Eine heitere Geisterstunde

Wannweiler Grundschule feierte 60. Geburtstag mit Theaterstück

Aus zwei Schulhäusern machte Wannweil 1956 eines und bezog den Neubau der Uhlandschule. Der hatte schon damals ein Hallenbad. Den Geburtstag feierte die Schule am Mittwoch mit einem Theaterstück, dem „Geisterjubiläum“.

01.07.2016

Von Fred Keicher

Mit dem Stück „Geisterjubiläum“ überzeugten die Kinder der Wannweiler Uhlandschule das Publikum vollauf. Im Hintergrund die Weltkarte: Physisch hat sich in den letzten 60 Jahren nicht so viel geändert, politisch allerdings schon. Bild: Haas

Mit dem Stück „Geisterjubiläum“ überzeugten die Kinder der Wannweiler Uhlandschule das Publikum vollauf. Im Hintergrund die Weltkarte: Physisch hat sich in den letzten 60 Jahren nicht so viel geändert, politisch allerdings schon. Bild: Haas

Wannweil. Nach 60 Jahren werden in der Uhlandschule die Geister geweckt. Uhh, müssen wir lange geschlafen haben, sagen sich der Musikgeist und der Rektorengeist. Wie sind wir denn überhaupt hierhergekommen?

Wahrscheinlich habt ihr euch in der alten Schule in den Umzugskisten versteckt und seid einfach mit umgezogen, als vor 60 Jahren der Neubau der Uhlandschule bezogen worden ist, erklärt ihnen der Bauarbeiter, der einen viel zu großen Bauarbeiterhelm trägt.

Die 16 Kinder der Theater AG der Grundschule haben aus 60 Jahren Schulhaus ein Theaterstück gemacht. Bei der sehr munteren und begeistert gespielten Welt-Uraufführung am Mittwoch im Mozartsaal wurden sie von 30 Kindern des Schulchors unterstützt. „Hip hop/ unsre Schule, die ist top./ Lernen, lachen und interessante Sachen machen.“

So geht es wohl heute zu. Aber damals, als die Schüler noch in den starren Schulbänken gesessen haben, der Rektor in Gehrock und Stecken unterrichtet hat, hat ein anderer Geist geweht: „Fingernägel!“ ertönt der kurze Befehl vor der Kontrolle. Oder „Aufstehen! Tatzen!“ Oder (und da lachen alle): „Hälse zeigen! Schrubber her!“

Dass das Lernen von Gehorsam und Sauberkeit einmal Ziel der Schule gewesen ist, scheint ganz weit weg zu sein. Und im Wettkampf, wer besser rechnen kann, die Schüler damals oder die Schüler heute – da siegen ganz klar die Kinder von heute. Sie haben ja auch eine zuverlässige Rechenmaschine.

Auf die Zeitreise nimmt man aber am besten die Oma mit. Die kennt alle diese merkwürdigen Sachen von damals. Wenigstens die Weltkarte im Bühnenhintergrund scheint gleichgeblieben zu sein. Aber was sind denn Schreibmaschinen? Die Großmutter erklärt der Enkelin, wie die funktionieren. Die Enkelin will einen Brief schreiben. Mit der Anrede fängt sie an: „Sehr ...“ und wird von der Oma lächelnd gefragt: „Schreibt man „sehr“ mit „h“?“ Scheint eine sehr coole Oma gewesen zu sein.

Die Kinder haben sich in fantastische Gewänder geschmissen, Hüte inklusive. Richtig feine Damen stellen sie dar. Die können natürlich unmöglich die Geburtstagstorte servieren, sie könnten sich doch beschmutzen. Sollen sie doch eine Schürze anziehen, ruft der Rektor dazwischen. „Iiiiiiiiiiih, wie hässlich!“

Nur die Hausmeisterin läuft stolz in ihrer Putzfrauenuniform herum, wozu auch das an den vier Ecken festverknotete Geschirrtuch auf dem Kopf gehört.

Ein anderes Mädchen trägt eine sehr bunte Perücke. „Weil ich meine blonden Haare gefressen habe“, erklärt sie. Als das Mädchen hungrig wird, schwärmt es: „Ach, jetzt einen Dutt oder ein Haarteil, das würde schmecken.“ Das Stück steckt voller skurriler Einfälle, die Kinder spielen voll Begeisterung und vergessen vor lauter Aufregung auch manchmal den Text.

Da kann ihnen aber die Theaterpädagogin Sabine Altenburger als Souffleuse weiterhelfen. Sie hat den künstlerischen Schaffens- und Bewegungsdrang der Kinder in geordnete Bahnen gelenkt. Beatrice Bantlin, die Leiterin der Theater AG der Uhlandschule, dankt ihr mit warmen Worten. Den Chor leiten Eva Sander und Johannes Spinner, die Technik bedient Richard Kast und die Kulissen hat Frau Jungk gestaltet.

Heute ist die Uhlandschule eine Grundschule mit sport- und bewegungserzieherischem Schwerpunkt samt einem offenen Ganztagesangebot, sagt Bantlin. Da gibt es Spielangebote in der Kernzeit, da gibt es Mittagessen in der Mensa und da gibt es Betreuung am Nachmittag.

Von den 165 Schülerinnen und Schülern nutzen zwei Drittel die Angebote des Fördervereins. Der sprang auch ein, als die Theater AG nach drei Jahren nicht mehr von der Stiftung Kinderland gefördert wurde, betont Bantlin. Nur einen „Wermutstropfen“ hat sie anzumerken: „Zurzeit gibt es keine Schulsozialarbeit an der Schule, obwohl der sonderpädagogische Blick in einer Zeit mit Inklusion und Flüchtlingsthematik für die Qualität von Erziehung und Bildung so wichtig ist.“

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Erstellt:
01.07.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 52sec
zuletzt aktualisiert: 01.07.2016, 01:00 Uhr

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