Mit Würze und Salz

TV Rottenburg holt 0:2-Rückstand auf, verliert aber dennoch

Trotz Aufholjagd in Satz 3 und vier haben es die Rottenburger Volleyballer vor 1700 Zuschauern am Ende nicht geschafft: Sie verloren am Samstag 2:3 gegen die Netzhoppers KW Bestensee.

15.10.2017

Von Vincent Meissner

War an seinem 19. Geburtstag vor allem in Angriff schlagkräftig: Rottenburgs Außenangreifer Tim Grozer. Nächste Woche haben die Rottenburger spielfrei.Bild: Ulmer

War an seinem 19. Geburtstag vor allem in Angriff schlagkräftig: Rottenburgs Außenangreifer Tim Grozer. Nächste Woche haben die Rottenburger spielfrei.Bild: Ulmer

Während die Netzhoppers etwas Schwierigkeiten hatten, wie sie ihr Siegerfoto für die Sozialen Netzwerke am besten arrangieren, gab’s für den TV Rottenburg nach einem spektakulären Auftakt in die Saison 2017/18 Applaus von den Rängen. Denn nach zwei schwachen ersten Sätzen hatte sich der TVR zusammengerissen und fand zurück ins Spiel – auch wenn am Ende die Netzhoppers siegten. „Die Enttäuschung hält sich in Grenzen“, sagte TVR-Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger. Was auch an der schwierigen Vorbereitung des TVR mit vielen Ausfällen liegt. KW-Routinier Björn Andrae sagte: „Im ersten Saisonspiel ist immer ein bisschen Nervosität dabei.“

Die Startformation

Rottenburgs Trainer Müller-Angstenberger schickte zunächst Zuspieler Philipp Jankowski, die Außenspieler Tim Grozer und Idner Martins, Diagonalangreifer Johannes Mönnich, die Mittelblocker Lars Wilmsen und Paul Henning sowie Libero Dirk Mehlberg aufs Feld. Jankowksi hatte eine starke Vorbereitung gespielt, weshalb der Trainer ihm den Vorzug vor Federico Cipollone gab. Mit Mehlberg statt Johannes Elsäßer wollte er Routine in die Mannschaft bringen.

1. Satz

Das Spiel begann zunächst ausgeglichen. Grozer beendete einen der spektakulärsten Ballwechsel mit einer tollen Rettungsaktion von Martins mit dem Punkt zum 3:3. Doch beim 6:6 kam Netzhoppers-Außenspieler Theo Timmermann zum Aufschlag und knallte den Rottenburgern die Bälle – unter anderem mit vier Assen – dermaßen um die Ohren, dass der Satz beim 14:6 vorentschieden war. Der Aufschlag ins Netz von Philip Trenkler, der für Grozer gekommen war, beendete den Satz mit 15:25.

2. Satz

Im Zuspiel brachte Trainer Müller-Angstenberger Cipollone für Jankowski. „Für Jankowski tut’s mit leid“, sagte Müller-Angstenbeger. „Mit so einer Annahme kannst du nicht viel anfangen.“ Trotzdem wechselte er. Und auch Grozer kam zurück. Der Satz entwickelte sich ausgeglichen bis zum 11:11. Auf beiden Seiten gab’s jedoch viele Aufschlagfehler. Für den glücklosen Mönnich kam beim 8:10 Ferenc Németh auf Diagonal. Mit einem Finten-Doppelpack zum 17:13 durch KW-Zuspieler Luke Herr und die beiden erfolgreichen Angriffe zum 20:15 von Diagonalangreifer Filip Gavenda (Topscorer mit 27 Zählern), den der TVR nie ganz in den Griff bekam, war der Satz durch. Der TVR machte in dieser Phase viel zu wenig Druck im Aufschlag. Nach Grozers Fehler stand es 18:25.

3. Satz

In der Zehn-Minuten-Pause gab’s dann eine Ansprache von Kapitän Martins. „Er hat gesagt, wenn wir zurückkommen, dann über die Emotionen“, berichtete Paul Henning. Zwei Asse in Serie von Grozer brachten den TVR mit 9:8 in Führung – und die gab Rottenburg auch nicht mehr her. „Da kam Würze und Salz in unser Spiel“, sagte Müller-Angstenberger. „Und dann schmeckte es auch auf einmal.“ Wobei KW beim zweiten Ass heftig protestierte, dass der Ball im Aus gewesen sei. „Da regen wir uns über ein, zwei Entscheidungen zu sehr auf“, sagte Andrae hinterher. „Aber nach der Zehn-Minuten-Pause hatten wir auch den Rhythmus verloren.“ Beim 12:8 wechselte KW den Zuspieler: Für Herr kam Sascha Kaleck. 18:13 führte der TVR, doch KW kam noch mal auf 19:18 und 22:21 ran. Aber nach vielen Aufschlagfehlern in der Schlussphase machte Paul Henning den ersten Satzsieg der neuen Saison für Rottenburg klar zum 25:21.

4. Satz

Ein seltener Anblick bot sich den Zuschauern zu Beginn: Der 280-fache Nationalspieler Andrae – von Müller-Angstenberger zum besten KW-Spieler gekrönt – flog unter einem Zuspiel durch – und es stand 2:1 für den TVR. Andraes Reaktion: Beim nächsten Angriff donnerte er den Ball so ins Rottenburger Feld, dass Lars Wilmsen im Block keinerlei Chance hatte. Martins Aufschlagserie von 11:11 auf 15:11 brachte den TVR in die Spur – und die Halle zum Toben. Bei Rottenburg klappte die Block-Feld-Abwehr nun besser. KW kam wieder ran auf 20:19 und 21:20. Doch Martins Ass zum 25:20 erlöste die Rottenburger Fans.

5. Satz

Im Tiebreak war’s bis zum 3:3 ausgeglichen. Dann zog KW dank einer Aufschlagserie von Andrae davon. Der TVR kam in diesem Nervenspiel dank Martins erfolgreichen Angriffen zwar immer wieder ran auf einen Punkt, doch die Führung holten die Rottenburger nicht mehr. „Im 5. Satz zollen wir auch unserer mentalen und physischen Situation Tribut“, sagte Müller-Angstenberger. Beim 10:12 brachte der Trainer Mönnich für Németh. Doch der Wechsel zahlte sich nicht aus. Erst blockte Mönnich ins Aus (10:14), dann blieb sein Aufschlag zum zweiten Matchball für KW an der Netzkante hängen, und das Spiel war vorbei. „Wir haben uns gut zurückgekämpft und verdient gewonnen“, bilanzierte Andrae.

Wie fit ist Ferenc Németh nach seinen Knie-Operationen?

Nicht ganz einig über den Fitness-Zustand von Ferenc Németh waren der Rottenburger Diagonalangreifer selbst und sein Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger. Während Németh sich nach seinen beiden Knie-Operationen – vor 6 Monaten am linken und vor 3 Monaten am rechten – bei 80 Prozent seiner Leistungsfähigkeit sieht, sprach Müller-Angstenberger von 50 bis 60 Prozent. Mehr als zwei Sätze könne Németh aktuell konditionell kaum spielen. In der entscheidenden Phase im fünften Satz holte der Trainer Németh raus, obwohl der nach eigenem Bekunden gerne weitergespielt hätte. „Dann hätte er eine andere Körpersprache zeigen müssen“, sagte Müller-Angstenberger. „Er hat ja auch keine Pässe mehr gekriegt.“ Immerhin ist Németh schmerzfrei und sagt: „Es wird von Woche zu Woche besser.“