Geschmack gefunden

Tübinger Kelter soll umgebaut und weiter gastronomisch genutzt werden

Wohl bekomm´s: In der Tübinger Kelter werden Gäste auch in Zukunft essen und trinken können. Der Planungsausschuss des Tübinger Gemeinderats verwarf jetzt andere Nutzungen. Die Pacht wird neu ausgeschrieben, das Gebäude auf den Stand der Anforderungen gebracht.

29.06.2016

Von Gernot Stegert

Ob im historischen Gebäude oder bei schönem Wetter draußen: Das gastronomische Angebot der Kelter in Tübingen kommt an. Bild: Stegert

Ob im historischen Gebäude oder bei schönem Wetter draußen: Das gastronomische Angebot der Kelter in Tübingen kommt an. Bild: Stegert

Tübingen . Gäste der Gastronomie in der Kelter und der Liquid Bar im selben Gebäude schätzen die besondere Atmosphäre der Kelter in der Schmiedtorstraße. Doch eigentlich ist gar nicht erlaubt, was sich bewährt hat. „Die jetzige Nutzung ist nicht durch eine Baugenehmigung gedeckt“, sagte Simone Hoch von der städtischen Fachabteilung Liegenschaften am Montagabend im Planungsausschuss des Tübinger Gemeinderats.

Auch den eigentlichen Pachtvertrag mit der Firma Gebrüder Schmid hat diese bereits 2013 gekündigt. Mit den Unterpächtern (Gottfried Schönweitz und Ulf Siebert sowie Manolo Savvidis) hatte die Stadt lediglich einen befristeten Vertrag geschlossen und diesen zweimal bis zuletzt Ende 2016 verlängert.

Hinzu kommen bauliche Mängel. Es gebe „keine richtige Küche“, sagte Andreas Haas, Fachbereichsleiter Hochbau. Die Toiletten seien nicht barrierefrei. Der Brandschutz ist nicht auf dem gesetzlichen Stand. Und es gebe „Defizite bei der Elektrik“, sagte GWG-Chef Gerhard Breuninger.

Es bestand also dreifacher Handlungsbedarf. Die Verwaltung erarbeitete eine Beschlussvorlage, die der Planungsausschuss nun einstimmig beschlossen hat. Die Kernpunkte sind:

Die Kelter wird weiter gastronomisch genutzt. Alternative Verwendungen haben weder Verwaltung noch Stadträte überzeugt. Das Gastronomische passe auch gut zur Tradition und zum Eigentümer, der Weingärtnergenossenschaft, sagte Bernd Gugel (AL/Grüne). Diese hat das Gebäude der Stadt bis zum Jahr 2087 in Erbpacht überlassen. Einige Stadträte – wie Ute Leube-Dürr (SPD)– wünschen sich in der Kelter auch vermehrt kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen und Musikkonzerte.

Die Kelter wird zur Nutzung passend umgebaut. Eine Küche wird eingebaut, Sanitäranlagen sollen barrierefrei im Erdgeschoss eingerichtet werden. Die Gebäudetechnik wird überholt, auch die Energieeffizienz verbessert. Und die Brandschutzbestimmungen müssen erfüllt werden. Ein Fahrstuhl zu den bisherigen Toiletten im ersten Stock sei nicht möglich, sagte Haas, weil diese nicht auf einem Niveau mit der Galerie seien. Bei allem ist der Denkmalschutz zu beachten.

Die Pacht wird neu ausgeschrieben. Das beste Konzept, über das eine Optionskommission entscheidet, soll zum Zug kommen. Die bisherigen Pächter können sich bewerben. Baubürgermeister Cord Soehlke möchte künftig aber einen einzigen Ansprechpartner haben. Unter dieser Voraussetzung könne er sich auch Tandemlösungen vorstellen. Bruno Gebhart (AL/Grüne) sagte, das schönste Konzept nutze nichts, wenn es nicht funktioniere. Die aktuelle Doppelnutzung habe sich bewährt. Soehlke geht davon aus, dass es genug Bewerber geben werde, schon wegen der begrenzten Zahl der Konzessionen für die Altstadt. Eine städtische Trägerschaft schließt der Baubürgermeister aus.

Sämtliche Ausschussmitglieder äußerten sich positiv über die neue Regelung. Sie waren „froh über die Klarheit“, wie Ernst Gumrich (Tübinger Liste) es formulierte.

Die Stadt muss für die Umbauten zwischen 350000 und 450000 Euro bezahlen. Das sei aber nur eine „ganz grob gegriffene Zahl“, sagte Haas. Die Pachteinnahmen würden von dem Konzept abhängen.

Die bisherigen Pächter sind erleichtert über den Beschluss und wollen sich wieder bewerben, „Mehr kann man nicht verlangen“, sagte Siebert dem TAGBLATT. Dass auch nach Konzepten entschieden werde, komme ihnen entgegen. Das gastronomische Angebot werde „breit angenommen“, und auch Kultur werde bereits immer wieder geboten. Die Zusammenarbeit mit Savvidis sei so eng, dass man gegenüber der Verwaltung mit einer Stimme spreche.

Alternative Nutzungen der Kelter verworfen

Die Verwaltung hat fünf verschiedene Nutzungen geprüft:

Für Gastronomie eigne sich das Gebäude laut Beschlussvorlage „von seiner Lage in der Stadt, seiner Größe und seiner Struktur sehr gut“.

Als Markthalle hat die Stadt die Kelter bis zum Jahr 2000 betrieben. Die Gründe für die Aufgabe bestünden weiter, es solle keine Konkurrenz zu den Wochenmärkten entstehen, sagte Baubürgermeister Cord Soehlke.

Für die Stadtbücherei sind immer mal wieder alternative Standorte im Gespräch. Die Kelter ist dafür jedoch zu klein, heißt es in der Vorlage.

Das Stadtarchiv braucht mehr Platz. Der Gemeinderat hat jedoch schon die Unterbringung in der Güterhalle beschlossen.

Einzelhandel sei möglich, so die Vorlage, doch fehlten Glasflächen zur Präsentation der Waren. Auch sei die Kelter zu klein, um Anker für die nördliche Altstadt zu sein.

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Erstellt:
29.06.2016, 08:15 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 58sec
zuletzt aktualisiert: 29.06.2016, 08:15 Uhr

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