Ess-Anfälle

Süßes als besondere Belohnung

Tübingens Klinische Psychologen wollen Binge-Eatern mit einer neuen Methode helfen und suchen Probanden.

31.08.2017

Von uja

Jennifer Svaldi. Privatbild

Jennifer Svaldi. Privatbild

Etwa zwei Millionen Menschen leiden in Deutschland unter der Binge-Eating-Störung. Das heißt: Sie stopfen immer wieder, wie bei einem Anfall, Speisen mit sehr vielen Kalorien in sich hinein. In Tübingen versuchen die Klinischen Psychologen seit mehreren Jahren, den Betroffenen mit verhaltenstherapeutischen Programmen zu helfen. So versuchen sie etwa, die Wahrnehmung des eigenen Körpers zu verbessern, die bei vielen Binge-Eatern gestört ist.

Der Psychologe Dustin Werle hat jetzt gemeinsam mit seiner Kollegin Hannah Münch eine neue Methode entwickelt, die stärker auf die Ess-Anfälle selbst eingeht, auf ihre Ursachen und Wirkungen. Die beiden Psychologen, die zur Arbeitsgruppe von Prof. Jennifer Svaldi gehören, gehen davon aus, dass Binge-Eater über eine besonders hohe „Belohnungssensitivität“ verfügen. Das heißt: „Wenn es den Patienten schlecht geht, wirkt das Essen von besonders kalorienhaltigen Nahrungsmitteln bei ihnen besonders stark als Belohnung“, sagt Werle.

Für Binge-Eater ist deshalb auch die Werbung für Essen sehr gefährlich. „Wenn Sie heute durch die Stadt gehen, sehen Sie ja überall Essenswerbung. Das übt auf Menschen mit dieser Ess-Störung einen besonders hohen Reiz aus.“

Die meist hochprofessionell gemachten Fotos, in denen Süßes verlockend gut in Szene gesetzt wird, erzielen bei Binge-Eatern „sehr, sehr schnell große Aufmerksamkeit“, weiß Werle. Mit Hilfe eines computerisierten Programms möchten er und Münch den Betroffenen deshalb helfen, mit solchen Reizen besser umzugehen.

Werle hofft, dass er schon mit ein paar Trainings-Sitzungen bei den Betroffenen einen etwas entspannteren Umgang mit den Ess-Reizen erzielen kann. „Es geht um vier Sitzungen und eine kurze Zeit vorher und nachher.“ Für das Programm suchen die beiden Psychologen jetzt Interessierte, die zu einem solchen kurzen Training bereit wären. „Die Probanden sollten erwachsen sein und regelmäßig unkontrollierte Ess-Anfälle erleiden.“