Querpass Über skurrile Kritik am Pariser Slogan für die Olympiabewerbung

Sprachhüter in Wallung

22.02.2017

Von Wolfgang Scheerer

Gar nicht leicht haben es die Bewahrer der französischen Sprache: „Le week-end“ ist und bleibt „très fashion“, sehr modisch. „Vacancelle“ hatte als korrekte Bezeichnung fürs Wochenende beim Volk nie eine Chance. Im Französischen, heißt es, sind mehr Anglizismen im Gebrauch als im Deutschen. Doch jetzt war's too much!

Gegen „Made for sharing“ (sinngemäß: Gemacht für alle), den Slogan der Pariser Olympiabewerbung für 2024, klagen mehrere Organisationen vor dem Verwaltungsgericht: „Die Hauptstadt der französischsprachigen Welt knickt nicht nur vor der Sprache Shakespeares ein, sondern auch vor der Donald Trumps“, entrüstete sich Präsident Bernard Pivot von der Goncourt-Akademie für Literatur. Ein Gesetz von 1994 „betreffend den Gebrauch der französischen Sprache“, verabschiedet auf Veranlassung des damaligen Kulturministers Toubon, macht den skurrilen Vorstoß möglich.

Verstehe die Grande Nation, wer will. Schließlich wird der Wort-Schatz, den Molière, Flaubert, Simone de Beauvoir und viele andere veredelten, von knapp 300 Millionen Menschen weltweit gesprochen, ist in 13 Staaten alleinige Amtssprache.

Französisch ist also nicht in Gefahr, sondern gemacht für die Ewigkeit. Und dabei lieber verspielt als verstaubt. Sportliches Beispiel: Zuletzt war „zlataner“ en vogue. Das Verb meint, was der seinerzeit für Paris St. Germain stürmende Zlatan Ibrahimovic als Fußballer kann: absolut dominieren. Den Sprachhütern wird das nicht besonders gefallen haben. Gut, dass „Ibra“ inzwischen in England spielt.