Volleyball-Bundesliga

Wie ein Grand mit vier Buben beim Skat

Der TV Rottenburg hat den Sieg bei den Netzhoppers Königs Wusterhausen in Bestensee fast schon sicher und verliert letztlich doch noch 2:3 (19:25, 25:22, 18:25, 25:23, 10:15).

26.02.2017

Von Vincent Meissner

Führte den TV Rottenburg im Tiebreak vermeintlich mit seiner Aufschlagserie zur 7:1-Führung in Richtung Auswärtssieg in Bestensee: Philipp Jankowski (rechts). Aber dann kam es doch anders und die Netzhoppers drehten den Satz.Archivbild: Ulmer

Führte den TV Rottenburg im Tiebreak vermeintlich mit seiner Aufschlagserie zur 7:1-Führung in Richtung Auswärtssieg in Bestensee: Philipp Jankowski (rechts). Aber dann kam es doch anders und die Netzhoppers drehten den Satz.Archivbild: Ulmer

Lange lag Rottenburgs Mittelblocker Felix Isaak nach der Partie am Ende des Spielfelds auf dem Rücken, die Beine angewinkelt, die Hände hinterm Kopf verschränkt – den Blick starr in Richtung Hallendecke. Grade so, als stünde da oben, was schief gelaufen ist in jenem fünften Satz am Samstagabend in der Landkost-Arena in Bestensee vor etwa 600 Zuschauern – darunter auch wieder eine kleine Reisegruppe mit den treuesten der treuen Anhänger des TVR mit ihren Trommeln. Doch da stand nichts. Und auf der anderen Seite der Halle posierten die Netzhoppers KW fürs Siegerfoto vor dem Netz.

Auch Rottenburgs Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger war eine gute Stunde nach Spielende noch ratlos: „Das ist schwer zu fassen und sauschade“, sagt er. „Wir hatten alle Trümpfe in der Hand. Das war wie ein Grand mit vier beim Skat.“ 7:1 hatte Rottenburg im entscheidenden Tiebreak geführt, dann folgte der Einbruch. Auch KW-Trainer Mirko Culic war baff: „So ein Match, wie das gegen Rottenburg, habe ich in meiner Laufbahn noch nicht erlebt“, sagte er. „Der fünfte Abschnitt war eigentlich aus unserer Sicht schon gegessen.“

Die Netzhoppers begannen ohne ihren Kapitän und 280-fachen deutschen Nationalspieler Björn Andrae, den zuletzt Knieprobleme plagten und ohne Stamm-Zuspieler Taylor Hammond, der an einer Lungenentzündung leidet.

Die Sätze im Überblick

1. Satz: „Da hatten wir Schwierigkeiten, unseren Rhythmus zu finden“, analysierte TVR-Trainer Müller-Angstenberger. Sein Team hatte Probleme in der Annahme und lag den ganzen Satz über zurück. Auch den schönsten Ballwechsel des Spiels entschied KW nach vielen starken Rettungsaktinen auf beiden Seiten zum 18:14 für sich.

2. Satz: „Da machen wir es sehr stark“, lautete Müller-Angstenbergers Resümee. Zwar blieb der Durchgang lange ausgeglichen bis zum 22:22, doch mit einem Blockpunkt zum 25:22 für den TVR beendete Felix Isaak den Satz.

3. Satz: „Da hat KW im Aufschlag viel Druck gemacht“, sagte Müller-Angstenberger. Der inzwischen eingewechselte Björn Andrae – später von Müller-Angstenberger zum besten Spieler der Netzhoppers ausgezeichnet – schlug den Rottenburgern den Service da nur so um die Ohren.

4. Satz: „Da spielen wir’s herausragend gut vor allem in der Block-Feld-Verteidigung und auch im Gegenangriff“, analysierte Müller-Angstenberger. Und: „Da stechen unsere Auswechslungen“, Als Zuspieler startete Philipp Jankowski in den Satz, auf Außen Tim Grozer und im Mittelblock fand Lars Wilmsen immer besser ins Spiel. „Das ist für mich auch die wichtigste Botschaft des Spiels“, sagte der TVR-Trainer: „Wir haben ein bisschen rochiert, haben gesehen, dass wir auf unseren Kader vertrauen können – und das macht uns unberechenbar.“ Youngster Tim Grozer verwandelte den Satzball.

5. Satz: „Besser kann man in den Tiebreak nicht starten“, sagte Müller-Angstenberger. Philipp Jankowski machte enorm viel Druck mit einer Aufschlagserie inklusive zweier Asse – 7:1. Dann folgte eine – wie Müller-Angstenberger es formulierte – „strittige Schiedsrichter-Entscheidung“: Sven Metzger schmetterte, der Ball flog ins Aus, doch die Rottenburger sahen eine Berührung des Blocks. „Man hört es und sieht es“, schimpfte Müller-Angstenberger. Nicht so die Referees – KW bekam den Punkt. Und dann: „Mit einem Mal war die Souveränität weg“, sagt Müller-Angstenberger. „Dann holt dich der VCO ein und das Solingen-Spiel.“ Womit der TVR-Trainer auf die Schwierigkeiten seiner Mannschaft in den jüngsten Spielen gegen die beiden Letzten in der Tabelle anspielte. „Diese Verunsicherung ist etwas, was wir die ganze Saison über nicht hatten. Und davon müssen wir wieder wegkommen.“

Die Ausgangslage vor dem letzten Spiel der Hauptrunde

Kommenden Sonntag (14.30 Uhr)empfängt der TV Rottenburg in der letzten Begegnung der Hauptrunde die SVG Lüneburg in der Tübinger Paul-Horn-Halle. Auf Platz acht hätte der TVR Heimrecht im ersten Spiel der maximal drei Pre-Playoff-Spiele, die am Mittwoch, 8. März, voraussichtlich Samstag, 11. März, und wenn nötig Mittwoch, 15. März, steigen. Voraussetzung dafür ist ein Erfolg des TVR mit 3:0 oder 3:1 und zeitgleich eine Niederlage der Netzhoppers mit 0:3 oder 1:3 bei den United Volleys Rhein-Main.

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Erstellt:
26.02.2017, 18:23 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 02sec
zuletzt aktualisiert: 26.02.2017, 18:23 Uhr

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