Kommerzielle Konzerte in der Kritik

Vereine leiden

Große Freiluft-Konzerte schaden nicht nur der Natur, sondern auch den Vereinen, meint dieser Leser.

10.09.2016

Von Wolfgang Schäfer, Rottenburg

Seit 1959 feiert der Musikverein Hirrlingen am ersten Septemberwochenende sein Sommerfest. Kontinuität, Einsatzfreude aller ehrenamtlich Tätigen haben daraus ein überregionales Event gemacht. Wer Kassenberichte der Vereine beobachtet, weiß, die Gewinne aus den Festen dienen zuallererst der Jugendarbeit vor Ort. Doch nun droht harte Konkurrenz durch professionelle Konzertveranstalter. Wie hat es der Vorstand des Musikvereines im Artikel genannt: „Es tut weh, dass die meisten Leute in der Umgebung die Sommer Open Air-Konzerte in Rottenburg bevorzugen.“

Ob es die Besucherzahlen beeinflusst, ist nicht erwiesen. Wer aber gegen Dieter Thomas Kuhn konkurrieren muss, hat es schwer. Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind die Vereine, die Anwohner der Konzertplätze und in Tübingen auch die Natur. Wer sind die Gewinner? Bei den Vereinsfesten klar die Menschen vor Ort, weil die Feste ein aktives Vereinsleben im Ort ermöglichen. Dieses Gut sollte nicht so einfach von den Kommunen für einen Mainstream aufgegeben werden.

Die Gemeinderäte Rottenburgs und Tübingens sollten sich darüber erst einmal aussprechen. Denn die Vereine vor Ort leiden genügend unter Arbeitsverdichtung, unter kommerzieller Konkurrenz und unter der Individualisierung der Gesellschaft. Sie haben mit Mitgliederschwund und abnehmendem Engagement ihrer Mitglieder zu kämpfen. Und dann noch kommerzielle Konzerte! Wer spielt bei der nächsten Einsetzung des Bürgermeisters und bei Prozessionen, etwa Dieter Thomas Kuhn?