Gefährlicher Fahrradunfall: Mit dem Kopf im Schlamm gelandet

„Was für ein makaberer Tod!“

Eine Tübingerin wäre um ein Haar in einem Graben ertrunken. Zum Glück kam gerade noch rechtzeitig ein Arzt vorbei.

24.03.2017

Von Ulrich Janßen

Kann wieder lachen: Magdalene BraunBild: Metz

Kann wieder lachen: Magdalene BraunBild: Metz

Der Tod kommt leider oft dann, wenn man ihn nicht erwartet, und er legt auch wenig Wert auf gute Haltungsnoten. Doch für die Art, wie er sich am vergangenen Sonntag Magdalene Braun näherte, sollte er sich wirklich schämen.

Die 78-Jährige hatte beschlossen, gemeinsam mit ihrer Freundin einen kleinen Fahrradausflug zu unternehmen. Die beiden Frauen machen das oft. Sie wohnen in der Weststadt, ihre Lieblingsstrecke führt ins Ammertal nach Unterjesingen. Der Weg durchs Tal ist hübsch, man kann herrlich weit sehen und muss sich nicht mit Steigungen herumplagen. Ideal für zwei ältere Damen.

So radelten die beiden am Sonntagnachmittag vergnügt aus der Stadt hinaus, die Sindelfinger Straße entlang und da, wo die Straße einen Knick macht, radelten sie einfach weiter, hinaus in die Natur. Der Blick ging zum Schwärzloch, zur Wurmlinger Kapelle, und dann geschah es.

„Wie es genau passierte, weiß ich nicht mehr“, berichtete Magdalena Braun dem TAGBLATT. „Aber es gab wohl eine kleine Kollision.“ Beide Frauen stürzten vom Rad und landeten in dem kleinen Graben, der den Fahrradweg von den Feldern trennt.

Magdalene Braun ist eigentlich nicht unsportlich, doch irgendwie stürzte sie an diesem Sonntag auf eine besonders unglückliche Weise. Sie steckte fest, strampelte mit den Beinen, kam nicht mehr heraus aus dem Graben und verlor die Orientierung. „Ich lag wie ein Maikäfer auf dem Rücken.“ Weil es am Samstag kräftig geregnet hatte, war der Graben mit Schlamm gefüllt. Nicht sehr tief, aber doch tief genug, um ihren Kopf zu bedecken. „Ich habe Schlamm inhaliert“, erinnert sich Braun.

Warum sie ihren Kopf einfach nicht aus dem Schlamm herausbekam, weiß Braun heute selbst nicht so genau. „Vielleicht lag es am Fahrradhelm, der mich runterzog.“ Auf jeden Fall schaffte es auch die herbeigeeilte und geschockte Freundin nicht, den Kopf aus dem Wasser zu bekommen.

„Ich weiß noch, dass ich dachte, was für ein makaberer Tod“, sagt Braun, „so absolut lächerlich.“ Ertrunken in einem, mit gerade mal zwanzig Zentimeter tiefem schlammigen, stinkenden Wasser gefüllten Graben! Sollte es das gewesen sein?

Dann aber trat er auf, der Retter, ein Arzt der Tübinger Anästhesie, der den Sonntag ebenfalls für eine kleine Fahrradtour genutzt hatte. Aus den Augenwinkeln sah er die beiden Frauen
in Not, hielt an, eilte herbei
und schaffte es, den Kopf der Verunglückten aus dem Schlamm zu heben. „Mein Lebensretter“, sagt Braun.

Der Körper, der Kopf, die Augen und die Lider voller Schlamm: So begann die ehemalige Krankenschwester ihr neues Leben. Es führte sie zunächst per Krankenwagen in die Tübinger Uniklinik, wo sie in der Intensivstation durchgecheckt wurde. „Zum Glück hatte ich keine bleibenden Schäden“, sagt sie.

Ein paar Tage später geht es ihr wieder einigermaßen gut. Leider konnte sie ihren Retter noch nicht treffen. So bedankt sie sich bei ihm per Zeitung „von ganzem Herzen, dass Sie mein Leben durch Ihre große Aufmerksamkeit, Ihren schnellen Einsatz und Ihre uneigennützige Hilfsbereitschaft gerettet haben“.

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Erstellt:
24.03.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 32sec
zuletzt aktualisiert: 24.03.2017, 01:00 Uhr

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