Gegen die Schrottberge

...und kommt weg

Ein Vorschlag gegen stehengelassene Räder in Tübingen.

09.09.2016

Von Wolfgang Jacobi, Tübingen

„Ich hab noch einen Koffer in Berlin“ – und ein Fahrrad in Tübingen. Wer die Stadt verlässt, lässt gerne ein Fahrrad zurück. Manche sind den Transport nicht wert, aber es gibt auch Stücke, bei denen man kaum fassen kann, dass sie jahrelang im Regen stehen. Die Stadtverwaltung kämpft etwas halbherzig gegen die Schrottberge an und wartet viel zu lange mit dem Abtransport. Es fehlt eine Nutzungsordnung für den öffentlichen Raum, wonach Fahrräder höchstens vier Wochen (oder sechs, oder acht …) unbewegt an einem Platz stehen dürfen. Danach gelten sie als herren(oder damen-)loses Gut, dürfen abtransportiert und verwertet werden.

Die turnusmäßigen „Bändelungs“-Aktionen könnten dann so ablaufen: Das Ordnungsamt weist am Ort des Geschehens mit großen Schildern darauf hin, dass hier und jetzt die Vier-Wochen-Frist kontrolliert wird. Dann erhalten sämtliche (!) Räder einen unauffälligen, biologisch abbaubaren (Papier-)Bändel, der beim Losfahren einfach abreißt. Was nach dieser Frist noch den Bändel trägt, wurde offenbar nicht bewegt und kommt weg. Auch wenn's noch ganz neu aussieht – dann erst recht! Auch wenn es festgekettet ist. Dürfen Schrottautos jahrelang auf Parkplätzen gammeln, nur weil sie abgeschlossen sind? Der „Radstall“ erhielte damit erstmals nicht nur völlig vergammeltes Zeug, sondern auch taugliche Räder. Danach ziehen die Hinweisschilder um an den nächsten Einsatzort. Wenn so die ganze Stadt Zug um Zug abgegrast wird, sieht sie nach einem Jahr anders aus.