Den Rivalen entthront

TSG Tübingen ist neuer Stadtpokal-Sieger / Jeffrey Kyei bester Torschütze

Spät wurde es gestern Abend in der Paul-Horn-Arena. Um 22:52 Uhr stemmte Daniel Gottschalk den Tübinger Stadtpokal in die Höhe. Nach einem Finale, welches vor 1200 Zuschauern zwischen dem Sieger TSG Tübingen und dem TSV Hirschau nicht die Brisanz der Halbfinals erreichte.

09.01.2016

Von Moritz Hagemann

Da feiert es sich gut: Das eigene Logo auf dem Hallenboden, den Stadtpokal gewonnen – ein erfolgreiches Heimspiel der TSG Tübingen. Bild: Ulmer

Da feiert es sich gut: Das eigene Logo auf dem Hallenboden, den Stadtpokal gewonnen – ein erfolgreiches Heimspiel der TSG Tübingen. Bild: Ulmer

Tübingen. Da saß er also. Knut Kircher, der Bundesliga-Schiedsrichter. Auf einer Holzbox, in der Ecke der Paul-Horn-Arena. Dabei lief doch gerade das große Finale. Zwischen Gastgeber TSG Tübingen und Bezirksligist TSV Hirschau. Doch genau darin lag das Problem: Kircher pfeift für Hirschau. „Da müssen wir schon völlig neutral bleiben“, sagte der 46-Jährige. Und Felipe Merino-Katsaras (SSC Tübingen) leitete das Endspiel. Eines, welches früh in eine Richtung kippte: in die der TSG. Winter-Zugang Tobias Dierberger (vom FC Rottenburg) schoss schon nach 20 Sekunden das 1:0, Jonas Frey nach sechs Minuten den 2:0-Endstand. Das Finale schien spätestens entschieden, als Tübingens Co-Trainer Goran Divljak zweieinhalb Minuten vor dem Ende auf der Tribüne aufsprang. Und seinem Torhüter Stefan Baumann nach Glanztat mit geballter Faust zurief: „Stark Junge!“ Nicht umsonst wurde Baumann von den Trainern zum Keeper des Turniers gewählt.

Hirschaus Esad Huskic: „Bin wie Oliver Kahn“

Und die Hirschauer waren auch nicht gänzlich unzufrieden. „Die TSG ist der verdiente Sieger“, sagte Hirschaus Esad Huskic. Der hatte den Zorn der meisten Zuschauer auf sich gezogen, als er in der Zwischenrunde gegen den SSC Tübingen den Neunmeter zum 3:3-Endstand (nach 3:0-SSC-Führung) herausholte. In typischer Manier: Huskic fällt um, mit dem Rücken zum Tor und schreit. Anschließend quittierte das Publikum dessen Aktionen mit lautstarken Pfiffen. Dem 36-Jährigen war’s egal. „Ich bin wie Oliver Kahn“, schmunzelte Huskic nach der Final-Niederlage. „Wenn alle gegen mich sind, bin ich am stärksten.“

Nerven bewies er: Im Halbfinale war Hirschau praktisch schon durch, als Felix Eggensperger vom SV 03 Tübingen zwei Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit zum 1:1 traf. Huskic hatte den TSV per Drehschuss in Führung gebracht (5.). Und verwandelte dann im Neunmeterschießen den entscheidenden Schuss, nachdem Hirschaus Keeper Bugra Erkan gegen Nulldrei-Stratege Ersah Öztürk parieren konnte. Im kleinen Finale besiegte der SV 03 Tübingen den SSC Tübingen mit 3:2.

Der SSC stellte mit Jeffrey Kyei allerdings den besten Torschützen (elf Treffer) – und nach Meinung der meisten Zuschauer auch besten Spieler des Turniers. Im ersten Halbfinale war Kyeis Mannschaft am späteren Sieger TSG Tübingen mit 2:3 gescheitert. „Ich glaube, die waren konditionell noch einen Tick stärker als wir“, sagte der 26-Jährige. „Und sie haben unsere Fehler eiskalt ausgenutzt.“

Hallensprecher Frank Lukas hatte nach dem Halbfinale vom „vorweggenommenen Finale“ gesprochen. Das nahm ihm eine Fanschar übel. Die trug Gelb-schwarz: vom SV 03 Tübingen, dessen Fans sich auf der Tribüne echauffierten. Doch nach dem Halbfinal-Aus war klar, dass der Nulldrei nach vier Jahren in Serie den Stadtpokal nicht wieder gewinnen wird. „Das war unsere Devise“, sagte Daniel Gottschalk vom Sieger TSG, der vom Final-Einzug seines Heimatklubs TSV Hirschau überrascht war: „Ich hatte den SSC und den SV 03 auf der Rechnung.“ Gottschalk wurde auch noch eine Botschaft an den im Skiurlaub weilenden Trainer Michael Frick los: „Ich werde einen Stiefel von ihm einfordern!“ Bei der „Players Night“ im Sportheim wurde der Titel gefeiert.

Bei der TSG waren sie nach vier Tagen Stadtpokal sowieso zufrieden. „Es ist eine super Geschichte gewesen“, bilanzierte Abteilungsleiter Michael Welz. Und sprach sich für einen Verbleib in der Horn-Arena aus: „Ich denke, dass es der Fußball in dieser Stadt verdient hat, hier neben Basketball und Volleyball einmal im Jahr präsent zu sein.“ Das Turnier sei ohne größere Verletzungen abgelaufen, was Welz auch der fehlenden Rundumbande zuschrieb.

TVD dominiert bei den Jungen, TSG bei den Älteren

Die Vorrunde der E-Junioren hatte der TV Derendingen I mit drei Siegen und 20:0-Toren beendet. Und dieser Favoritenrolle wurde der TVD-Nachwuchs gerecht. Im Finale war der SV Pfrondorf mit 0:1 unterlegen. Dritter wurde der SSC Tübingen II durch ein 3:1 über den TSV Lustnau I.Bester Torjäger war Lustnaus Luca Kress (acht Tore), bester Keeper Derendingens Nils Eissler. Das Turnier der A-Junioren dominierten die Gastgeber von der TSG Tübingen. Zuerst setzte sich die TSG-Zweite im Halbfinale mit 5:4 gegen die Zweite des TV Derendingen durch. Danach besiegte die TSG-Erste den TSV Lustnau glatt mit 4:0. Im spannenden Finale schlug schließlich die Erste der TSG, bestehend aus den jüngeren 98er-Jahrgängen, die durchweg ein Jahr älteren Teamkollegen der zweiten Mannschaft mit 3:2. Im Spiel um Platz drei besiegte der TVD Lustnau mit 2:1. Mit sechs Treffern war Ferdinand Schwarz (TSG II) der erfolgreichste Torschütze. Sein Teamkollege Noah Rupp wurde bester Torhüter.