Über wiedergewonnene Gartenfreuden

Zwischen GrasArt und High Life im Garten

Die Kirschblüten sind erfroren, den Äpfeln erging es nicht besser und auch die Rosen wurden von ihren Dornen offensichtlich nur unzureichend gegen den Kälteeinbruch geschützt. Der sogenannte Rasen, der sich einst zwischen Bäumen und Stauden erstreckte, ist längst vermoost, versteppt oder in einen anderen schwer zu definierten Zustand übergegangen.

24.05.2017

Von Uschi Kurz

Jegliche gärtnerische Ambition erstickten die Schnecken im Keim. Lediglich der wilde Schnittlauch, die Gänseblümchen und Schlüsselblumen haben sich über all die Jahre hartnäckig in unserer „Magerwiese“ gehalten. Und die Bambustriebe, die sich unterirdisch vom Nachbargarten unermüdlich den Weg zu uns suchen. Sprich: Tristesse war an Stelle der Gartenfreuden von einst getreten.

Bis ich die Ausstellung GrasArt des Naturfotografen Ingo Arndt im Naturkundemuseum entdeckte. Der hat die verschiedenen Graslandschaften der Welt bereist. Vor allem die Makroaufnahmen erschließen eine Schönheit, die dem Betrachter in der Regel gänzlich verborgen bleibt. So malerisch sind die Details der „Bambuswiesen“ (ja, auch Bambus ist ein Gras), dass sie mich fast mit den Eindringlingen von nebenan versöhnen. Ob in der Prärie, Steppe oder in den Schilflandschaften – Arndt fotografiert immer nicht nur die Gräser, sondern auch die tierischen Bewohner der jeweiligen Landschaft. Vom kleinsten Frosch bis zum imposanten Büffel. Arndt ist es ein Anliegen, mit seinen mehrfach preisgekrönten Fotos auf die Verletzlichkeit der Natur hinzuweisen und darauf, wie wichtig die Schutzgebiete und Reservate für den Erhalt der Artenvielfalt sind.

Ein kleines Biotop hat sich ohne unser Zutun (und wahrscheinlich gerade deswegen) auch in unserem Garten gebildet. Auf einem unbeachteten Erdhaufen blühen blaue Lilien, unter den Pflanzenresten des Vorjahres dringen dieser Tage dumpfe, schnarrende Laute heraus. Man erkennt sogar einen Gang. Was sich aber für ein Tier dahinter verbirgt, hat sich uns noch nicht erschlossen. Und wir lassen es tunlichst in Ruhe. Hauptsache, die Wüste lebt.

Auch was die Kulturpflanzen unseres Gartens betrifft, habe ich wieder Hoffnung geschöpft. Meine Jungs haben mir anlässlich eines runden Geburtstags, den ich aus Gründen der Diskretion nicht näher beziffern möchte, ein Hochbeet gebaut. Dieses habe ich vor zwei Wochen zum ersten Mal bepflanzt. Mit Zucchini, Erdbeeren, Kapuzinerkresse, diversen Kräutern und einer Andenbeere. Selbst einige Salatsetzlinge habe ich rückenschonend gesetzt. Und bis jetzt musste ich noch keinerlei Verlust beklagen. Eine einzige Schnecke habe ich an einer Seitenwand entdeckt. Aber der war die Kletterei in ungeahnte Höhen wohl zu anstrengend. Sie drehte unverrichteter Dinge wieder ab. Garden Life spielt sich bei uns jetzt in etwa einem Meter Höhe ab. High Life im Garten.

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Erstellt:
24.05.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 09sec
zuletzt aktualisiert: 24.05.2017, 01:00 Uhr

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