The Jungle Book

The Jungle Book

Opulente Realverfilmung der Geschichte von Dschungelkind Mogli frei nach dem Roman von Rudyard Kipling.

11.03.2016

Von Cordula Dieckmann, dpa

The Jungle Book

Neuauflagen und Fortsetzungen alter Filme liegen im Trend. „Star Wars“, „Spiderman“ oder „Ghostbusters“ - alles schon mal da gewesen. Nun kehrt ein weiterer Klassiker auf die Leinwand zurück: „The Jungle Book - Das Dschungelbuch“. Disney legt seinen berühmten Zeichentrickfilm von 1967 neu auf, als visuell beeindruckende Mischung aus real gedrehtem Film und Computertechnik.

Inhaltlich ist es „Iron Man“-Regisseur Jon Favreau allerdings leider nicht gelungen, sich von dem Kultfilm zu lösen und Rudyard Kiplings Werk eigenständig zu interpretieren. So ist das neue „Dschungelbuch“ zwar technisch hervorragend umgesetzt, letztlich aber doch nur eine Nacherzählung eines längst bekannten Stoffs. Auch die Leichtigkeit und den Charme der fast 50 Jahre alten Zeichentrick-Vorlage kann der neue Film über weite Strecken nicht erreichen.

Ein paar starke Akzente setzt Favreau dennoch. So ist Moglis Welt dieses Mal nicht so süßlich und gemütlich, wie in Disneys altem Film. Die Geschichte, wie der bei den Wölfen aufgewachsene Menschenjunge gegen den Tiger Shir Khan kämpft, ist wesentlich düsterer und aufregender erzählt und rückt damit näher an Kiplings Bücher heran.

Elefanten-Colonel Hathi ist auch kein trotteliger Anführer. Wenn er mit seiner grauen Herde anrückt, verneigen sich die UrwaldBewohner ehrfürchtig. Außerdem ist Moglis Verhältnis zu seinen Freunden in der neuen Fassung weniger sorglos. Balu (deutsche Stimme: Armin Rohde) etwa ist nicht nur der nette Onkel, mit dem er Spaß hat. Der Bär ist widersprüchlicher; unter seiner Freundlichkeit verbirgt sich einiges an Opportunismus. Auch mit dabei: die Schlange Kaa (Jessica Schwarz), der Panther Baghira (Joachim Król), der böse Shir Khan (Ben Becker) und der Affenkönig Louie (Christian Berkel).

Ein wichtiges Element im neuen „Dschungelbuch“ ist die Spannung. Immer wieder gerät Mogli im Urwald in Gefahr, dramatische Szenen spielen sich ab, für jüngere Kinder vielleicht etwas beängstigend. Einige komische Momente lockern die Stimmung aber auf, ebenso wie die altbekannten Lieder, die durch den Zeichentrickfilm zu Kultsongs wurden. Angesichts der oft düsteren Tonalität des Films wirken sie allerdings fast fehl am Platz.

Wenn Balu im alten Zeichentrickfilm unbekümmert durch den Urwald trampelt, Ameisen unter Steinen aufleckt und sich mit Mogli amüsiert, kann er gar nicht anders, als vor Lebensfreude loszusingen: „Probiers mal mit Gemütlichkeit“. In der Neuauflage ist das nicht so. Zwar freunden sich Mogli und Balu hier auch an, doch innig wirkt ihre Beziehung nicht. Balu ist ohnehin kein Ausbund an Frohsinn, dem man diesen Freudenausbruch so ohne Weiteres abnimmt. Authentischer wirkt Affenkönig Louie, wenn er neidvoll singt: „Ich wäre gern wie du“. Hörenswert im englischen Original ist Scarlett Johansson als die Sinne verwirrende Riesenwürgeschlange Kaa, die Mogli einwickeln will. Leider verschwindet ihr wunderbar verführerisch gesungener Song im Abspann: „Trust in me - Vertraue mir!“.

Das Spektakulärste aber sind die Bilder, geschaffen von einem Team, das schon bei visuell überwältigenden Filmen wie „Avatar - Aufbruch nach Pandora“ oder „Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger“ dabei war. Real gedrehte Filmszenen mischen sich mit digitalen Dschungel-Welten und am Computer geschaffenen Tieren, die so lebensecht wirken, dass die Grenzen verschwimmen. Künstler in Indien schossen außerdem 100 000 Fotos, die als Vorlage für die Gestaltung des üppigen Urwalds dienten.

Normal gedreht wurden dagegen die Szenen mit Mogli-Darsteller Neel Sethi. Keine leichte Aufgabe für den Schüler, dessen Spiel auch etwas distanziert wirkt. Da die Tiere nachträglich eingefügt wurden, hatte er keine echten Spielpartner am Set. Favreau engagierte Puppenspieler, die die Rolle der Tiere übernahmen, im Film aber nicht zu sehen sind.

Ob der neue Film an den Erfolg von 1967 anknüpft, bleibt abzuwarten. Und schon 2017 soll die nächste Neuverfilmung ins Kino kommen, dieses Mal aus den Studios Warner Bros. und inszeniert von Andy Serkis, der mit der Rolle als Schimpanse Caesar in „Planet der Affen - Revolution“ schon einschlägige Erfahrungen sammeln konnte.

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Erstellt:
11.03.2016, 17:16 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 01sec
zuletzt aktualisiert: 11.03.2016, 17:16 Uhr

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Klex 03.05.201622:50 Uhr

Der Film ist schrecklich langweilig. Keine Interessaante Beziehung, kein Witz, keine Überraschung, eine Rachegeschichte wie in einem Karatefilm und ein Werkzeugfetischismus wie in der VW-Werbung. Alles mausetot mit toller Technik. Kauft euch den Disneyfilm von 1967, der hat alles, was diesem fehlt.

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