Freibad bleibt nach Unfall geschlossen

Sechs Verletzte durch Chlorgas-Austritt in Dettenhausen

Im Dettenhauser Freibad sind am Mittwochmorgen sechs Menschen durch ausgetretenes Chlorgas verletzt worden. Das Bad wurde evakuiert und blieb vorerst geschlossen.

23.08.2017

Von Hans-Jörg Schweizer

Im technischen Bereich des Dettenhauser Freibades kam es am Mittwoch zum Austritt von Chlorgas. Bild: Franke

Im technischen Bereich des Dettenhauser Freibades kam es am Mittwoch zum Austritt von Chlorgas. Bild: Franke

Bei den Verletzten handelt es sich um vier Frühschwimmerinnen, den Schwimmmeister sowie einen Techniker. Sie erlitten durch das ausgetretene Chlorgas Atemwegsreizungen.

Der diensthabende Schwimmmeister hatte gegen 8 Uhr stechenden Gasgeruch bei einem Technikraum bemerkt und zunächst den Techniker gerufen, der die Wasseraufbereitungsanlage betreut. Um 9.40 Uhr wurde auch die Feuerwehr alarmiert: Mehr als 50 Feuerwehrleute waren im Einsatz, knapp die Hälfte davon aus Dettenhausen, die restlichen von der Feuerwehr Tübingen, die mit einigen Spezialisten für solche Fälle anrückte.

Auch Einsatzkräfte des Rettungsdienstes kümmerten sich um die beiden Männer sowie um die vier Schwimmerinnen im Alter von 64 bis 70 Jahren, die zum Frühsport im Freibad waren. Die Verletzten klagten über Kopfschmerzen und Unwohlsein. Vier von ihnen begaben sich zur Überwachung in eine Klinik.

Ursache des Gasaustritts war laut Polizei der abgebrochene Anschluss einer Dosierpumpe. Dadurch spritzte literweise zwölfprozentige Natriumhypochloridlösung in den Raum, aus der das Chlorgas verdampfen konnte, erklärt der Tübinger Feuerwehrkommandant Michael Oser: In dem Raum sei alles nass gewesen.

Als die Feuerwehr eintraf, hatte der Techniker bereits den Anschluss gewechselt, so dass keine weitere Flüssigkeit mehr austrat. Das Gelände am Dettenhauser Mühlweg wurde dennoch komplett evakuiert. Die Anwohner wurden vorsorglich aufgefordert, ihre Fenster geschlossen zu halten. Der Feuerwehreinsatz, während dem auch die umliegenden Straßen gesperrt wurden, war nach einer Stunde beendet.

Das Freibad bleibt nun laut Polizei zumindest am heutigen Mittwoch geschlossen. Am morgigen Donnerstag soll eine Spezialfirma aus Reutlingen den Technikraum reinigen. Der Arbeitsbereich Gewerbe und Umwelt des Polizeipräsidiums Reutlingen hat die Ermittlungen zur genauen Ursache aufgenommen.

Schwimmmeisterin Edith Rabel zeigt die Anlage, aus der am Mittwoch Natriumhypochloritlösung ausgetreten ist. Diese wird über Pumpen und Schläuche aus Kanistern gesaugt und zur Keimabtötung dem Badewasser zugesetzt. Ein Schlauch war undicht geworden, Natriumhypochloritlösung trat aus und Chlorgas verdampfte. Bild: Franke

Schwimmmeisterin Edith Rabel zeigt die Anlage, aus der am Mittwoch Natriumhypochloritlösung ausgetreten ist. Diese wird über Pumpen und Schläuche aus Kanistern gesaugt und zur Keimabtötung dem Badewasser zugesetzt. Ein Schlauch war undicht geworden, Natriumhypochloritlösung trat aus und Chlorgas verdampfte. Bild: Franke

Ein Großaufgebot der Feuerwehren aus Dettenhausen und Tübingen rückte in Dettenhausen an. Bild: Feuerwehr

Ein Großaufgebot der Feuerwehren aus Dettenhausen und Tübingen rückte in Dettenhausen an. Bild: Feuerwehr

Die Dettenhauser Ortsdurchfahrt war während des einstündigen Einsatzes gesperrt. Bild: Feuerwehr

Die Dettenhauser Ortsdurchfahrt war während des einstündigen Einsatzes gesperrt. Bild: Feuerwehr

Polizei, Feuerwehr und Gemeindeverwaltung machten sich im Freibad ein Bild von der Lage. Bild: Feuerwehr

Polizei, Feuerwehr und Gemeindeverwaltung machten sich im Freibad ein Bild von der Lage. Bild: Feuerwehr

Bis der mit Natriumhypochloridlösung kontaminierte Technikraum gereinigt ist, bleibt das Dettenhauser Freibad geschlossen. Bild: Feuerwehr

Bis der mit Natriumhypochloridlösung kontaminierte Technikraum gereinigt ist, bleibt das Dettenhauser Freibad geschlossen. Bild: Feuerwehr

Antibakterielle Wirkung

Chlorgas wird in vielen Bädern zur Desinfektion des Badewassers verwendet. Reagiert Chlor mit Wasser, so entsteht Hypochlorit, das antibakterielle Wirkung hat. Deshalb wird die Chlorung in der Wasseraufbereitung von Trinkwasser und vor allem von Schwimmbadwasser genutzt. Gasförmig ist Chlor hochgiftig. Das gelblich grüne Chlorgas ist schwerer als Luft. Wird es eingeatmet, greift es Atemwege und Lunge an, löst in hoher Konzentration Atemnot aus und kann schließlich auch zum Tod führen.

Es war schon vor dem Unfall geplant, die Aufbereitungsanlage des Dettenhauser Freibads nach der Saison im Herbst abzureißen. Eine neue Anlage soll dann mit Chlorgranulat statt Chlorgas betrieben werden.

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Erstellt:
23.08.2017, 11:44 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 09sec
zuletzt aktualisiert: 23.08.2017, 11:44 Uhr

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