Schulpolitik

Wir sind lernfähig

Wolfgang Klink hatte per Leserbrief daran erinnert, dass Gemeinderat Andreas Gammel einst selbst der Einrichtung einer Gemeinschaftsschule in Mössingen zugestimmt hatte.

08.02.2016

Von Dr. Andreras Gammel, Mössingen

Lieber Herr Klink, manchmal müssen Gemeinderäte zwischen mehreren unerfreulichen Alternativen die am wenigsten schlechte wählen. Und immer sind sie auf die Informationen angewiesen, die ihnen zum Zeitpunkt der Entscheidung zur Verfügung stehen.

Die Entscheidung, eine Gemeinschaftsschule einzurichten, wurde 2013 vorberaten und am 7. April 2014 beschlossen. Dafür gab es handfeste Gründe, nachzulesen in der öffentlichen GR-Drucksache vom 29. Juli 2013: Die Veränderung der Schülerzusammensetzung in der Realschule, jetzt überwiegend mit Hauptschulempfehlung, erfordert differenzierteren Unterricht, dafür reichten die Ressourcen nicht aus. Gute Ausstattung als unabdingbare Voraussetzung für gutes Lernen wurde nur der Gemeinschaftsschule zugestanden. Diesen Rettungsring mussten wir ergreifen, um die Schule nicht untergehen zu lassen.

Damals waren Informationen zur Gemeinschaftsschule hauptsächlich von Befürwortern der neuen Schulart zu bekommen. Die Studie „Gleich und gleich gesellt sich gern“, auf die ich mich bezogen habe, wurde im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung vom Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung der Universität Bochum erarbeitet und im Oktober 2015 publiziert. Niemand konnte sie 2014 zur Grundlage seiner Entscheidung machen.

Wenn Sie also Glaubwürdigkeit an der Fähigkeit zum Hellsehen festmachen, dann sind die wenigsten von uns glaubwürdig. Aber wir sind lernfähig, auch was die anfangs hochgelobte Gemeinschaftsschule angeht, wie übrigens auch viele Eltern. Und Sie?