Sommerfest

Viele kommen allein zurecht

Dosenwerfen, eine Tombola und ein leckeres Buffet – Flüchtlinge und ihre Helfer feierten gemeinsam im Kirchentellinsfurter Café International.

21.08.2017

Von Kendra Löwer

Die Kinder hatten ihren Spaß beim Dosenwerfen im Garten des Volksbänkles, die Erwachsenen feierten im Hintergrund. Bild: Faden

Die Kinder hatten ihren Spaß beim Dosenwerfen im Garten des Volksbänkles, die Erwachsenen feierten im Hintergrund. Bild: Faden

Ausgelassene Stimmung herrschte am Samstag beim Sommerfest vom „Arbeitskreis Flüchtlingshilfe“ in Kirchentellinsfurt. Kinderlachen erfüllte den Garten und ein beständiges Murmeln der Erwachsenen war im Hintergrund zu hören. Getroffen haben sich Flüchtlinge sowie Helferinnen und Helfer im Garten vom Volksbänkle, jede Begrüßung war herzlich und voller Freude über das Erscheinen der Freunde.

„Beim Arbeitskreis Flüchtlingshilfe“ handle es sich nicht um einen Verein, so Stefanie Huber. „Wir wollen nicht die Verantwortung eines Vereins tragen, sondern die Gemeinde Kirchentellinsfurt soll die Verantwortung mittragen.“ Huber ist seit eineinhalb Jahren im Arbeitskreis und für den Tätigkeitsbereich Freizeit zuständig. Durch andere Arbeitsgruppen werden beispielsweise die Tätigkeitsbereiche Gesundheit, Kindergarten und Schule, Wohnungssuche, aber auch vieles mehr abgedeckt.

Am Samstag standen auf dem Plan: Spiele für die Kinder, eine Tombola mit Spenden verschiedener Firmen und ein internationales Buffet, bei dem jeder etwas eigenes zum Grillen mitbrachte.

Etwa 75 Flüchtlinge nutzen den Arbeitskreis, doch es werden immer weniger. „Aber das ist gut, sie kommen alleine zurecht“, sagte Huber, auch Domenico Cauglia stimmte zu: „Hilfe zur Selbsthilfe“, darum seien sie bemüht.

Schwierig sei der Zugang zum Deutschunterricht insbesondere für Frauen, weil sie auf die Kinder aufpassten, so Huber. Derzeit versuchen sie, einen Deutschunterricht nur für Frauen zu organisieren, bislang fehle es leider noch an ehrenamtlichen Helfern.

Auch Alan Arslan war ein engagiertes Mitglied im Arbeitskreis. Dem TAGBLATT erzählte er von seinen Plänen, seinen Master in Wirtschaft in Tübingen zu machen. Diese Pläne haben sich mittlerweile geändert, sagte Huber. Arslan und seine Mutter zogen aus Kirchentellinsfurt weg nach Unterhausen, da sie keine geeignete Wohnung fanden. Von seinem Master-Plan sei er abgekommen – es sei schwierig mit der Sprache, er wolle nicht den zehnten Deutschkurs belegen, sondern einfach etwas tun, so Huber.

Nach einem Praktikum im Sozialbereich in Reutlingen möchte er nun eine Ausbildung zum Sozialarbeiter machen. „Für seine Mutter ist das sehr schwierig, sie hat hier Freunde gefunden und ist dort sehr einsam“, sagte Huber. Auch Arslan käme gerne zurück, wenn die beiden eine Wohnung finden sollten. „So geht’s eigentlich allen Flüchtlingen hier in Kirchentellinsfurt“, sagte Huber über die schwierige Wohnungssituation.

Flüchtlinge und ebenfalls Mitglieder im Arbeitskreis sind Somar Diban, 25, und Mohammed Ezaldeen, 35. Beide besuchen derzeit Sprachkurse – danach würde Ezaldeen gerne wieder seinem ehemaligen Beruf als Taxifahrer nachgehen, Diban fände eine Ausbildung zum Operationstechnischen Assistenten schön. Er studierte Biologie, konnte sein Studium wegen des Krieges nicht zu Ende führen, so Diban.

Durch die Schule sehr schnell Deutsch gelernt hat Mohammed Ezaldeens Sohn Ezaldin Ezaldeen. Der Neunjährige wurde am Samstag mit einem Geschenk von Brigitte Blum überrascht: „Wenn man jemanden braucht, um vom Deutschen ins Arabische zu übersetzen, dann kann man ihn fragen“, so Blum.

Sie stehe in persönlichem Kontakt zu vielen der Familien, und auch Huber sagte über ihre Mitarbeit im Arbeitskreis, dass es anders sei, als die Leute bloß auf der Straße zu sehen: „Es ist unglaublich schön, wenn man mit den Menschen eine Beziehung aufbaut. Man kennt ihre Geschichte, ihr Leid.“

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Erstellt:
21.08.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 35sec
zuletzt aktualisiert: 21.08.2017, 01:00 Uhr

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