Handball-Landesliga

Seit 20 Jahren im Verein

Roman Midinet (25) hat in Mössingen von der F-Jugend bis zu den Herren alle Teams durchlaufen – und auch seine Familie ist im Verein aktiv.

18.02.2017

Von David Scheu

Augen zu und durch: Roman Midinet (rechts) von der Spvgg Mössingen (hier gegen den aktuellen Tabellenführer der Landesliga, die HSG Fridingen).Bild: Ulmer

Augen zu und durch: Roman Midinet (rechts) von der Spvgg Mössingen (hier gegen den aktuellen Tabellenführer der Landesliga, die HSG Fridingen).Bild: Ulmer

Fast wäre Roman Midinet beim Fußball gelandet. Dorthin nahm Papa Udo den damals sechsjährigen Knirps nämlich mal mit. „Aber er hat mich eher mitgeschleppt, das hat mir einfach keinen Spaß gemacht“, sagt Midinet, der es stattdessen kurz darauf bei den Mössinger Handballern versuchte. Und dort sofort hängen blieb. Ende der 1990er Jahre war das, in der F-Jugend der Sportvereinigung. Das Tempo im Spiel und die gesunde, aber faire Härte sind bis heute das, was den Handball für Midinet im Vergleich zu vielen anderen Sportarten so reizvoll macht.

Inzwischen hat der heute 25-Jährige alle Teams der Sportvereinigung durchlaufen, ist Leistungsträger im Rückraum des Herrenteams in der Landesliga. Dabei ist Midinet in guter Gesellschaft – denn eigentlich ist jedes Familienmitglied irgendwie im Mössinger Handball aktiv: Bruder Axel (19) spielt in der zweiten Mannschaft, trainiert aber teils schon in der ersten mit und möchte dort auch im Sommer angreifen. Schwester Esther (23) spielte im Damenteam, ehe sie aus beruflichen Gründen ins Ausland zog. Und Vater Udo (61) ist im Organisationsteam des Vereins aktiv – akquiriert beispielsweise Sponsoren und ist vor allem an Heimspieltagen im Großeinsatz: Getränke verkaufen, Werbung auf- und abhängen, die Halle aufräumen. „Gerade weil wir so viele Zuschauer haben, ist auch ein sehr großes Helferteam nötig. Ohne das ging’s echt nicht“, sagt Roman Midinet.

Frischer Wind und neuer Blick

Dass sich die Mössinger oft als Handball-Familie bezeichnen, sei demnach tatsächlich gelebte Realität und keine leere Phrase, so Midinet: „Es gibt hier viele Freundschaften. Nicht nur mannschaftsintern, sondern auch zwischen den Teams.“ Ein wichtiger Faktor für den vereinsinternen Zusammenhalt sind laut Midinet auch die Fans. Mit durchschnittlich 300 bis 400 Zuschauern bewegt sich die Sportvereinigung klar im oberen Bereich der Landesliga. Und muss mit diesem Zuschauerzuspruch auch den Vergleich mit den hiesigen Fußball-Teams derselben Liga nicht scheuen.

Hauptverantwortlich für die gute Stimmung: das „Commando Steinlach“, das die Spieler lautstark nach vorne singt und trommelt. Und zwar nicht nur die erste Mannschaft der Herren. „An Heimspieltagen sind die teils den ganzen Tag in der Halle, nicht nur bei unseren Spielen“, sagt Midinet, „das muss man schon hoch anrechnen.“ Wegen all dieser Faktoren habe er während seiner gesamten 20 Jahre im Verein auch nie ernsthaft über einen Wechsel nachgedacht.

Stattdessen möchte Midinet aus der aktuellen kleinen sportlichen Talsohle gemeinsam mit dem Team rauskommen. „Ehrlich gesagt glaube ich, dass wir durch das Tal schon durch sind“, sagt der 25-Jährige. Nach einer kleinen Niederlagen-Serie blieb Mössingen zuletzt wieder drei Mal in Folge unbesiegt. „Klar, wir hatten einige wirklich schwache Spiele. Danach haben wir uns aber an der Ehre gepackt. Und zuletzt hat der Trend dann auch wieder nach oben gezeigt“, sagt Midinet. Und ergänzt: „Wir messen uns auch nicht nur an Ergebnissen und Tabellenplätzen.“ Ziel sei in erster Linie ein attraktiver Handball und die Integration selbst ausgebildeter Nachwuchsspieler in den Aktiven-Teams. „Wenn das gleichzeitig sportlich erfolgreich ist und mittelfristig die Württembergliga dabei herausspringt, würde sich hier auch niemand dagegen wehren“, sagt er.

Bei der Fortsetzung dieses Trends helfen könnte ab Sommer auch der neue Trainer Michael Tröster: „Er kann mit uns sicher den nächsten Schritt gehen“, sagt Midinet. Und er will das gar nicht als Kritik am aktuellen Coach Michael Gruber verstanden wissen: „Der Michi hat seine Sache wirklich gut gemacht. Aber nach einer gewissen Zeit tut einfach frischer Wind und ein neuer Blick gut.“

Keine besondere Motivation notwendig

Die Aufstiegsränge sind für die Mössinger Landesliga-Handballer nach einer Serie von sechs sieglosen Spielen zwischen November 2016 und Januar 2017 etwas aus dem Blick geraten: Tabellenführer Fridingen ist enteilt, auf den zweitplatzierten TV Neuhausen II fehlen sechs Punkte – aufgrund der Zweipunkte-Regel also drei Siege, wobei die Sportvereinigung noch ein Spiel mehr zu absolvieren hat. Doch auch wenn der Aufstieg gelaufen sein sollte, die Saison ist es noch lange nicht. „Wir sind es unseren Zuschauern schuldig, die schlechten Spiele vergessen zu machen“, sagt Roman Midinet, „und vor einer Kulisse von 400 Fans ist man sowieso immer in der Pflicht.“ Außerdem brauche vor dem Heimspiel in der Steinlachhalle gegen den punktgleichen Tabellennachbarn HSG Böblingen/Sindelfingen (Samstag, 20 Uhr) ohnehin niemand im Team eine Extra-Motivation, so Midinet: „Das waren in den letzten Jahren immer hitzige und enge Spiele, die Rivalität ist groß.“

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Erstellt:
18.02.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 16sec
zuletzt aktualisiert: 18.02.2017, 01:00 Uhr

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