kollege, „der war ein starker Raucher und wollte dauernd raus“, erzählt Nebe, „da habe ich ihm dann gesagt, das geht natürlich nicht.“ Ein potenzieller Nachfolger Nebes („Ich wollte eigentlich mit 65 schon aufhören“) wurde der passionierte Raucher nicht: „Das war ihm dann zu stressig.“

Etwas wehmütig gehe er schon in sein Abschiedsturnier, sagt Nebe. Der gebürtige Darmstädter, der in der Jugend als Linksaußen beim SV Darmstadt 98 gekickt hatte, bereite sich dabei so akkurat vor wie seit 23 Jahren. Dazu gehört auch die Aussprache manch fremdländischer Namen: Nebe weiß, wann das „G“ in türkischen Nachnamen weich ausgesprochen wird. „Ich hatte schon in der Schule eine gewisse Sprachbegabung“, sagt er. Spanisch und Italienisch hat er auch gelernt.

Neben ihm in der Turnierleitung wird Dieter Wagner die Spielerbögen sortieren und für ihn vorbereiten. Joachim Neukamm, der auch die Spielpläne erstellt, ist für die Zeitnahme verantwortlich. Wie damals vor 24 Jahren.

Live-Ergebnisse vom TAGBLATT-Turnier gibt es hier.: