Einst mit angeklebten Bärten auf die Fasnet

Seit 40 Jahren wirft sich die Schwalldorfer Lumpenkapelle ins Fasnetsgetümmel

Mit 13 Musikern ist die Lumpenkapelle Schwalldorf auf der Fasnet unterwegs. Die Zahl ist kein Zufall. „In unseren Transporter passen mit dem Fahrer 14 Leute. Und außerdem kann man mit größeren Kapellen die Fasnetslokale nicht bespielen.“ Das sagt Heinz Wütz, Mitbegründer der Lumpenkapelle und noch immer aktives Mitglied. Er ist für die große Trommel zuständig.

10.01.2017

Von Werner Bauknecht

Mit einem Repertoire von drei Liedern hat die Lumpenkapelle Schwalldorf vor 40 Jahren angefangen. Mittlerweile haben sie 123 Stücke drauf und spielen, wenn‘s sein muss, auch mal kurzerhand einen aktuellen Hit ein. Bild: Privat

Mit einem Repertoire von drei Liedern hat die Lumpenkapelle Schwalldorf vor 40 Jahren angefangen. Mittlerweile haben sie 123 Stücke drauf und spielen, wenn‘s sein muss, auch mal kurzerhand einen aktuellen Hit ein. Bild: Privat

Entstanden ist die Kapelle vor 40 Jahren aus dem Schützenverein Schwalldorf heraus. Gerade vier oder fünf Mitglieder hatten sie zu Beginn. Ihr Repertoire: Drei Lieder, eins davon „Sabinchen war ein Frauenzimmer“. Für ihr verwegenes Aussehen ließen sie sich vom Friseur Helmut Saile Bärte ins Gesicht kleben.

Mittlerweile sind die Mitglieder ausgefuchste Musiker. Nicht zuletzt auch Wütz’ Sohn Harald. Eigentlich spielt er Trompete und Horn, war auch schon Mitglied der Rottenburger Stadtkapelle. Während der Fasnet bläst er aber die Posaune. „Immerhin“, sagt er lachend, „war ich als dreijähriger Steppke schon dabei und habe auf eine Trommel gehauen.“

Die meisten Mitspieler kommen aus der Region, spielen in Musikvereinen. „Bloß die Klopfer nicht“, sagt Heinz Wütz, und meint sich und alle Schlagwerker damit. Da gibt es Bieringer, Hirrlinger, Kiebinger, auch Frommenhausener Musiker, die im Musikverein Hirrlingen spielen. „Alle höchst versiert“, betont Harald Wütz.

Vor der Fasnet treffen sie sich zwei bis drei Mal zur Probe. Das langt, heißt es. Mittlerweile haben sie ein Repertoire von 123 Liedern. „Die sind abrufbar“, sagt Heinz Wütz, „aber manche spielen wir ganz selten, weil sie zu sehr mit dem Zeitgeist verbunden waren.“ Andererseits verlangt gerade der Zeitgeist auch immer wieder Neues, etwa Helene Fischers „Atemlos.“ Um so ein Stück einzuspielen treffen sich die Musiker eine halbe Stunde vor der der Veranstaltung. Das genügt. Zwanzig bis dreißig Lieder spielen sie pro Auftritt.

Einer Tradition folgen sie seit nunmehr dreißig Jahren – sie spielen jedes Jahr am „Schmotziga“ auf dem Cannstatter Wochenmarkt. „Dort ist es einzigartig“, berichtet Harald Wütz, „alleine schon die wahnsinnige Stimmung.“

Nur einmal wollte der Veranstalter experimentieren, engagierte eine andere Kapelle. Die Schwalldorfer spielten stattdessen in Friedrichshafen, auf Einladung eines Ex-Ortsvorstehers aus Kiebingen, der inzwischen dort wohnte. „Noch während wir in Friedrichshafen waren“, erzählt Heinz Wütz, „riefen die Cannstatter an und baten uns, nächstes Jahr wieder zu ihnen zu kommen.“ Was sie auch taten.

Sie spielten auch schon weit außerhalb der Region, etwa in Aschaffenburg. Einmal seien sie mit dem Zug nach Stuttgart gefahren und hätten in Tübingen einen Halt eingelegt. Als sie dort ein paar Stücke zum Besten gaben, erzählt Wütz, „haben die Leute geguckt, als kämen wir von einem anderen Stern.“

Bei Umzügen spielen sie kaum, auch nicht in Rottenburg. „Das ist uns zu lang und zu anstrengend.“ Da ist ihnen ein Auftritt im Rathaus lieber, oder einer in den beliebten Fasnetskneipen.

Doch heuer haben sie anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens auch ihr eigenes Fest. Am Samstag, 14. Januar, feiern sie ab 19.33 Uhr in der Frommenhausener Von-Wagner-Halle. Das Programm ist bunt, bietet Hexentanz, Showtanz und befreundete Lumpenkapellen etwa aus Kiebingen oder Börstingen, dazu Musikvereine und die Rottenburger Marinekameradschaft. Der Eintritt ist frei.