Was ist mit Aslan, Leo & Co. passiert?

Ungewöhnliche Häufung: Allein im vergangenen Monat kamen im Gebiet Winkelwiese sechs Katzen abhanden

Seit Anfang August werden in der Wolfgang-Stock-Straße und den angrenzenden Straßen sechs Katzen vermisst. Am Mittwoch meldeten die betroffenen Familien das Verschwinden bei der Polizei. Von den Katzen fehlt jede Spur. Möglicher Täter: ein verletztes Raubtier.

09.09.2016

Von Jill Huschka

Tübingen. Seit 15. August wird der schwarz-braun getigerte Kater Leo nun schon vermisst. Seitdem sucht Familie Mahrdt täglich mit Plakaten nach ihrem geliebten Vierbeiner – vergebens. Außer ihm werden noch fünf weitere Katzen im Bereich der Wolfgang-Stock-Straße vermisst. Allein an den drei Tagen vom 14. bis 16. August kamen drei Katzen abhanden. Am Mittwoch meldeten die Familien das Verschwinden bei der Polizei.

Eines der gesuchten Tiere ist der schwarze Kater mit weißen Pfoten Aslan. Er lebt seit acht Jahren bei der Familie Seybold und sei sonst immer zuverlässig nach Hause gekommen. Der Kater aus dem Tierheim „hat die Kinder in die Schule begleitet, er ist immer an der Ampel sitzen geblieben und hat gewartet bis sie in der Schule waren. Manchmal hat er sogar auf einem Stein gewartet, bis sie wieder kamen“, erzählt Bettina Seybold. Ihr Mann Jörg Walter beschreibt den Kater als sehr familienbezogen. Aslan wartete stets, bis die Kinder eingeschlafen waren, dann erst sei er rausgegangen. Nun fehlt von ihm jede Spur.

Immer wieder werden im Sommer Katzen als vermisst gemeldet. Häufig werden sie in Kellerräumen oder Garagen unbemerkt eingesperrt, weiß Felix Wagner, Leiter des Tierheims Tübingen. Oft werden Tiere angefahren oder von natürlichen Feinden verletzt oder getötet. Vergangene Woche wurde eine Katze im Winkelrain von einem Tier, vermutlich einem Dachs, verletzt. Die Bisswunde passe am ehesten zu dem Raubtier aus der Familie der Marder, denn dieser hat anders wie Hunde oder Füchse kleine, spitze Zähne. Dachse gäbe es dort in der Gegend auf jeden Fall, so Wagner. Er selbst habe dort auch schon welche gesichtet.

Ein Wildtier als mögliche Ursache hält der Tierheimleiter für am wahrscheinlichsten. Allerdings: Dass Dachse junge Katzen angreifen, sei ihm bekannt, aber ausgewachsene Tiere ließen sie eigentlich in Ruhe. „Höchstens ein kranker, aggressiver oder selbst verletzter Dachs würde eine ausgewachsene Katze angreifen.“ Weil es außer der verletzten Katze keinerlei Anhaltspunkte gibt, sei es sehr schwer, eine Aussage zu treffen. An einen statistischen Zufall glaubt aber auch er nicht.

Allerdings würden Katzen auch aus Langeweile gerne losziehen, beispielsweise, wenn die üblichen Bezugspersonen im Urlaub sind und sie von Fremden versorgt werden. So tauchten nach dem Urlaub allein in diesen Sommerferien schon drei vermisst geglaubte Katzen wieder auf. Im Fall Leo war Familie Mahrdt allerdings die ganzen Ferien über zu Hause – dennoch fehlt jede Spur.

Keine Hinweise

auf Tierfänger

Auch im Fall der vermissten Katze Mulle ist auszuschließen, dass sie zum Beispiel mit anderen verwilderten Katzen unterwegs ist. Denn die Katze hatte erst Junge bekommen. „Katzen lassen ihre Jungen nicht einfach alleine zu Hause“ bestätigt Felix Wagner. Über strafrechtlich relevante Ursachen wie zum Beispiel Gift oder organisierten Katzendiebstahl im Kreis Tübingen ist der Polizei nichts bekannt. „Im Moment gibt es keine Hinweise, dass Tierfänger unterwegs sind“, teilt Josef Hönes, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen, mit. Zudem seien ihm in den vergangenen zwei bis drei Jahren keine solchen Fälle in der Gegend bekannt.

Das Tierheim Tübingen rät, vermisste Katzen bei ihm und bei Tasso (siehe Kasten) zu melden. Die Polizei sollte erst bei konkreten Hinweisen kontaktiert werden. Denn diese könne höchstens in der Nachbarschaft nachfragen, ob etwas Auffälliges beobachtet wurde, so Hönes.

Noch haben die Tierbesitzer Hoffnung, ihre Katzen wieder zu finden. Wie beim Fall Grisu: Der Kater entwischte in Gomaringen aus einer Kurzzeitpflege – und tauchte erst nach 13 Monaten wieder auf (wir berichteten).

Info: Hinweise nehmen das Tierheim Tübingen unter 0 70 71/3 18 31 oder Bettina Seybold unter 01 72/7 12 73 92 entgegen.

Kater Leos Markenzeichen ist ein weißer Fleck auf der Brust, der sonst eher ängstliche Kater fehlt seit Mitte August. Privatbild

Kater Leos Markenzeichen ist ein weißer Fleck auf der Brust, der sonst eher ängstliche Kater fehlt seit Mitte August. Privatbild

Der Verein Tasso hilft bei der Rückvermittlung von Tieren

Tasso ist ein Online-Portal, das bei der Rückvermittlung von entlaufenen und gefundenen Tieren hilft. Bei Tasso kann man sein Haustier kostenlos registrieren, damit, falls das Tier entläuft, über die Datenbank die Besitzer ausfindig gemacht werden können. Jedes registrierte Tier bekommt eine Halsbandplakette mit individueller Nummer. Über eine 24-Stunden-Notruf-Hotline können Betroffene entlaufene oder gefundene Tiere melden. Bei entlaufenen Tieren beteiligen sich ehrenamtliche Helfer aus der Region bei der Suche. Zusätzlich können Suchende auf www.tasso.net kostenlos Suchplakate mit einer Beschreibung und Bildern des vermissten Tieres erstellen und bestellen.