Des Königs alte Liebe

Unterjesinger zieht‘s zur Altheimer Fasnet

06.02.2016

Von Annette Maria Rieger

Unterjesinger zieht‘s zur Altheimer Fasnet

Er sei ein Träumer, sagt Heinz Möllers. Und so träumt er: Wenn er am heutigen Samstag zur Fasnet nach Horb-Altheim geht, dann wird er nach dem Umzug gucken, wo seine alte Schwanensaal-Liebe sitzt. Da wird er mit seiner Wengerter-Maske einfach hingehen, ihr von hinten auf die Schulter tippen und sagen: „Hallo, Helene.“ Und sie wird antworten: „Hallo, Heinz.“ Als sei es gestern gewesen – und kein halbes Jahrhundert vergangen.

50 Jahre ist es her. Da war Heinz Möllers mit seinen blonden Locken im Saal des großen Altheimer Gasthauses der King. Er hatte zwei, drei Tanzkurse gemacht – und fuhr einen BMW 2002. Damit bretterte er samstagabends von Unterjesingen Richtung Schwarzwald, über Eutingen nach Altheim runter – und direkt vor das weithin bekannte Tanzlokal gleich neben der Walzmühle. Da spielten die Blauen Jungs. Die Badman Group. Das Sieben-Täler-Echo. Jo aus Bühl mit seiner Band Royals. Die hat Möllers am besten gefallen.

Und der „König aus Unterjesingen“, wie man ihn bis heute auf den Fußballplätzen der Region nennt, hat den Mädels gefallen. „Ich war ein verrückter Tänzer, konnte Walzer und Rock’n’Roll. Das hat die Schwarzwald-Mädels begeistert. Die wollten alle unbedingt tanzen!“ Dabei ging’s recht gesittet zu. „Da saßen auf der einen Seite die Jungs, auf der anderen die Mädchen. Dann hat man immer mal so nom guckt – und sie hat rom guckt. Und dann musstest du aufstehen, hinstehen, zu ihr rübergehen – ,darf ich bitten‘?“ Als er mit der schönen Helene tanzte, so weiß er noch, da hat ihn ein Konkurrent am „Hemed“ gezogen. Doch davon hat er sich nicht drausbringen lassen: „Sie hat mir gefallen. Und ich hab’ ihr gefallen. Und dann gab’s halt ein Techtelmechtel.“

Es war die Zeit von Elvis – und die Zeit, in der es auch immer wieder ordentlich gekracht hat im Schwanensaal. Evangelische wie Möllers aus Unterjesingen galten als „Wüstgläubige“ in dem katholischen Flecken. Einen damals landauf, landab gängigen Spruch kennt Möllers bis heute noch: „Es war einmal ein Kater. Da kam der Lützenhardter. Stalingrad.“ Dazu muss man wissen, dass den Lützenhardtern seit Alters der üble Spitzname „Katzenfresser“ anhängt. Möllers lacht, wenn er heute zurückdenkt. Ja, die Lützenhardter kamen auch immer in den Schwanensaal. Und da gab’s dann halt manche Reiberei. Das gehörte damals dazu. Lang ist es her. Nach Lützenhardt geht man mittlerweile ganz behäbig in Kur – und im Schwanensaal spielt schon lange keine Musik mehr. Da werden jetzt Brötchen verkauft. Die Walzmühle aber, die dreht sich heute noch. Und seine Schwanensaal-Liebe, die hat der „König aus Unterjesingen“ nicht vergessen.

So hat sich der 69-Jährige auch sofort sehr dafür ins Zeug gelegt, dass die Unterjesinger Wengerter und Hexen die Einladung zum Umzug nach Altheim annehmen. „Der Vorstand vom Fasnetsclub hat gelacht, als ich gleich Feuer und Flamme war. Der hat bloß gesagt: ‚Aha!‘ Und ich freu’ mich einfach. Ich will halt die Helene ein Mal wiedertreffen.“ Denn die Zeit im Schwanensaal, die war einfach traumhaft schön.

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Erstellt:
06.02.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 35sec
zuletzt aktualisiert: 06.02.2016, 01:00 Uhr

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