Schwatz am Metzelplatz: Lebe deinen Traum!

Zwei Rottenburger Gymnasiasten haben einen Motivations-Ratgeber für ihre Generation geschrieben.

Dale Carnegies Bestseller „How to Win Friends and Influence People“ (auf Deutsch: Wie man Freunde gewinnt – weltweite Auflage: fünf Millionen Exemplare) haben Fabian Kamberi und Raphael Köhrer vermutlich nicht gelesen. Dennoch sind die beiden 17 und 18 Jahre alten Gymnasiasten, die demnächst am Eugen-Bolz-Gymnasium ihr Abitur ablegen, sozusagen in die Fußstapfen des 1955 gestorbenen amerikanischen Motivations-Gurus getreten, dessen Credo lautete: „Vergiss nicht, Glück hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast; es hängt nur davon ab, was du denkst.“

28.03.2017

Von Ulrich Eisele

Raphael Köhrer und Fabian Kamberi haben zusammen einen Erfolgsratgeber für Jugendliche geschrieben. Die beden sind in der Abitursklasse des Eugen-Bolz-Gymnasiums. Bild: Eisele

Raphael Köhrer und Fabian Kamberi haben zusammen einen Erfolgsratgeber für Jugendliche geschrieben. Die beden sind in der Abitursklasse des Eugen-Bolz-Gymnasiums. Bild: Eisele

So ähnlich hören sich auch die Ratschläge der beiden ehrgeizigen jungen Männer an, die zusammen einen Motivations-Ratgeber für ihre Generation geschrieben haben. „Was du in der Schule nicht lernst“, lautet der Titel des Amazon-Books „on demand“, das mit großem, gelbem Snapchat-Logo um die Käufergruppe der Zwölf- bis Siebzehnjährigen buhlt.

Wie kommt man als Heranwachsender dazu, Jüngeren oder Gleichaltrigen gute Ratschläge zu geben? Noch zumal mit einem gedruckten Buch? Nun, zumindest darf es einem nicht an Selbstbewusstsein gebrechen. Diesen Eindruck vermitteln die beiden Autoren nicht nur beim Redaktionsbesuch, sondern auch auf der ersten Seite ihres Buches: „Sport, Erfolg, Zukunft, Disziplin“ nennt Raphael Köhrer dort als persönliche Leitbegriffe, und Fabian Kamberi bezeichnet sich als „Querdenker“, der die Fähigkeit besitze, „andere zu begeistern“ und ständig versuche, „neue coole Dinge zu kreieren und die Welt ein bisschen besser zu machen“.

In die Wiege gelegt war den beiden das Weltverbessern angeblich nicht: Raphael Köhrer stammt aus einer Pfarrer-/Lehrerin-Familie, Fabian Kamberis Vater arbeitet bei Bosch und seine Mutter im Haushalt. „Mit 15, 16“ hätten sie beide die „Vision“ entwickelt, „etwas Großes“ zu schaffen – ein großes Unternehmen beispielsweise. Im Unterschied zu manchen ihrer Altersgenossen hielten sie jedoch an dieser Vorstellung fest und bauten sie immer weiter aus.

Zupass kam ihnen, dass es im Internet heute eine Unzahl von Motivations-Gurus gibt, die ihrer jeweiligen Fan-Gemeinde erklären, wie man reich und erfolgreich wird, seine Ziele erreicht oder Einfluss auf Menschen gewinnt. Raphael Köhrer und Fabian Kamberi beließen es jedoch nicht beim bloßen Konsumieren von YouTube-Tutorials, sondern besuchten auch viele Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung und Wegen zum persönlichen Erfolg.

Und dann beschlossen sie, ihr Wissen mit anderen zu teilen, ein „Projekt“, schließlich ein „Produkt“ daraus zu machen: ein Buch, das zugleich die Probe aufs Exempel liefern würde, ob die Ratschläge, die sie anderen geben, auch auf sie selbst anwendbar sind: Disziplin; Durchhaltevermögen; positives Denken; sich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen; ehrlich mit sich selbst sein.

Tatsächlich waren ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt: Am 22. Februar, exakt zum geplanten Erscheinungstermin, war ihr Buch fertig. Davor hätten sie einige Nachtschichten einlegen müssen, erzählen die beiden, und dass die Eltern in Anbetracht des bevorstehenden Abiturs dafür nicht unbedingt Verständnis gehabt hätten. Aber Erfolg in der Schule und Erfolg im Leben seien ohnehin nicht deckungsgleich, meinen die beiden und kennen dafür eine Menge Beispiele: Meikel Araya beispielsweise, „Deutschlands besten Nachwuchs-Speaker“, dem seine Lehrer in der Schule mangelnde Sprachkompetenz attestierten, und der nun das Vorwort zu ihrem Buch geschrieben hat.

Stolz sind die beiden auf das Snapchat-Logo auf dem Umschlag. Das IT-Unternehmen aus Los Angeles habe ihr Buch vorher ziemlich genau überprüft, bevor es sein Okay für die Verwendung gab. Für sie, aber auch für Snapchat sei das „eine Win-Win-Geschichte“, glaubt Raphael Köhrer, denn das Piktogramm leite die Leser ihres Buches direkt auf ihre Homepage. Für den Instant-Messaging-Dienst wiederum sei das Buch ein „Multiplikator“. In ihrem Ratgeber allerdings warnen Köhrer/Kamberi die jungen Leser vor allzu exzessivem Handy-Gedaddel: Das sei reine Zeitverschwendung, meinen sie.

„Jeder junge Mensch kann seinen Traum leben“, ist Raphael Köhrers Überzeugung – auch wenn nicht alle dieselben Startchancen hätten. „Man definiert selbst, was Erfolg für einen bedeutet“, sagt er. Wichtig sei nur, dass man sich „keine Grenzen setzt“. Naja, relativiert er auf den Einwand, das sei eine Überforderung: „Jedenfalls keine allzu engen“. Man müsse sich eben, präzisiert er, bei jedem Vorhaben „Luft nach oben lassen“.

Wie es jetzt weiter geht, wissen beide noch nicht genau. Auf jeden Fall wollen sie das Marketing für ihr Buch weiter machen. Nach dem Abi dann vielleicht reisen. Raphael Köhrer strebt eher in die praktische Richtung, will „etwas mit Holz“ machen, während Fabian Kamberi ein Verwaltungs-Praktikum in London plant und dann vielleicht ein Duales Studium bei Daimler. Noch lieber würde er an der Otto Beisheim School of Management studieren, der Kaderschmiede für angehende Banker und Manager. Doch dort kostet ein Semester 5000 Euro, das kann er sich nicht leisten. Aber gleich aufgeben wird er seinen Traum deshalb nicht, getreu seinem und Dale Carnegies Motto, dass man nur fest genug an etwas glauben muss, um es zu erreichen.

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Erstellt:
28.03.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 12sec
zuletzt aktualisiert: 28.03.2017, 01:00 Uhr

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