Ein Teil der Pfingstreiter-Erfolgsfamilie (von links): Christoph Rebmann (Sieger 2017), Vater Gerhard Rebmann (Sieger 1981) und Matthias Rebmann (Sieger 2013). Privatbild

Ein Teil der Pfingstreiter-Erfolgsfamilie (von links): Christoph Rebmann (Sieger 2017), Vater Gerhard Rebmann (Sieger 1981) und Matthias Rebmann (Sieger 2013). Privatbild

Eine Wurmlinger Pfingstreiter-Dynastie

Schon der Urgroßvater war erfolgreich

Der diesjährige Sieger Christoph Rebmann war der Vierte innerhalb der Familie, der beim Wurmlinger Traditionsturnier siegreich war. In den vier Generationen fehlt nur der Großvater, weil er in Hailfingen wohnte und deshalb nicht mitmachen durfte.

16.06.2017

Von Dunja Bernhard

Als Christoph Rebmann vorige Woche den Wurmlinger Pfingstritt gewann, war er der Vierte aus der Familie Biesinger/Rebmann, der sich in die Siegerliste eintragen konnte. 1928 gewann sein Urgroßvater Pius Biesinger den traditionellen Ritt. Vater Gerhard Rebmann trug 1981 den Baum und damit den Sieg davon. Vor vier Jahren siegte Christoph Rebmann Bruder Matthias.

In der Reihe fehlt nur Großvater Anton Rebmann. Er durfte nicht mitreiten, „weil er von Hailfingen war“. Doch nachdem er 1960 der Liebe wegen nach Wurmlingen gekommen war, ließ auch ihn die Faszination für den Pfingstritt nicht mehr los. „Er mischte mit, bis es nicht mehr ging“, erzählt Gerhard Rebmann.

Vater Gerhard Rebmann ist mit der Landwirtschaft aufgewachsen. Er saß schon als Kind auf Pferden. Deshalb galt er im Jahr 1981 neben einem anderem Burschen, dessen Familie ebenfalls Pferde besaß, als Favorit. Das eigene Pferd nahm Rebmann jedoch nicht für den Pfingstritt. „Das wäre nicht zum Baum hin“, sagt er dazu. Ein Bauer aus Kiebingen half mit seinem Gaul aus.

Dass schon sein Opa gewonnen hatte, wusste Gerhard Rebmann damals noch nicht. Die im Heft abgedruckte Siegerliste reichte 1981 nur bis 1949 zurück. Denn von 1938 bis 1948 fand der Pfingstritt nicht statt. Die früheren Gewinner wurden erst später recherchiert, erzählt er.

Noch heute fiebert Gerhard Rebmann bei jedem Pfingstritt mit. „Die Erinnerung an den Sieg von damals wird alle zwei Jahre wieder aufgefrischt“, sagt er. „Vergessen wird man das nie.“ 30 Kerls seien sie damals im Vorbereitungsteam gewesen. 14 von ihnen traten auf Pferden gegeneinander an.

Dieses Foto vom Wurmlinger Pfingstritt dürfte in den 1920er-Jahren entstanden sein. Damals gewann auch Pius Biesinger, Urgroßvater des Siegers von 2017. Wer auf diesem Foto abgelichtet ist, ist unbekannt. Privatbild

Dieses Foto vom Wurmlinger Pfingstritt dürfte in den 1920er-Jahren entstanden sein. Damals gewann auch Pius Biesinger, Urgroßvater des Siegers von 2017. Wer auf diesem Foto abgelichtet ist, ist unbekannt. Privatbild

Gerhard Rebmann hat in einem dicken Ordner alles gesammelt, was er über die Pfingstritte in die Finger bekommt. Neben Fotos, Pfingstrittheften und Zeitungsausschnitten verwahrt er darin auch ein Heft mit der Pfingstpredigt von 1928.

Sein Sohn Christoph Rebmann, der Sieger 2017, hatte vor den Pflichtreitstunden für die Pfingstrittteilnehmer noch nie auf einem Pferd gesessen. Er sei jedoch ziemlich entspannt gewesen, sagt er. „Ich kann gut mit Tieren.“ Auch dass er nach zehn Reitstunden Tier und Hof wechseln musste, weil sein erstes Trainingspferd sich verletzt hatte, hinderte ihn nicht daran zu siegen. „Ich wollte mitreiten und ich wollte eine Chance haben“, sagt er. Wenn er etwas mache, dann richtig oder gar nicht. Wenn Vater, Bruder oder Cousin Hoffmann Marcel vom Pfingstritt erzählten, strahlten sie immer. „Da muss was dran sein“, habe er sich gedacht.

Christoph Rebmann kann sich noch genau an die drei Durchgänge erinnern. Wie am Start die Pferde neben seinem tänzelten und sich drehten. Wie auch sein Pferd Chiron unruhig wurde. Dann der Proberitt. Der erste Durchgang, in dem er nur einen Ast erwischte, aber den Baum nicht herausziehen konnte. Und dann der entscheidende letzte Ritt. Als am Start der Zügel riss. Dass er sich ganz weit hinaus lehnen musste, um den Baum zu fassen zu kriegen. Wie der Fuß aus dem Steigbügel rutschte und er nicht wusste, ob er sich auf dem Pferd halten konnte. „Der Baum hat mich wieder hoch geschoben.“ Und dann: Der Sieg.

Christoph Rebmann verkörperte die Figur des Butz‘ im Umzug und im historischen Schauspiel, die dem eigentlichen Ritt vorausgehen. Sein Vater, der vor 36 Jahren ebenfalls der Butz war, hatte ihn in das Laubkleid eingebunden.

Wenn kein Pfingstreiter es schafft, den Baum herauszuziehen, dann wird der Butz zum Sieger erklärt. Deshalb schlüpften in den vergangenen Jahren manchmal diejenigen in diese Verkleidung, die nicht im Wettkampf mitreiten konnten. So erhielten auch sie eine Chance auf den Sieg.

Deshalb wohl sei der Eindruck entstanden, dass der Butz nicht mitreitet, sagt Christoph Rebmann. Dass sei aber keineswegs historisch. „Ich wollte zeigen, dass der Butz durchaus mitreitet.“

Was hat sich für den Studenten des Wirtschaftsingenieurwesens seit Pfingstmontag verändert? Er werde im Dorf von vielen Menschen auf den Sieg angesprochen, sagt er. Außerdem wissen nun einige seiner Karlsruher Mitstudenten, was der Wurmlinger Pfingstritt ist. Denn er lud sie ein, bei dem Spektakel dabei zu sein.

Auf ihre Siege sind die Rebmanns stolz. Doch noch wichtiger sei die Kameradschaft, die zwischen den Jahrgängern durch die zweijährige Vorbereitung entstehe, sagen Vater und Sohn übereinstimmend.

Reiten als Hobby kann sich Christoph Rebmann nicht vorstellen. Das müsse man leben, sagt er. Dafür fehle ihm die Zeit. „Es war aber“, sagte er, „auch nicht das letzte Mal, das ich auf einem Pferd gesessen habe.“

Wurmlinger Pfingstritt 2017

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Wurmlinger Pfingstritt 2017. Bild: Rippmann
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© ST

Wurmlinger Pfingstritt 2017. Bild: Rippmann
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Wurmlinger Pfingstritt 2017. Bild: Rippmann
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Erstellt:
16.06.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 17sec
zuletzt aktualisiert: 16.06.2017, 01:00 Uhr

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