Keine falschen Filter

Wie sieht eine sinnvolle Täterbeschreibung aus?

Vergangenes Wochenende wurde im Club „Schwarzes Schaf“ in Tübingen eine Frau von drei Männern begrapscht. Im Zeugenaufruf der Polizei hieß es über einen der Angreifer, er habe ein „arabisches Erscheinungsbild“. Ein Fehler, wie Pressesprecherin Andrea Kopp vom Polizeipräsidium Reutlingen einräumt.

15.02.2017

Von job/hz

Wie sieht eine sinnvolle Täterbeschreibung aus?

Und zwar nicht, weil es darum gehe, etwas zu verschweigen oder zu beschönigen: „Warum sollten wir das tun? Daran haben wir doch gar kein Interesse“, so Kopp. Eine Beschreibung müsse aber Sinn ergeben, der Ermittlung des Täters dienen und solle bei potenziellen Zeugen keinen möglicherweise falschen „Herkunftsfilter“ in der Wahrnehmung einbauen.

Das Problem sei, dass sich ein „arabisches“ oder „südländisches Erscheinungsbild“ nicht einheitlich definieren lässt. Es gibt eher hellhäutige und eher dunkelhäutige Araber. Kopp: „Südländisch sehen viele aus. Und man kann damit überhaupt nicht auf die Herkunft schließen.“ Ein Zeuge, der so eine Beschreibung liest, lege sich aber auf die mögliche Herkunft fest. „Und er gibt deshalb keinen Hinweis auf seinen Nachbarn, auf den die Personenbeschreibung aber durchaus richtig gut passen würde“, so Kopp. „Das können wir nicht wollen“, sagt die Polizeisprecherin. Deshalb seien solche Formulierungen für Zeugenaufrufe kontraproduktiv.

Wichtiger als ein allgemeiner Eindruck seien hingegen klare Beschreibungen wie Größe, Alter, Statur, Haarfarbe, Frisur, Bart, Brille und alles, was besonders auffällt: ungewöhnlicher Gang, besonders helle oder dunkle Haut, Tätowierungen, Akzent oder Sprache, die gesprochen wird. Wichtig sei alles, was auch anderen Zeugen auffallen könnte, die dann vielleicht eine konkrete Person identifizieren können.

Da könne es auch helfen, sich die noch frische Erinnerung schnell auf dem Smartphone zu notieren oder einfach als Sprachmemo aufzuzeichnen, empfiehlt Kopp. Auch für Zeugen gelte der Tipp: Wenn es gefahrlos möglich ist, am besten ein Foto machen.

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Erstellt:
15.02.2017, 19:15 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 45sec
zuletzt aktualisiert: 15.02.2017, 19:15 Uhr

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cehage 16.02.201712:20 Uhr

Sind wir doch mal ehrlich, viele Menschen neigen dazu in Schubladen zu denken. Auch die Polizei, die sich in der Praxis und entgegen dem was das Gesetz vorschreibt, nur allzu gerne ihrer "Stereotypen" bedient.

Wir sollten auch nicht so lebensfremd sein. Die Veränderungen in unserem Straßenbild usw. durch die vielen neuen Flüchtlinge dürften wohl vielen aufgefallen sein und es ist nur natürlich, dass sich Menschen ein/ihr Bild machen.

Ich kann manche Aufregungen um Wortklaubereien und vermeintliche Diskriminierung nicht mehr Ernst nehmen, zumal sie in vielen Fällen nur dazu verwendet werden, das Gegenüber beschädigen und/oder in die Defensive drängen zu wollen.

Zur menschlichen Würde und dem Respekt vor den Mitmenschen gehört auch, andere so reden und sein zu lassen wie sie es vermögen. Dazu dann Details zu erfragen, würde ich als Aufgabe der mit dem Fall befassten Polizisten sehen.

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