Tübingen

Zynisches Lob

Innenminister Thomas Strobl verteidigte die Abschiebungen nach Afghanistan. Dagegen sammelte ein Tübinger Bündnis 4000 Unterschriften. Andreas Linder kritisierte im Leserbrief unsere Berichterstattung.

21.03.2017

Von Matthias Schuh, Tübingen

Herr Strobl hat in einem Punkt recht: Zwangsrückführungen von geflüchteten Menschen zurück in Krieg, Terror und Elend sind mitnichten eine fröhliche Angelegenheit, sondern in der Tat ein sehr bitteres „Geschäft" (für wen eigentlich?). Es ist aber zutiefst scheinheilig und unglaubwürdig, wenn er sich nun selbst auf seine Verwaltungsfunktion als Landesinnenminister reduziert und sich hinter der Asyl- und Aufenthaltsgesetzgebung auf Bundesebene versteckt.

Als langjähriger Bundestagsabgeordneter in der ersten Reihe und immer noch amtierender stellvertretender Bundesvorsitzender der Partei mit dem „C" im Namen war und ist Thomas Strobl maßgeblich politisch mitverantwortlich für sämtliche inhumanen und unchristlichen Verschärfungen des Asyl- und Aufenthaltsrechts in den letzten 20 Jahren, über deren harte Folgen für die Betroffenen er da, angesichts seines Empfangs am Mittwochabend in Tübingen, ein paar Krokodilstränen vergießt.

Sein nahezu zynisches Lob für das „gigantische Maß an Ehrenamt" kann sich Herr Strobl gerne schenken, wenn er ansonsten keine noch so unpassende Gelegenheit auslässt, um sich in populistischer Weise auf Kosten der Geflüchteten und ihrer ehrenamtlichen Unterstützer als oberster Scharfmacher seiner Partei in Sachen Flüchtlingspolitik zu profilieren.