Und die Ökologie

Der Leserbriefschreiber stellt zur Bebauung an der Franzosenwiese in Tübingen neue Fragen.

13.01.2017

Von Thomas Merkle

Heftig wurde über Höhe, Breite, Länge der Gebäude diskutiert. Wie aber werden die Flüchtlinge integriert? Wo bleiben ökologische Bauweise und Nachhaltigkeit? Die Info der GWG, die theoretische Lebensdauer eines Gebäudes betrage ca. 80 Jahre, ist real. Eine in die Zukunft gerichtete Bauweise sollte diesem Zeitraum entsprechen. Die geplanten Gebäude erinnern eher an Plattenbauten der 1950er Jahre. Wo bleibt der Passivhaus-, Null-Energie-, oder Plusenergie-Standard? Wo ist die Solarfassade, das Satteldach mit Solaranlage?

Bei 80 Jahren Lebensdauer ist selbst Plusenergie-Standard wirtschaftlich, zumal die Bewohner 0 Euro Energiekosten haben! Angesichts dessen, dass noch mehr Gebäude für Flüchtlinge geplant sind, ist verwunderlich, dass nicht zukunftsgerichtete Baustandards verwirklicht werden. Wo bleibt die Passivhaussiedlung, wie sie andere Städte wie Ulm, Freiburg Schwäbisch Hall verwirklicht haben? Wo bleiben die Aktivitäten der „Zukünftigen Öko-Stadt Tübingen“?

80 Flüchtlinge zentral unterzubringen, erinnert eher an eine Ghetto-Situation als an Integration. Kulturelle und soziale Integration fordert mehr als Bauvorschriften und Stadtplanungs-Richtlinien durchzuboxen. Gebäudeplanung sollte den Weitblick für die Nutzungsdauer beinhalten. Von nachhaltiger Flüchtlings- und Zuwanderungspolitik, wie sie das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) vorsieht, ist man in Tübingen meilenweit entfernt.