Blüten des Straßenbaus

Stillstand ohne Verzögerung beim Bau der B28 neu

Die künftige Bundesstraße beginnt in Rottenburg mit einer Insolvenz. Der Weilheimer Knoten wird fast schon zum Netz. Die Planer zeigen noch nicht alles.

09.06.2017

Von Gert Fleischer

Nicht ganz fertig geworden, weil die Baufirma aus Dunningen insolvent wurde: Jetzt steht die Brücke, die für die B28neu gebraucht wird, erstmal rum, die Restarbeiten werden neu ausgeschrieben. Benötigt wird das Bauwerk nicht vor 2019, deshalb gibt es keinen Stress. Bild: Fleischer

Nicht ganz fertig geworden, weil die Baufirma aus Dunningen insolvent wurde: Jetzt steht die Brücke, die für die B28 neu gebraucht wird, erstmal rum, die Restarbeiten werden neu ausgeschrieben. Benötigt wird das Bauwerk nicht vor 2019, deshalb gibt es keinen Stress. Bild: Fleischer

Es geht schon gut los“, unkte der Kiebinger Lehrer Bernhard Herrmann per Mail an unsere Zeitung. Er meinte den steckengebliebenen Bau einer Brücke neben der Rottenburger Osttangente. Das Bauwerk gehört zur Bundesstraße 28 neu, die künftig Rottenburg und Tübingen direkter verbindet und Dörfer links und rechts des Neckars vom Verkehr entlasten soll. Auf der Brücke liegt künftig die B28 neu kurz vor ihrer Einmündung in die Osttangente nahe der Neckarbrücke.

Zeitliche oder finanzielle Nachteile, wie sie Herrmann befürchtet, gibt es laut Baudirektor Gunther Junginger, dem Leiter des Referats 47.1 Straßenbau Nord beim Regierungspräsidium (RP), aber nicht. Die Restarbeiten an der Rottenburger Brücke werden demnächst neu ausgeschrieben, anschließend bekomme der Insolvenzverwalter sein Geld abzüglich eines noch zu errechnenden Betrags für den Schadenersatz. Eine Verzögerung für das gesamte Straßenbauvorhaben trete nicht ein, weil der Abschnitt zwischen Bühl und Rottenburg als zweiter Bauabschnitt erst ab 2019 begonnen wird.

Mehr tut sich zunächst am anderen Ende, in Tübingen auf Höhe des Weilheimer Bahnübergangs und des Real-Einkaufsmarkts. Die im vorigen Jahr dort beim Tulpenfeld aufgetürmte Vorschüttung hat sich soweit gesetzt und gefestigt, dass die Brücke und ihre Zufahrten betoniert werden können.

Zwei Kreisel auf Hochplateau

Zwischen den beiden jetzt zu sehenden Rampen führt später die B28 hindurch. Auf dem Überbau rollen dann die Autos zwischen Hirschau und Weilheim. Weil es aber weitere Verkehrsbeziehungen gibt und alle Richtungen kreuzungsfrei angeschlossen werden sollen, wird – so erklärte es Junginger – nördlich der bereits vorhandenen Anschüttung ein ähnlich, also sechs, sieben Meter hohes Plateau entstehen, auf dem ein Kreisverkehr mit den nötigen Verzweigungen angelegt wird.

Das Gleiche gibt es auf der anderen Seite der B28 noch vor dem Bahngleis. Außerdem wird dort die L 370 von und nach Kilchberg auf einer weiteren Brücke über das Gleis geführt. Den jetzigen Bahnübergang bei Weilheim gibt es künftig nicht mehr. Ausführungspläne, die das ziemlich raumgreifende Straßengewirr veranschaulichen, gibt das RP nicht heraus, weil sie noch nicht endgültig sind.

Im Vergleich dazu werden die Anschlüsse in Rottenburg schlichter. Das geht, weil hier der Verkehr nicht ganz so dicht sei, sagt Junginger. Die noch nicht ganz vollendete Brücke bleibe die einzige dort, die Anschlüsse lassen sich nach derzeitigem Stand ohne Kreisverkehre meistern.

Bei Kiebingen entsteht die berühmt-berüchtigte, im Ort als „Murksbauwerk“ titulierte Überführung über die B28 neu. Ein Stück weiter Richtung Tübingen wird eine Abfahrt zur Kiebinger Kläranlage gebaut. Von Tübingen aus fährt man einfach rechts ab, von Rottenburg aus ordnet man sich auf einer Linksabbiegerspur ein und wartet, bis die durch Induktionsschleife gesteuerte Ampel den Gegenverkehr stoppt und biegt ab.

Ein Jahr lang Umleitungskehre

Eine weitere Brücke über die B28 neu entsteht beim Bühler Gewerbegebiet „Bonlanden“. Sie wird wichtig, wenn die Bundesstraße von Tübingen her bis dorthin fertig ist. Denn aus Sicherheitsgründen kann erst dann die Brücke über die Bahn beim Weilheimer Knoten gebaut werden. Der Verkehr von Norden her Richtung Weilheim, Kilchberg oder zum Real-Markt wird dann für rund ein Jahr über eine insgesamt zirka fünf Kilometer lange Umleitung geführt. Ende 2020 soll es dazu kommen.

Überbleibsel des Zweiten Weltkriegs am Gleis

300 Stabbrandbomben, 150 Kilo Munitionsreste und eine Handgranate fand, entschärfte gegebenenfalls und entfernte der Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg bei seinen Untersuchungen des Untergrunds der Trasse für die neue B28 zwischen Rottenburg und Tübingen. Stabbrandbomben sind zwischen 30 und 60 Zentimeter lange, wenige Zentimeter dicke und ein bis zwei Kilo schwere Rohre, die meist keine Sprengwirkung haben, sondern mit einem Brandsatz und einem Aufschlagzünder ausgerüstet sind. Sie sollen Feuer verursachen. Im Zweiten Weltkrieg wurden sie eingesetzt und in Bündeln abgeworfen, massenweise etwa über Dresden, bis zu 650 000 Stück bei einem Angriff. Bahnlinien wie im Neckartal waren als Teil der Infrastruktur strategische Ziele. Die Kampfmittelbeseitiger haben ihre Suche noch nicht ganz abgeschlossen.

Zum Dossier: Neubaustrecke der B28

Zum Artikel

Erstellt:
09.06.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 58sec
zuletzt aktualisiert: 09.06.2017, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.

Push aufs Handy

Die wichtigsten Nachrichten direkt aufs Smartphone: Installieren Sie die Tagblatt-App für iOS oder für Android und erhalten Sie Push-Meldungen über die wichtigsten Ereignisse und interessantesten Themen aus der Region Tübingen.

Newsletter


In Ihrem Benutzerprofil können Sie Ihre abonnierten Newsletter verwalten. Dazu müssen Sie jedoch registriert und angemeldet sein. Für alle Tagblatt-Newsletter können Sie sich aber bei tagblatt.de/newsletter auch ohne Registrierung anmelden.
Das Tagblatt in den Sozialen Netzen
    
Faceboook      Instagram      Twitter      Facebook Sport
Newsletter los geht's
Nachtleben, Studium und Ausbildung, Mental Health: Was für dich dabei? Willst du über News und Interessantes für junge Menschen aus der Region auf dem Laufenden bleiben? Dann bestelle unseren Newsletter los geht's!