Storm und der verbotene Brief

Storm und der verbotene Brief

Im Antwerpen zur Zeit der Reformation wird ein zwölfjähriger Junge in ein aufregendes Abenteuer verwickelt.

01.01.2017

Von Klaus-Peter Eichele

Storm und der verbotene Brief

Als erster Leinwand-Beitrag zum 500-jährigen Jubiläum der Reformation (genauer: des Thesenanschlags in Wittenberg) kommt jetzt dieser niederländische Jugendfilm in die deutschen Kinos. Er führt ins Antwerpen des Jahres 1521, wo die ersten Vorboten eines Glaubens-Wandels von der katholischen Inquisition brutal unterdrückt werden.

Titelheld Storm ist ein zwölfjähriger Junge, der seinem Vater Klaas, einem Drucker, bei der Herstellung von Büchern zur Hand geht. Im Gegensatz zu seiner streng altgläubigen Ehefrau hegt Klaas Sympathien für die neue religiöse Lehre, von der er sich, wie viele Stadtbewohner, auch größere persönliche Freiheit verspricht. So lässt er sich überreden, einen Brief Luthers, in dem der Reformator die Antwerpener zum Widerstand gegen die Inquisition aufstachelt, illegal zu vervielfältigen.

Doch die Sache fliegt auf; Storms Vater wird in den Kerker geworfen und soll als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Mit Hilfe eines Waisenmädchens, das im Untergrund der Stadt haust, will sein Sohn die Hinrichtung verhindern – und nebenher auch noch den Druckstock mit dem Aufruf zur Revolte vor den Häschern in Sicherheit bringen.

Mit seiner strikten Gut/Böse-Schematik, der Verklärung Luthers zur freiheitlichen Lichtgestalt und der Dämonisierung des Römisch-Katholischen, überschreitet der Film des holländischen Jugendfilm-Spezialisten Dennis Bots mitunter die Grenze zur Propaganda. Auch mit historischer Authentizität ist es oft nicht weit her: mental sind die beiden jugendlichen Helden den heutigen „Fünf Freunden“ verwandter als dem Jungvolk der frühen Neuzeit.

Dafür glänzt der Film mit imposanten Kulissen. Die verwinkelten Gassen der mittelalterlichen Stadt, die Katakomben und Abwasserkanäle, in denen sich ein Großteil der Geschichte zuträgt, sorgen für eine schön unheimliche Atmosphäre. Wenn in der zweiten Hälfte die abenteuerliche Handlung Fahrt aufnimmt, lässt auch die Spannung nichts zu wünschen übrig. Und als Erkenntnisgewinn für jüngere und ältere Zuschauer bleibt auf alle Fälle hängen: Ohne den Buchdruck hätte die Reformation vermutlich nie stattgefunden.

Spannender Jugendfilm in historischer Kulisse – aber man darf nicht alles glauben.

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Erstellt:
01.01.2017, 11:11 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 00sec
zuletzt aktualisiert: 01.01.2017, 11:11 Uhr

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