Viel Lob, mehr Enttäuschung bei zwölfter TV-Niederlage in Serie

Volleyball-Bundesligist Rottenburg verliert auch das Derby gegen Bühl

Wohl auch wegen des Handball-Europameisterschaftsspiels der Deutschen, so sinnierte Pressewart Philipp Vollmer, waren am Mittwochabend nur 1400 Zuschauer in die Paul-Horn-Halle. Die sahen einen frustrierten TV Rottenburg nach der 1:3 (17:25, 25:22, 20:25, 24:26)-Niederlage des Bundesligisten gegen den TV Bühl.

27.01.2016

Von Tobias Zug

Tübingen. Am Ende bemühten sich die Bühler fast schon rührselig, den Rottenburgern Mut zuzusprechen. Libero David Molnar redete noch lange mit seinem Rottenburger Positionskollegen Johannes Elsäßer, um mit den Worten abzuschließen: „Ihr schafft das schon.“ TVB-Trainer Ruben Wolochin erwähnte auch, „dem Hans“ schon gesagt zu haben, er hoffe und sei sich sicher, dass dessen TVR-Team da unten herauskomme: „Rottenburg hat heute nämlich auch sehr gut gespielt.“

„Der Hans“, TVR-Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger, stand einige Sekunden nach dem Spiel konsterniert da. Um dann seine ebenfalls enttäuschten und niedergeschlagenen Spieler zu einem Kreis zu versammeln und irgendwas Aufmunterndes zu sagen.

Der erste Satz wird da wohl nicht groß erwähnt worden sein. Außenangreifer Dirk Mehlberg ballte nach diesem zwar die Faust und jubelte wie auch alle Rottenburger Zuschauer – doch das halt, nachdem Hallensprecher Ingo Pufke den Sieg von der deutschen Handball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft verkündet hatte. Davor gab’s für verunsicherte Rottenburger nicht viel zu bejubeln. Ein Blockspiel war so gut wie nicht vorhanden, Zuspiele kamen selten gut an. Noch seltener wurden die Angriffsschläge durch Jens Sandmeier oder Magloire Mayaula Nzeza abgewehrt.

Doch danach „haben wir eine gute Reaktion gezeigt“, sagte Johannes Elsäßer. Das Blockspiel, die Feldabwehr, die Zuspiele – was vorher nicht passte, wurde passend gemacht. Elsäßers Erklärung: „Wir haben uns gesagt, wir müssen einfach raus und drauf sch…en, was ist und war.“ Nach dem 19:19 trumpfte beim TVR vor allem Sven Metzger auf. Rottenburg gewann den Satz. Wohl auch, weil Bühls Trainer Wolochin den starken Kongolesen Mayaula Nzeze lange draußen ließ.

Gucken, was der Ball macht: TVR-Teamarzt Maik Schwitalle, Physiotherapeutin Sabine Schepperle (von links), Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger (Mitte stehend), Federico Cipollone (unten stehend) und Johannes Elsäßer (rechts). Bilder: Ulmer

Gucken, was der Ball macht: TVR-Teamarzt Maik Schwitalle, Physiotherapeutin Sabine Schepperle (von links), Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger (Mitte stehend), Federico Cipollone (unten stehend) und Johannes Elsäßer (rechts). Bilder: Ulmer

Auch in den nächsten Sätzen. So blieben diese immer spannend. Durfte der TVR immer hoffen. Diese junge „Sechs“, die am Mittwoch die meiste Zeit ein Durchschnittsalter von 22,3 Jahren hatte. 18:16 führte Rottenburg im dritten Satz. Dann blockten die Bühler den TVR drei Mal aus, gingen mit 21:18 in Führung. Rottenburger Aufschlagfehler und Missverständnisse wie zwischen Moritz Karlitzek und Elsäßer folgten, der TVB gewann diesen Durchgang.

Noch dramatischer und frustrierender für die Rottenburger war der vierte Satz. Gar mit vier Punkten vorne lag der TVR da beim 16:12 oder 19:15. „Ich habe zwischendrin die Körpersprache der Bühler gesehen“, sagte Elsäßer, „wir hatten die im Sack, wir kriegen den Sandmeier vom Feld. Doch dann passiert immer irgend was.“ Im Fall des vierten Satzes Annahmefehler von Moritz Karlitzek und Tom Strohbach, „wie wir sie im ganzen Spiel nicht hatten“ (Müller-Angstenberger). Weshalb Rottenburg trotz eines Satzballs beim 24:23 verlor. Zum zwölften Mal in Serie. „Ich finde, wir spielen gut“, sagte Elsäßer, „aber was letzte Saison geklappt hat, gelingt uns zurzeit nicht; dass wir die Dinger durchbringen.“ Ruben Wolochin und anscheinend auch halb Bühl wünschen sich, dass sich das wieder ändert.

Libero Johannes Elsäßer: Lehrlingszeit ist vorbei

Bewusst habe er Stamm-Libero Willy Belizer zu Beginn rausgelassen, „damit er später Sicherheit reinbringt, falls die Mannschaft diese braucht“, sagte Rottenburgs Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger. Für Belizer spielte der 21-jährige Johannes Elsäßer, wie auch schon in Friedrichshafen. Belizer kam aber gar nicht mehr rein, Elsäßer spielte durch. „Willy hat von außen viel geholfen und da einen guten Job gemacht“, sagte Müller-Angstenberger. Und Eläsßers „Lehrzeit“ scheint mittlerweile vorbei zu sein. „Sein Lehrmeister, der Willy, hat ihn ja gut ausgebildet“, sagte Müller-Angstenberger.