Tübingen

Unfug

„Von der Straße, die es (so) gar nicht gibt“ berichteten wir in einem „Übrigens“ am 9. November.

14.11.2017

Von Wolfgang Jacobi, Tübingen

Da reibt man sich die Augen, wenn man auf „Google Maps“ direkt an die Gewerbegebiete Au-Ost und Unterer Wert angrenzend die Nummer einer Bundesstraße liest, die es hier nicht gibt. Die gute, alte B 27 geht auf ihrem Weg von Tübingen nach Kirchentellinsfurt unvermittelt in eine B 297 über, um wenige hundert Meter weiter zurück zur B 27 zu mutieren. Dieses Spiel wiederholt sich mehrmals, bis im Bereich der Kirchentellinsfurter Baggerseen die echte B 297 von der B 27 in Richtung Nürtingen abzweigt. Dieser Murks in den vermeintlich allwissenden Google-Karten hat sich inzwischen auf anderes Kartenmaterial ausgebreitet. Michelin hat ihn sogar weiterentwickelt und nennt diesen Streckenabschnitt „27/297“. Google bringt für die Suche nach „Tübingen B 27“ zur Zeit 86 600 Ergebnisse, für „Tübingen B 297“ aber bereits 23 100. Auch hier blüht dieser Blödsinn. Also will ich ihn mal weiterspinnen:

Auslöser für diesen Unfug könnte eine Art verunglücktes Recycling gewesen sein. Überall im Ländle werden alle naslang Straßenbeläge abgefräst und danach die Deckschicht ersetzt. Das ärgert die Pendler, schafft aber Arbeitsplätze. Das alte Material wird nach Möglichkeit wiederverwendet – zum Beispiel auf anderen Strecken. So wurden vielleicht Teile eines B 297-Belags auf die B 27 aufgebügelt. Die liegt also immer noch unten drunter, ist aber aus der Vogelperspektive für „Google Earth“ nicht mehr zu sehen. „Open Street Map“ hat das längst durchschaut.