Er bringt Robotern Gehen und Greifen bei

Zwei Preise in 24 Stunden für den Tübinger Forscher Ludovic Righetti

Ein ehrenvoller Trip für den Tübinger Robotik-Forscher Ludovic Righetti. Innerhalb von 24 Stunden durfte er zwei bedeutende Preise für junge Wissenschaftler entgegennehmen: am Mittwoch in Berlin den Heinz-Maier-Leibnitz-Preis und am Donnerstag in Stockholm den RAS Early Career Award.

19.05.2016

Von Hans-Joachim Lang

Das linke Bild zeigt den Roboter Hermes, an dem Ludovic Righetti in Kalifornien einen Großteil seiner Forschungsergebnisse erzielt hat. Athena heißt der Roboter, an dem in den nächsten Jahren in Tübingen geforscht wird. Bilder: CLMC Labor, University of Southern California / MPI für Intelligente Systeme

Das linke Bild zeigt den Roboter Hermes, an dem Ludovic Righetti in Kalifornien einen Großteil seiner Forschungsergebnisse erzielt hat. Athena heißt der Roboter, an dem in den nächsten Jahren in Tübingen geforscht wird. Bilder: CLMC Labor, University of Southern California / MPI für Intelligente Systeme

Tübingen. Geht ein Mensch auf unebenem Grund und kommt ins Stolpern, versucht er unwillkürlich, sich aufzufangen. Das gelingt ihm in sehr vielen Fällen – jedoch nicht ganz so einfach, wie es sich sagt. Wenn Ludovic Righetti behauptet, dass man das im Grunde auch einem Roboter beibringen könne, begegnet ihm ungläubiges Staunen.

Noch kann er seine Behauptung nicht im Einsatz zeigen, denn die dafür erforderliche Informationsverarbeitung, die nachvollzogen werden soll, ist ungeheuer komplex. Aber es hat den Anschein, dass Righetti auf dem besten Weg ist. „Dafür haben wir starke Algorithmen entwickelt“, sagt der 34-Jährige selbstbewusst. Mit seinem Team will er einem Roboter nicht nur programmieren, gefahrlos stolpern zu können.

Auch kontrolliertes Greifen gehört zu den Lernzielen von Righettis Maschinenmenschen. Sein aktuelles Modell, mit dem er und sein Team derzeit am Tübinger Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme laborieren, ist dem Namen nach weiblich. „Athena“ heißt das, na ja, menschenähnliche Ding, ist 1,88 Meter groß und wiegt 55 Kilogramm. „Ihr“ soll man dereinst die Hand reichen können, ohne dass sie schraubstockartig zerquetscht wird.

Das heißt, die Maschine soll gezielt Kraft regulieren können und Handlungsanweisungen nicht nur umsetzen, sondern daraus auch lernen für die nächsten Male. Eine unabdingbare Voraussetzung für einen Roboter im Umgang mit Menschen. Dass dann auch der Mensch hinzulernen muss, steht auf einem anderen Blatt.

Eine Art Ritterschlag

für den Forscher

Mit einem Starting Grant, bis dahin längst nicht mehr Righettis erste Auszeichnung, ist es im vorigen Frühjahr so richtig steil nach oben gegangen. In Tübingen forscht der gebürtige Franzose seit September 2012. Nachdem er sein Informatik-Studium in Lausanne 2008 mit einer Dissertation abgeschlossen hatte, verbrachte er die Zwischenzeit als Postdoc Fellow in den USA an der University of Southern California. Seither leitet er eine Forschungsgruppe am Tübinger Max-Planck-Institute für Intelligente Systeme.

Der Starting Grant des Europäischen Forschungsrats war mit einem Preisgeld von 1,5 Millionen Euro verbunden. Ludovic Righettis wissenschaftlicher Laufbahn kommen auch die 20 000 Euro zugute, die er am Mittwochnachmittag in Berlin mit dem Heinz-Maier-Leibnitz-Preis entgegennehmen durfte. Anschließend ging es nach Stockholm zur Preisverleihung des Early Career Award der Robotics & Automation Society am Donnerstag. Die Auszeichnung ist undotiert, gilt aber nach Mitteilung seiner stolzen Tübinger Forscherkollegen „als eine Art Ritterschlag in der betreffenden Forschergemeinde“.

Ludovic Righetti forscht am Tübinger Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme.Bild: privat

Ludovic Righetti forscht am Tübinger Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme.Bild: privat

Zwei Preise in 24 Stunden für den Tübinger Forscher Ludovic Righetti

Heinz-Maier-Leibnitz-Preis

Als Anerkennung und zugleich als Ansporn, ihre wissenschaftliche Laufbahn geradlinig fortzusetzen, wird der Heinz Maier-Leibnitz-Preis seit 1977 jährlich an hervorragende junge Forscherinnen und Forscher verliehen. Benannt nach dem Atomphysiker und früheren DFG-Präsidenten – in dessen Amtszeit er erstmals vergeben wurde –, gilt der Preis nicht nur als der wichtigste seiner Art für den Forschernachwuchs in Deutschland. In einer Umfrage der Zeitschrift „bild der wissenschaft“ wählten die großen Forschungsorganisationen den Heinz Maier-Leibnitz-Preis zum drittwichtigsten Wissenschaftspreis in Deutschland überhaupt – nach dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG und dem Deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten.

Zum Artikel

Erstellt:
19.05.2016, 19:15 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 29sec
zuletzt aktualisiert: 19.05.2016, 19:15 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter Recht und Unrecht
Sie interessieren sich für Berichte aus den Gerichten, für die Arbeit der Ermittler und dafür, was erlaubt und was verboten ist? Dann abonnieren Sie gratis unseren Newsletter Recht und Unrecht!