Wie sicher sind die Tanks von Erdgasautos?

VW-Rückrufe: 225 Erdgasfahrzeuge gibt es im Landkreis Tübingen

Rund 37 000 Autos mit Erdgasantrieb (CNG) hat Volkswagen unlängst wegen rostender Erdgastanks zurückgerufen. Nun ist bei Göttingen ein noch nicht erneuerter Touran-Erdgastank beim Tanken explodiert, der Fahrer wurde schwer verletzt. Auch in Tübingen gibt es deshalb aktuell Einschränkungen beim Erdgas-Tanken.

16.09.2016

Von Volker Rekittke

Die Erdgas-Zapfsäule an der Tübinger Aral-Tankstelle Reutlinger Straße ist derzeit nur eingeschränkt in Betrieb. Bild: Rekittke

Die Erdgas-Zapfsäule an der Tübinger Aral-Tankstelle Reutlinger Straße ist derzeit nur eingeschränkt in Betrieb. Bild: Rekittke

Tübingen/Reutlingen. Am Montagabend war die CNG-Zapfsäule an der Aral-Tankstelle Reutlinger Straße noch ganz gesperrt. Am Donnerstag dann der Hinweis auf einem Zettel: „Erdgaskunden an der Kasse melden“. Mit dem VW-Caddy zu tanken sei in Ordnung, sagt eine Aral-Mitarbeiterin fragenden Kunden, mit dem Touran allerdings nicht. Weitere Auskünfte will sie nicht geben, verweist auf die Stadtwerke Tübingen (SWT), die das Gas liefern.

„Das Tanken ist an unserer Erdgas-Tankstelle bei Aral an der Reutlinger Straße weiterhin möglich“, teilt SWT-Sprecher Johannes Fritsche auf Nachfrage mit. „Zur Sicherheit“ empfehlen die Stadtwerke jedoch, dass alle von den aktuellen Rückrufaktionen betroffenen Erdgasautos nicht an den Erdgaszapfsäulen tanken sollten – jedenfalls so lange nicht, bis rostende Tanks ausgetauscht und die Autos „wieder auf den Stand der Technik gebracht wurden“. Der Rückruf gilt laut SWT für alle Touran- und Caddy-Erdgasmodelle der Baujahre 2006 bis 2010 sowie für alle CNG-Passat der Modelljahre 2009 und 2010.

„Der Erdgasbetrieb von Caddy und Passat ist nach Auffassung unserer Experten unbedenklich“, sagt hingegen VW-Sprecher Michael Franke. Die dringende Empfehlung, kein Erdgas zu tanken, betreffe die Touran-CNG-Modelle der Baujahre 2006 bis 2009, so Franke gegenüber dem TAGBLATT.

Insgesamt waren im Juni und Juli weltweit knapp 7000 Erdgas-Touran – davon rund 4000 in Deutschland – von VW in die Werkstätten gerufen worden. Ab Ende August waren dann etwa 30 000 CNG-Caddy und -Passat (davon 19 000 in Deutschland) betroffen. Bereits 2012 mussten beim CNG-Touran zwei der insgesamt vier Erdgastanks ausgetauscht werden – mindestens seit damals ist das Problem mit korrodierenden Tanks im Volkswagen-Konzern bekannt.

Stadtwerke: Bessere Warnungen an Zapfsäule

Wie berichtet, hatten Marktführer Aral und weitere Tankstellenkonzerne ihren Pächtern empfohlen, fürs Erste kein Erdgas (CNG) mehr zu verkaufen. Hintergrund ist ein Unfall im niedersächsischen Duderstadt (Kreis Göttingen), bei dem am vergangenen Freitag der Fahrer eines Erdgas-Touran schwer verletzt wurde. Beim Tanken war der Druckbehälter geborsten, Splitter flogen mit großer Wucht durch die Gegend. Die Staatsanwaltschaft Göttingen hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

„Der in Duderstadt verletzte Kunde ist von uns bereits im Juni angeschrieben worden“, sagt VW-Sprecher Franke. Der Mann habe die Tanks bei seinem CNG-Touran bis zur Explosion am Freitag allerdings nicht auswechseln lassen.

Im Landkreis Tübingen waren am Stichtag, 15. September, insgesamt 225 Erdgas-Fahrzeuge zugelassen, davon 134 in der Stadt Tübingen. Erdgas-Busse sind keine darunter, so Martina Guizetti, Sprecherin des Landratsamtes Tübingen. Dessen Abteilung Umwelt und Gewerbe ist für die Überwachung der Tankstellen zuständig. Alle fünf Jahre müssen Tankstellen ihre Anlagen vom TÜV prüfen lassen. Guizetti: „Unsere Aufgabe ist es, zu überwachen, dass diese Prüfungen stattfinden.“

Auch die Stadtwerke Tübingen, die etliche Erdgas-Caddy in ihrem Fuhrpark haben, sind von der VW-Rückrufaktion betroffen. „Wir sind von der Sache auch überrascht worden“, so Fritsche. Man habe Kontakt zum Pächter der Aral-Tankstelle aufgenommen, damit eine bessere Beschilderung oder Warnhinweise an der Zapfsäule angebracht werden. Man sei „nicht sehr glücklich, wie das bislang umgesetzt wurde“. Für Fritsche ist jedenfalls klar: „Die Tankstelle ist sicher, das Problem sind die Autos.“

So sieht das auch der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW), der am Mittwoch bekanntgab, es seien „keine Vorfälle an Erdgastankstellen bekannt, die aus technischen Fehlern der Erdgastankstelleninfrastruktur herrühren“. Und weiter: „Nach derzeitigem Kenntnisstand gibt es keinen Schadenszusammenhang zwischen der Erdgastankstelleninfrastruktur und dem Unfall in Duderstadt am 9. September. Die Erdgastankstellen sind sicher.“

Und wie gehen die Reutlinger Stadtwerke mit dem Thema um? Die Fairenergie betreibt drei CNG-Tankstellen: bei ihrem Firmensitz an der Hauffstraße, die Zapfsäule bei der Aral-Tankstelle an der Rommelsbacher Straße sowie die Erdgas-Tankstelle an der Dieselstraße in Gomaringen. Am Donnerstag wurden laut Fairenergie-Sprecherin Heike Stark überall „entsprechende Warnhinweise an den Erdgaszapfsäulen angebracht“.“

So sahen bereits 2014 rostende Erdgastanks beim VW-Caddy aus. Privatbild

So sahen bereits 2014 rostende Erdgastanks beim VW-Caddy aus. Privatbild

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Erstellt:
16.09.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 54sec
zuletzt aktualisiert: 16.09.2016, 01:00 Uhr

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