Kathrin Kammerer schwelgt in fantastischen Kindheitserinnerungen

Zauberhafte Helden einer ganzen Generation

Die Tübinger Tolkien-Tage: Nur was für Freaks, die sich eben gerne abgefahren verkleiden und in ihrer ganz eigenen Fantasywelt leben? Mitnichten! Frodo, Gimli und Gandalf gehören mit zu den größten Helden meiner Generation.

30.08.2017

Von Kathrin Kammerer

Als die Herr-der-Ringe-Trilogie durch die Blockbuster-Verfilmung von Peter Jackson ihre Bekanntheit nochmal toppte, war ich gerade einmal neun Jahre alt. Mein Patenonkel hatte noch zwei Karten für die Premiere des ersten Filmes übrig, also durften mein zehnjähriger Cousin und ich ihn begleiten. Mit Popcorn-Tüten beladen, die halb so groß waren wie wir selbst, schlichen wir uns in den Kinosaal. Der Film war schließlich erst ab zwölf. Ich vermute, mein Patenonkel hatte sich im Vorfeld nicht großartig über die doch recht gewalttätige Handlung des Filmes informiert. Beim ersten Angriff der Uruk-hai jedenfalls bekam ich vor lauter Schreck sofort einen Weinkrampf.

Diese angsteinflößenden Kreaturen wurden in ihrer ganzen Grausamkeit noch dadurch verstärkt, dass wir in der ersten Reihe, direkt vor der Leinwand, bei den Boxen saßen. Also nahm mein Patenonkel mich schleunigst an der Hand und setzte mich zur Beruhigung ins Kinofoyer. Mit einer Cola und gutem Zureden ließ ich mich schließlich zur Rückkehr in den Saal bewegen.

Die 2001 erschienene Verfilmung war mein erster Kontakt mit John R. R. Tolkiens fantastischem Werk. Der eher schockierende Kinobesuch hielt mich aber nicht davon ab, 2002 und 2003 gleich den zweiten und den dritten Teil zu schauen. So richtig würdigen konnte ich die geniale Tolkien-Zauber-Welt nach den Fortsetzungen trotzdem noch nicht. Die zwar wunderbar bildgewaltigen, aber doch sehr blutigen Verfilmungen konnten bei Weitem nicht den einzigartigen Zauber der Romane transportieren.

Alles war so laut in diesen Blockbustern: das Heroisieren unter Horngeblase, dieses Aufbäumen, Widerstehen, Beistehen und Wiederauferstehen von mehrfach Durchstochenen zu Monumentalmusik. Unendliche Landschaften, unendliche Heere, unendliche Fortsetzungen. Nachdem ich Jahre später schließlich den wahren Tolkien in seinen Büchern gefunden hatte, wollte ich die drei Hobbit-Filme vor lauter Blockbuster-Überdruss gar nicht mehr sehen.

In der kommenden Woche kann man sich in Tübingen einen eigenen Ring schmieden und zahlreichen Fantasy- und Mittelalterroman-Autoren lauschen. Man kann sich verkleiden und selbst schreiben, das Schwert schwingen und den Bogen spannen, Vorträgen von Fantasyexperten lauschen. „Das ist schon ein etwas verkopfterer Ansatz, als man ihn in der restlichen Fantasy-Szene pflegt“, sagt Organisator Wolfgang Wettach. Da treffe man sich nämlich auf möglichst großen Messen, verkleide sich möglichst abgefahren, vernetze sich möglichst international. In Tübingen dagegen geht’s ruhiger zu. Man versucht, mit Liebe zum Detail der Tolkien’schen Fantasy nahe zu kommen. Ganz nach der alten Bücher- und Filme-Weisheit: Im Kleineren liegt eben doch oft der größere Zauber verborgen.

Zum Artikel

Erstellt:
30.08.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 16sec
zuletzt aktualisiert: 30.08.2017, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter Prost Mahlzeit
Sie interessieren sich für gutes und gesundes Essen und Trinken in den Regionen Neckar-Alb und Nordschwarzwald? Sie wollen immer über regionale Gastronomie und lokale Produzenten informiert sein? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Prost Mahlzeit!