Inklusion

Stolpersteine gibt es auf der Gass’ und im Netz

Signalstreifen und freie Gehwege: Behindertenbeirat gab Rottenburger Verwaltung einige Aufgaben mit.

21.11.2017

Von Philipp Koebnik

A. Thalmüller Bilder: Koebnik

A. Thalmüller Bilder: Koebnik

Um herauszufinden, wo Verbesserungsbedarf besteht, unternahmen Mitglieder des Behindertenbeirats der Stadt im September einen Rundgang. Er führte sie vom Bahnhof über die Eberle-Brücke und den Metzelplatz bis zum Marktplatz und zur neuen Stadtbibliothek. An zahlreichen Stellen besteht nach Auffassung des Gremiums Handlungsbedarf.

• Die Gehwege seien oft verstellt durch Werbetafeln sowie Auslagen vor den Geschäften und durch die Marktbeschicker.

• Die Hinweisschilder am Behindertenparkplatz Sportgelände Hohenberg seien schwer zu erkennen.

• Die Tür der öffentlichen Behinderten-Toilette hinterm Rathaus und die Außentür zur neuen Stadtbibliothek könnten Rollstuhlfahrer nur schwer öffnen.

• Wenn ein Benutzer der öffentlichen Behinderten-Toilette den Notfall-Knopf drückt, leuchtet nur eine Lampe an der Außenwand. Dort laufen aber wenige Leute vorbei. Das Signal sollte vielmehr ins Rathaus gehen, regte der Beirat an.

• Die Treppen im öffentlichen Raum und in öffentlichen Gebäuden mit Publikumsverkehr sollten durch Signalstreifen an der ersten und der letzten Stufe gekennzeichnet werden.

In den Gebäuden der Volkshochschule und der Hospitalverwaltung seien an beiden Treppenseiten Handläufe notwendig.

• Das Denkmal Jüdisches Leben in Rottenburg am Metzelplatz sollte besser gesichert werden.

• Wenn Hinweistafeln, Kurztexte, Fahrpläne, Türschilder und ähnliches erneuert werden, möge man Großschrift wählen.

• Im Winter solle nicht nur die Straßenmitte vom Schnee geräumt werden, damit Gehbehinderte leichter die Geschäfte erreichen.

Schritt für Schritt werde man die genannten Punkte angehen, sicherte Oberbürgermeister Stephan Neher in der Sitzung des Behindertebeirats am Donnerstag zu. Insgesamt haben die Beiratsmitglieder 58 Kritikpunkte und Verbesserungsvorschläge zusammengetragen. Das Gremium wählte außerdem einstimmig den 28-jährigen Andreas Thalmüller zum ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten. Als seinen Stellvertreter bestimmten die Beiratsmitglieder den 71-jährigen Josef Saile. Er setzte sich mit 9 zu 3 Stimmen gegen Armin Rist durch.

Website in leichter Sprache

Um Inklusion zu verwirklichen, gibt es noch einiges mehr zu tun für die Verwaltung. So soll es einzelne Seiten der städtischen Website bald in leichter Sprache geben. Das helfe auch Menschen mit Migrationshintergrund, sagte Birgit Reinke, Leiterin des Amts für Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerengagement.

Problematisch sei indes, dass die meisten Formulare von außen – etwa vom Landratsamt – kommen, worauf man keinen Einfluss habe. Zumindest die Einstiegsseiten mit den Beschreibungen der Formulare wolle man aber in leichter Sprache verfügbar machen, so Reinke.

Emanuel Peter (Die Linke) versprach, sich im Kreisrat für die Erstellung von Formularen in leichter Sprache stark machen zu wollen, und auch der Kreisbehindertenbeauftragte Willi Rudolf sicherte am Donnerstag zu, sich dafür einzusetzen. Er wies darauf hin, dass für Sehbehinderte auch die Kontraste auf der Website eine große Rolle spielen.

Darüber hinaus soll es künftig möglich sein, sich die Texte auf der Website vom Computer vorlesen zu lassen. Die Stadt Kastellan nutze diese Möglichkeit bereits, berichtete Reinke. Für Anschaffung und Pflege dieses Readspeaker-Programms sind schon jetzt 3000 Euro im Haushalt eingestellt.

Josef Saile Bilder: Koebnik

Josef Saile Bilder: Koebnik

Der Behindertenbeirat: Aufgaben und Zusammensetzung

Der vor einem Jahr gegründete Behindertenbeirat der Stadt Rottenburg soll die Interessen von Einwohnerinnen und Einwohnern mit Behinderung vertreten. Er trägt bei zur „Verwirklichung einer aktiven und umfassenden Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen, sozialen, kulturellen und politischen Leben“, wie es in der Präambel seiner Geschäftsordnung heißt. Das Gremium setzt sich zusammen aus Vertretern der vier größten Gemeinderatsfraktionen, einem Vertreter der weiteren Fraktionen und bis zu neun ehrenamtlichen Mitgliedern. Den Vorsitz hat der Oberbürgermeister inne.

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Erstellt:
21.11.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 42sec
zuletzt aktualisiert: 21.11.2017, 01:00 Uhr

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