Mitten in der Krise trifft Schalke in der Europa League auf RB Salzburg

Weinzierl als Psychologe

Vor dem Gruppenspiel gegen RB Salzburg schlägt Schalke-Trainer Markus Weinzierl harte Töne an. Der angezählte Coach appelliert an die Mentalität seines Teams.

29.09.2016

Von MANUELA HARANT

Unter Druck: Markus Weinzierl ist beim FC Schalke 04 schon angezählt. Foto: Actionpress

Unter Druck: Markus Weinzierl ist beim FC Schalke 04 schon angezählt. Foto: Actionpress

Gelsenkirchen. Verwirrt. Verunsichert. Punktlos. Nach dem historischen Fehlstart in der Fußball-Bundesliga kämpft Schalke 04 im Europa-League-Duell mit Österreichs Meister RB Salzburg gegen miese Stimmung und gegen die miserable Bilanz an. Trainer Markus Weinzierl, Sportvorstand Christian Heidel und das Gelsenkirchener Team sind sich der mehr als misslichen Lage bewusst: Es braucht jetzt eine restlos überzeugende Leistung und einen Sieg.

„Ich weiß, dass die Mannschaft Qualität hat“, betonte Weinzierl in der gestrigen Pressekonferenz vor dem Spiel. Der ehemalige Augsburger machte aber auch transparent: „Die Situation ist nicht angenehm.“ Er und Heidel suchten noch am Dienstag in einer 30-minütigen Aussprache mit dem Team nach schnellen Lösungen. Weinzierl wollte öffentlich nichts zu dieser Krisensitzung verlauten lassen. Heidel erwähnte: „Es ging darum, alle noch einmal für die Situation zu sensibilisieren.“

Ob das hilft? Weltmeister Benedikt Höwedes jedenfalls sprach die Problemstellung vor dem heutigen Aufeinandertreffen mit den Salzburgern (19 Uhr/Sky und Sport1) klar an: Hauptsächlich sei es „eine Mentalitätsfrage“, ließ der Schalker Spielführer bei Sport1 wissen. „Jetzt ist die Zeit gekommen, wo wir alle unseren Mann stehen müssen“ – diese Aufforderung ist unmissverständlich. Und Höwedes legte bei Instagram kräftig nach: „Mentalität auf dem Platz zeigen, Klappe halten, sich der Mannschaft unterordnen, laufen und fertig.“

Wenn es denn nur so simpel wäre. Aber dass es auf Schalke, wo mit Weinzierl, Heidel und einem mit rund 35 Millionen Euro ergänzten Kader vieles neu und vor allem alles besser werden sollte, heftig kriselt, machte Heidel spätestens nach dem 1:2 am Sonntag bei 1899 Hoffenheim und dem Sturz an das Bundesliga-Tabellenende überdeutlich: „Es haben noch nicht alle verstanden, in was für einer Situation wir uns befinden“, befand er. Die Drohung, die sich in diesem Satz verbirgt, ist für die Profis nicht misszuverstehen: Wer nicht mitzieht, bekommt einen Platz auf der Tribüne.

Das muss auch Markus Weinzierl intensiv vermitteln. Er ist jetzt vor allem als Psychologe gefragt, weil er eines weiß: „Auf den Spielern lastet Druck – und unter Druck kann man nicht garantieren, die bestmögliche Leistung abzurufen.“

Nur mit einem Erfolgserlebnis sei die Verkrampfung der Elf zu lösen, befand Torhüter Ralf Fährmann. Da könnte RB Salzburg gerade zur rechten Zeit kommen. Indes: Noch viel bedeutender als die Europa-League-Partie wird am Sonntag (17.30 Uhr/Sky) die Erstligabegegnung mit Borussia Mönchengladbach. „Wir wollen den Schwung in die Bundesliga mitnehmen“, sagte Weinzierl,

Gibt es gegen den Königsklassenstarter vom Niederrhein die sechste Bundesliga-Niederlage dieser Saison in Serie, könnte der Handlungsbedarf am Ernst-Kuzorra-Weg in Gelsenkirchen akut werden. Und dann dürfte sich das Duo Heidel/Weinzierl noch nachhaltigeren internen und externen Diskussionen stellen müssen.

Gegner Salzburg hat seine Generalprobe am Sonntag beim 0:0 als Gast von SCR Altach mit einem Teilerfolg beendet. Allerdings belegt der vom Spanier Oscar Garcia trainierte zehnmalige Landesmeister in der Liga mit 18 Punkten nur Rang zwei hinter Sturm Graz (22). Zum Europa-League-Auftakt hatte RB gegen den russischen Club FK Krasnodar mit 0:1 verloren. Die Schalker hatten bei Lucien-Favre-Club OGC Nizza 1:0 gewonnen. Diese Leistung müsse sein Team jetzt wiederholen, forderte Weinzierl: „Das muss der Maßstab auch für die Bundesliga sein.“

Die Salzburger stapeln derweil selbst tief: „Schalke ist gegen uns klarer Favorit“, sagte Trainer Garcia. Auch auf der anderen Seite wurde der Gegner stark geredet. Vor RB Salzburg habe er Hochachtung und Respekt, betonte Weinzierl. „Wir brauchen unsere beste Leistung“, sagte der 41-Jährige.

Gegen Salzburg müssen die Schalker möglicherweise auf die Offensivspieler Leon Goretzka und Eric Maxim Choupo-Moting verzichten. Goretzka habe „Probleme mit der Muskulatur“, sein Einsatz sei fraglich, sagte Trainer Markus Weinzierl am Mittwoch. Choupo-Moting habe einen Schlag abbekommen und nur reduziert trainiert.

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Erstellt:
29.09.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 54sec
zuletzt aktualisiert: 29.09.2016, 06:00 Uhr

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