0:3 gegen Dortmund: Die Stimmung kippt

VfB schlittert immer weiter in Richtung Abstieg

Pokalfinalist Dortmund hat mit 3:0 (2:0) in Stuttgart die Titelentscheidung in der Bundesliga vertagt. Der VfB gerät so noch stärker in den Abstiegssog. In Bremen kommt es jetzt im Montagsspiel zum Showdown.

25.04.2016

Von WOLFGANG SCHEERER

Stuttgart. Das Ende war irgendwie gespenstisch. Da herrschte im BVB-Block trotz des 3:0-Sieges eisiges Schweigen. Aus Protest, weil vorm Spiel in Stuttgart nach chaotischen Szenen am Hauptbahnhof zahlreiche Fans in Polizeigewahrsam genommen worden waren. Auch bei den VfB-Getreuen auf der Stadiongegenseite war es zunächst bedrohlich still, während sich seit Minuten schon die übrigen Tribünen leerten.

Erst mit dem Schlusspfiff setzte in der Cannstatter Kurve ein gellendes Pfeifkonzert ein. Wild gestikulierend demonstrierte der harte Kern der Stuttgarter Anhänger die ganze Wut über den erneuten Absturz.

Nach der dritten Pleite in Serie kippt die Stimmung. Bei nur noch einem Heimspiel am 7. Mai gegen Mainz und zwei Auswärtspartien (in Bremen und Wolfsburg) ist es schlagartig fünf vor zwölf, die Abstiegsangst wieder akut. Verliert Jürgen Kramnys Mannschaft auch das Montagsspiel am 2. Mai bei Bremen, tauschen Werder und der VfB die Ränge. Die Stuttgarter stünden dann auf dem Relegationsplatz.

Den Verantwortlichen bleibt in dieser Situation nichts weiter, als sich trotz allem kämpferisch zu geben. Mit Rettungsaktionen auf den letzten Drücker haben die Stuttgarter inzwischen immerhin ihre Erfahrung. "Wichtig ist, dass jetzt alle zusammenstehen. Das ist das allerwichtigste", sagte Kramny, selbst etwas zerknirscht, und fügte verständnisvoll hinzu: "Ist doch klar, dass die Fans enttäuscht sind. Das dürfen sie an einem Tag auch sein."

Obwohl Spieler wie Mats Hummels, Marcel Schmelzer, Sven Bender oder Gonzalo Castro geschont wurden, hatte die Mannschaft des VfB nicht die Qualität, um im Kopf oder per Fuß beim Dortmunder Tempofußball mitzuhalten. Die Überlegenheit bei individueller Klasse, in der gedanklichen Schnelligkeit und bei der Entschlossenheit manifestierte sich auch in den Toren von Shinji Kagawa (21. Spielminute), Christian Pulisic (45.) und Henrich Mchitarjan (56.). Die Stuttgarter, die selbst keine vergleichbaren Chancen herausspielten, hätten noch höher verlieren können. Doch Adrian Ramos, Ersatz für den verletzten Top-Torjäger Aubameyang, verstolperte (74.), und drei Minuten vor Schluss traf der eingewechselte Ex-Stuttgarter Moritz Leitner nur den Pfosten. Zudem entschärfte Torhüter Przemyslaw Tyton die eine oder andere gefährliche Situation.

"Dortmund ist einfach nicht unsere Kragenweite", räumte Christian Gentner ganz offen ein. Doch das Thema beim VfB ist nicht mehr der BVB. Nur Bremen zählt. "Es wird mental eine ganz brutale Nummer", betonte Gentner. Dass die VfB-Fans das verhasste erste Montagsspiel, das wegen des spielfreien Mai-Feiertages so angesetzt wurde, boykottieren werden, macht ihm dabei nicht die größten Sorgen: "Wir sind diejenigen, die alles auf die richtige Seite ziehen können." Man werde jetzt "den Blick nach vorn richten", sich "fokussiert vorbereiten", kündigte Kramny an, während Sportvorstand Robin Dutt behauptete: "Das Dortmund-Spiel interessiert mich nullkommanull, mich interessiert nur nächste Woche. Wir können auf die Tabelle schauen, dann wissen alle Bescheid." Dem 44-jährigen Chefcoach stärkte er bei der Gelegenheit auf Nachfragen gleich den Rücken: Eine Trennung sei "völlig ausgeschlossen. Jürgen wird in Bremen auf der Bank sitzen - den Rest der Saison und auch in der nächsten."

Dennoch: Das Stuttgarter Bundesliga-Finale wird automatisch auch von einer Trainerdiskussion begleitet werden. War der unerfahrene Kramny, mit dem der VfB nur ein Zwischenhoch erlebte, doch der falsche? Ist er zu ruhig? Zu kumpelhaft im Umgang mit den Profis?

Die Antwort müssen jetzt alle geben, die Spieler und der Trainer. In Bremen entscheidet sich die Saison.

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Erstellt:
25.04.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 42sec
zuletzt aktualisiert: 25.04.2016, 06:00 Uhr

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