The Counselor

The Counselor

Ein gieriger Anwalt (Michael Fassbender) gerät in dem Thriller von Ridley Scott ins Visier eines mexikanischen Drogenkartells.

25.11.2013

Von Klaus-Peter Eichele

13.09.2015 Jetzt im Kino: Ridley Scott lässt die Bestie Mensch von der Leine - "The Counselor"
02:17 min
Jetzt im Kino: Ridley Scott lässt die Bestie Mensch von der Leine - "The Counselor" --

Mein Haus, mein Auto, meine Freundin ? der namenlose Counselor (Anwalt), gespielt von Michael Fassbender, gönnt sich von alldem nur das beste und teuerste. Allerdings können seine Einnahmen als eher mittelpreisiger Rechtsanwalt mit dieser Lebensführung nicht Schritt halten. So nutzt der smarte Typ aus El Paso, Texas, seine Kontakte ins halbseidene Milieu, um sich an einem Drogendeal zu beteiligen, der, wie man raunen hört, 20 Millionen Dollar bringen soll. Zwar wird der Counselor allenthalben gewarnt, dass dieses Geschäft eine Nummer zu groß für ihn sein könnte. Doch davon lässt er sich, das Luxusleben mit einer bildhübschen Angebeteten (Penelope Cruz) vor Augen, nicht beirren. Und so nimmt das Unheil seinen Lauf.

Der rohe Plot lässt einen handelsüblichen Drogenthriller erwarten ? aber davon ist der neue Film von Ridley Scott weit entfernt. Einer der Unterschiede ist, dass es außer dem rohen Plot überhaupt keine Handlung gibt. Stattdessen rammen der Regie-Altmeister („Blade Runner?, „Gladiator?) und sein Drehbuchautor, der Pulitzer-Preisträger Cormac McCarthy („No Country For Old Men?), nur die Eckpfosten einer Geschichte in den Wüstensand im Grenzland zwischen den USA und Mexiko. Den Raum dazwischen füllt zunächst höchst unterhaltsam des Councelors schrillbunte Komplizenschar: ein krimineller Jet-Set-Clown, der in der Wüste mit Geparden auf Hasenjagd geht (Javier Bardem), dessen undurchschaubare Gespielin mit Raubtierinstinkt und außergewöhnlichen sexuellen Vorlieben (Cameron Diaz) und ein berufsmüder Ganove von aufgeschwemmtem und zerbeultem Äußeren (trotzdem Brad Pitt). Durch einen dummen Zufall am äußersten Rand der Rumpf-Geschichte gerät diese Bagage, allen voran der Counselor selbst, ins Visier eines brutalen mexikanischen Drogenkartells.

Erzählerisch pendelt Scott zwischen gedehnten, philosophisch angehauchten Dialogpassagen und Action-Einlagen, in denen Menschen auf mal banale, mal bizarre Art ins Jenseits befördert werden. Stilistisch könnte man von einem abstrakten Realismus sprechen, der soziale und menschliche Abgründe in symbolischer Form auslotet: die Gewalt im Grenzgebiet zwischen armer und reicher Welt, aber auch die Gier der vom Luxus geblendeten amerikanischen Mittelschicht ? wobei am Beispiel des gar nicht mal unsympathischen Titelhelden vor allem die Tragik dieses Verlangens zum Vorschein kommt. Dem Tenor der Kritik, die „The Counselor? als wirren Anti-Thriller abgewatscht hat, sei demnach widersprochen: Es ist der beste Film von Ridley Scott seit dem legendären „Blade Runner?.

Schrille Typen, edles Palaver, bizarre Morde: Der etwas andere Drogenthriller.

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Erstellt:
25.11.2013, 12:00 Uhr
Aktualisiert:
26.02.2014, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 12sec
zuletzt aktualisiert: 26.02.2014, 12:00 Uhr

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Klex 27.12.201312:00 Uhr

Cameron Diaz (Malkina) masturbiert an der Windschutzscheibe »wie ein Putzerfisch am Aquariumglas«. So gut sind die Dialoge, auch wenn der Gegenstand für den Film nicht typisch ist.
"The Counselor" ist melancholisch-brutal, sehr intelligent und im Gegensatz zum normalen Hollywoodfilm (wie oft bei Riddley Scott) ausgesprochen realitätsnah und ein bisschen kalt, denn wie Malkina richtig sagt »Wahrheit hat keine Temperatur«.
Alle Klischees werden gegen den Strich gebürstet: Rache wird geübt, aber sie trifft die Falschen, wie das im wirklichen Leben mehr Regel als Ausnahme ist. Kein Wunder, dass viele Kritiker enttäuscht sind, weil der Film ihrem hollywoodvernebeltenErwartungshorizont nicht entsprcht. Begriffen hat ihn nicht nur HP Eichele, sondern auch Hartwig Tegeler vom Deutschlandfunk:
http://www.deutschlandfunk.de/the-counselor-eine-antike-tragoedie-in-texas.807.de.html?dram:article_id=270288

Obwohl es viele (leider nicht unsympathische) Tote gibt, ist »The Counselor« nicht sadistisch wie »Savages« oder »Django«. Vielmehr ist er von derselben Melancholie erfüllt, die noch »Kill Bill« gerettet hat und die Django so schmerzlicvh entbehrt. Ridley Scott weidet sich nicht an der Gewalt, sondern stellt nur ihre bedauernswerte Realität fest, auch wenn er eine gewisse Sympathie mit dem tötenden Raubtier und der eingekerkerten Rächerin nicht verhehlt. Aber Geparden sind ja wirklich schöne Tiere, und eine Mutter, die ihren Sohn verliert, hat auch als Ungeheuer noch immer Mitleid verdient. Zudem finden die schlimmsten Grausamkeiten gar nicht vor der Kamera statt, sondern bleiben der Fantasie des Counselors und des Zuschauers überlassen.
Trotz der philosophischen Dialoge war der Film keine Minute langweilig, wenn auch durchgehend beklemmend, aber das sollte ein Film über das Töten und über die USA von heute doch auch sein. Natürlich ist es ein bisschen frustrierend, dass nicht das Gute siegt und die Heilige, nicht die Hure, dran glauben muss, aber das entspricht ja immerhin der Tradition.
Zur Entspannung zieh ich mir natürlich auch noch Fack ju Göhte rein.

kurpfalz 05.12.201312:00 Uhr

Spätestens nach Cameron Diaz auf dem Ferrari rausgehen und Fack Ju Göhte!

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