VfB Stuttgart

Zwei Plädoyers für eine goldene Zukunft

Nach dem Aufstieg ist vor der Ligaplanung: Präsident Wolfgang Dietrich und Ex-Manager Dieter Hoeneß sehen den Verein an einem Wendepunkt.

26.05.2017

Von ALEXANDER KERN

Ex-Nationalspieler Dieter Hoeneß (links) und VfB-Präsident Wolfgang Dietrich (Mitte) machten sich im Gespräch mit SWP-Sportchef Armin Grasmuck für eine Ausgliederung der Stuttgarter Profiabteilung stark. Foto: Volkmar Könneke

Ex-Nationalspieler Dieter Hoeneß (links) und VfB-Präsident Wolfgang Dietrich (Mitte) machten sich im Gespräch mit SWP-Sportchef Armin Grasmuck für eine Ausgliederung der Stuttgarter Profiabteilung stark. Foto: Volkmar Könneke

Ulm. Als Wolfgang Dietrich die Neu-Ulmer Ratiopharm Arena mit einem leichten Lächeln auf den Lippen betrat und sich entspannt in seinem Sessel zurücklehnte, spürte man deutlich: Die Anspannung aus den vergangenen Wochen war wie weggeblasen. Kein Wunder – schließlich lag der Bundesliga-Aufstieg und die rauschende Feier des VfB Stuttgart zu diesem Zeitpunkt nur rund 48 Stunden zurück. Umso gelassener diskutierte der Präsident im Forum der SÜDWEST PRESSE mit seinem Freund und Weggefährten Dieter Hoeneß sowie mit SWP-Sportchef Armin Grasmuck über die Zukunft seines Vereins.

Traum vom oberen Drittel

Der Aufwärtstrend soll selbstverständlich konserviert und fortgesetzt werden. Denn laut Dietrich hat der VfB mit dem Aufstieg nur ein Zwischenziel auf dem Weg zurück zum Glanz alter Tage erreicht: „Langfristig wollen wir uns im oberen Drittel der Bundesliga etablieren.“ Doch es gehe nur Schritt für Schritt und mit einer intelligenten Personalplanung. Torjäger Simon Terodde und Trainer Hannes Wolf sollen demnach auch in Zukunft die Erfolgsgaranten sein.

Bei Wolf, dessen Vertrag noch ein Jahr läuft, sei eine Verlängerung sehr wahrscheinlich. Um den von der Konkurrenz heiß umworbenen Torschützenkönig Terodde müsse man hingegen kämpfen: „Er fühlt sich wohl bei uns und wir werden alles dafür tun, um ihn zu halten.“ Hoeneß, von 1990 bis 1995 VfB-Manager, betrachtet den 29-Jährigen gar als „Lebensversicherung“ für die Mannschaft. Darüber hinaus empfahl er den Stuttgartern, den Defensivbereich zu verstärken.

Ein besonderes Augenmerk werden die Verantwortlichen auf die Harmonie im Kader legen, versprach Dietrich: „Gute Spieler sind das eine, aber vor allem das Gesamtpaket muss stimmen.“ Eine Anspielung auf den Ex-Nationalspieler Kevin Großkreutz, der nach einer nächtlichen Schlägerei im März die Koffer packen musste. „Die Trennung war alternativlos und rückblickend hat sie den VfB Stuttgart stärker gemacht“, bekräftigte Hoeneß die Vertragsauflösung und ergänzte: „Nur wenn junge Spieler Vorbilder haben, kann man einen Umbruch einleiten.“

Als wichtigsten Grundbaustein für die Zukunft sieht Dietrich die Ausgliederung der Profiabteilung in eine Aktiengesellschaft. Darüber entscheiden die VfB-Mitglieder am 1. Juni. „Einer der wichtigsten Tage in der Vereinsgeschichte“, sagte Dietrich und verwies auf bis zu 100 Millionen Euro, die der VfB durch den Verkauf von 24,9 Prozent seiner Anteile einnehmen könnte. Die Bedenken, dass Investoren dann zu viel Einfluss haben werden, versuchte Dietrich zu zerstreuen: „Mit 74,9 Prozent haben wir das Heft des Handelns weiterhin in der Hand.“ Hoeneß fügte hinzu: „Wer erfolgreich sein will, muss sich den Entwicklungen des Geschäfts anpassen. Der Verein läuft in keiner Weise Gefahr, seine Traditon zu verlieren.“

Das Stichwort für einen Blick über den Tellerrand. Auch die sogenannten Plastikklubs wie RB Leipzig und die TSG 1899 Hoffenheim waren Thema in der Runde. Hoeneß bekannte sich zu den beiden Bundesligisten: „Die TSG nehme ich schon lange als festen Bestandteil der Liga wahr und das Konzept in Leipzig ist einfach nur fantastisch. Dort wird Fußball gelebt und dadurch kam der märchenhafte Aufstieg zustande.“

Gastspiel an der Donau?

Von der Oberliga in die Bundesliga – den entgegengesetzten Weg hat der SSV Ulm 1846 hinter sich. Der Traditionsklub aus der Donaustadt, in dem Dieter Hoeneß seine Karriere startete, liegt ihm bis heute am Herzen. „Eine tolle Arbeit, die hier nach vielen schweren Jahren wieder geleistet wird“, so lobte Hoeneß den Regionalligisten. Mit den Spatzen verbindet er viele Erlebnisse: „Ich weiß noch, wie wir damals als Buben auf Autogramm-Jagd im Donaustadion gegangen sind. Es war eine wunderschöne Zeit.“

Nur der Fußball könne solche Erinnerungen und Emotionen hervorbringen, meinte Dietrich und erzählte von den feuchten Augen des Daimler-Chefs Dieter Zetsche bei der Aufstiegsfeier des VfB. „Wenn wir einen Beitrag leisten können, den SSV 46 voranzubringen, werden wir das tun“, fügte der VfB-Präsident an, und stellte den Ulmern ein Gastspiel seiner Profis in Aussicht. Nach dem Abstieg hatten sie im vergangenen Jahr passen müssen.

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Erstellt:
26.05.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 00sec
zuletzt aktualisiert: 26.05.2017, 06:00 Uhr

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