Tanna - eine verbotene Liebe

Tanna - eine verbotene Liebe

Variation von Romeo und Julia am Schauplatz der Südseeinsel Tanna.

06.01.2017

Von Dorothee Hermann

Tanna

Der grandios fotografierte Auftaktfilm „Tanna“, gedreht an Originalschauplätzen auf der gleichnamigen Südseeinsel, stützt sich auf eine herzzerreißende Liebesgeschichte in einem Urwalddorf fern vom Alltag des 21. Jahrhunderts.

Wie eine Zeitreise in ein verlorenes Paradies mutet der ungewöhnlich opulente Auftaktfilm des Frauenwelten-Festivals an. Die Yakel auf der Insel Tanna im Südwestpazifik leben in atemberaubenden Landschaften, überwuchert von Pflanzen, mit schäumenden Wasserfällen, im Einklang mit der Natur. Alles, was sie zum Leben benötigen, finden sie im umgebenden Urwald.

Ein feuerspeiender Vulkan wird als weibliches Orakel verehrt (und wirft nebenbei überwältigende Panorama-Aufnahmen ab). Die Gemeinschaft richtet sich nach den Botschaften, die ihr Schamane empfängt und kennt die Heil- und die zerstörerischen Kräfte der Pflanzen. Dennoch ist derSpielfilm weit davon entfernt,esoterische Weltfluchtfantasien zu bedienen.

Die zwölfjährige Selin (wunderbar quecksilbrig: Marceline Rofit) blickt mit modernen Augen auf diese Welt und akzeptiert wie eine Wissenschaftlerin nichts als selbstverständlich. Sogar der Tabu-Wald, wo die Ermordeten begraben sind, schreckt sie nicht. Die Männer der Familie sagen, es fehle ihr an Respekt.

Die quasi-paradiesische Symbiose von Mensch und Natur endet abrupt, als Selins ältere Schwester Wawa (Marie Wawa) zur Frau geworden ist und zum ersten Mal den Männern präsentiert werden soll. Dass sie sich in Dain (Mungau Dain), den Enkel des Clanchefs, verliebt hat, muss ein Geheimnis bleiben, von dem zunächst nur die vorwitzige Selin weiß, weil sie überall herumstreicht und ihr nichts entgeht.

Am Beispiel von Wawa tun sich die Schattenseiten des Paradieses auf: Ein überkommener Brauch wird scheinbar gnadenlos an ihr und ihrem Geliebten durchexerziert, wonach das Überleben der Gemeinschaft wichtiger ist, als die Gefühle des Einzelnen.

Wawa soll dem Häuptling der verfeindeten Imedin als Braut übergeben werden, um so die mörderische Feindschaft zwischen den beiden Clans zu beenden. „Arrangierte Ehen sind das Herzstück unserer Tradition. Ohne diese Bündnisse könnten wir nicht überleben“, versucht einer der (männlichen) Dorfältesten zu argumentieren. Man habe diesen Brauch gegen die Kolonisatoren wie auch gegen die Christen verteidigt. Die beiden Regisseure Martin Butler und Bentley Dean sind eigentlich Dokumentarfilmer. Sie lebten sieben Monate bei der Gemeinschaft der Yakel, um ihr archaisches Liebesdrama zu drehen. Die Darsteller sind Laien, die zuvor nie vor einer Kamera standen, aber mit großer Hingabe in den Rollen aufgehen. Nur der Soundtrack gibt die jeweils angezeigte Gefühlslage manchmal ein bisschen zu aufdringlich vor.

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Erstellt:
06.01.2017, 11:11 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 13sec
zuletzt aktualisiert: 06.01.2017, 11:11 Uhr

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